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Ein Rückblick auf die Weltausstellung in Wittenberg

Montag, 07. August 2017, 14:58 Uhr
Wenn Luther durch die Straßen zieht...
Der Kirchenkreis Südharz in Wittenberg bei der Weltausstellung

Viel Kritisches war schon über den „Erfolg“ der Weltausstellung in Wittenberg zu lesen. Unser Kirchenkreis war als Mitglied der EKM dort und hat seine ganz eigenen Erfahrungen mitgebracht. Eindrücke weit entfernt von Jammern und Pessimismus. Mit insgesamt 12 Mitgliedern teilten wir uns die 6 Tage Dienst im Bugenhagenhaus hinter der Stadtkirche. Aus den verschiedensten Gründen sprechen alle Beteiligten von einer wirklich guten Zeit.

Unser mitsamt Gattin mitgereister Präses der Kreissynode Dr. Uwe Krieger zeigt sich begeistert von den zur Verfügung gestellten Räumen, die technisch keine Wünsche offen lassen, ebenso wie von der aufmerksamen Betreuung durch die Mitarbeiter der EKM.

Der Aufbau unseres Südharzer Materials nahm einige Stunden in Anspruch, wobei wir die zur Verfügung gestellte Technik sehr gut verwenden konnten. Heraus kam eine informative, lebendige Ausstellung, die vom Reformationsjubiläumsjahr im Kirchenkreis erzählt und sehr positive Gästebucheinträge hervorrief. Aufwendig gestaltete Banner zeigten die „12 Schritte“, die unser Kirchenkreis im Laufe des Jahres Richtung Reformationsjubiläum geht. Viele Gemeinden haben sich auf die Spuren ihrer ganz eigenen Reformationsgeschichte gemacht. Aber auch vier Schulprojekte waren mit vor Ort – die Ausstellung des Nordhäuser Humboldt-Gymnsiums „Natur zur Zeit der Reformation“, die Übersetzungen von Myliustexten einer Lateinklasse, Reformationsspiele einer Religionsklasse, die vor Ort gespielt werden konnten, ebenso wie die Ergebnisse des Schreibwettbewerbs an dem sich viele Schüler beteiligt hatten.

So gab es für alle Altersklassen einiges zu entdecken und vom ökologisch abbaubaren Luftballon bis zum Schal mit Fairtrade-Siegel auch manches mitzunehmen.

Doch der Star des Auftritts unseres Kirchenkreises war die 3,50 m hohe und 30 kg schwere Lutherfigur, die der Schüler Konrad Schwarze regelmäßig geduldig auf seinen Schultern durch die Straßen Wittenbergs trug. Wir kennen die Figuren, die die Nordhäuser Kunstschule für uns gestaltet hat bereits vom Festumzug, dem ökumenischen Stadtgottesdienst und dem Kreiskirchentag. Immer waren sie der Hingucker. Und auch in Wittenberg zückten nahezu alle Besucher ihr Handy um Fotos zu machen. Von der Kellnerin im Café bis zur asiatischen Schülerreisegruppe kuschelte sich alles an die Großfigur. Begleitend zum Auftritt des Südharzer Luthers wurden Flyer verteilt, die auf den Standort unserer Ausstellung im Bugenhagenhaus aufmerksam machten. Besonders gern wurden auch die neuen Puzzle der EKM genommen, die Lutherstationen in der EKM sichtbar machen.

Welche Eindrücke nehmen wir aber nun mit nach Hause?

Winfried Berger, Prädikant im Kirchenkreis, hat einige Ideen für zu Hause mit im Gepäck, darunter die Gestaltung der offenen Gottesdienste, wie die alltägliche Abendandacht auf dem Marktplatz. Raus aus den Kirchen, rein in die Gesellschaft.
Die eigene Ausstellung wird ihm als Ort der guten Gespräche in Erinnerung bleiben. Gespräche mit Menschen von Minnesota bis Brandenburg. Mit Menschen, die sich großenteils sehr viel Zeit nahmen. Aber auch an kurze Grüße von Menschen, die mit Reisegruppen unterwegs waren und bedauerten für die „kleinen“ Veranstaltungen jenseits der touristischen Magnete keine Zeit zu haben.

Seine Frau Christine freut sich, dass schon fast ein bisschen Kirchentagsstimmung in Wittenberg aufkommt. „Nachhaltig beeindruckt hat mich das Erlebnis, dass sich Menschen aus süddeutschen Kirchenkreisen sehr für unsere Erfahrungen mit den Veränderungen einer „schrumpfenden“ Kirche gezeigt haben,“ dieses intensive Interesse und die Ähnlichkeit der Sorgen, hatte sie so nicht erwartet.

Petra Gunst, Reformationsbeauftragte unseres Kirchenkreises ärgerte sich, dass der Erfolg Wittenbergs nur an Zahlen gemessen wird. „So kann man den Erfolg nicht festmachen“, sagte sie.

„Wann trifft man schon einmal so viele Landeskirchen an einem Ort und hat Zeit für Gespräche?“, stimmte unser Superintendent Andreas Schwarze ein.
Hier könne man Vielfalt erleben, das, was Kirche ausmacht und bewegt. Dieser Fülle kirchlichen Lebens zu begegnen, die nicht auf ein paar Highlights festgelegt ist, begeistert ihn. Alle hier vertretenen Landeskirchen, so Schwarze, hätten sich intensiv Gedanken gemacht, was für sie gerade dran ist. „Dort wo wir diese Inhalte kennbar gemacht haben, haben wir gewonnen“, ist er sich sicher. „Und dadurch, dass relativ wenige Menschen unterwegs waren, hatten wir Zeit für Begnung. Vielleicht ist das ein Schlüssel in unserer Zeit des Wenigerwerdens. Wenn wir weniger werden, haben wir mehr Zeit füreinander und wenn wir diese Zeit nutzen, dann kann daraus Neues entstehen“, resümiert Schwarze.

Regina Englert
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