Meldung

Die »Gret(a)chenfrage«

Sonntag, 06. Oktober 2019, 04:43 Uhr
»Nun sag, wie hast du´s mit der Umwelt?« – schon wieder so ein selbstbewusstes junges Gretchen, seit Goethes Faust I, welches ihren Finger unangenehm in die klaffende Wunde der Selbstgefälligkeit legt und so manchem Staatsmann – Staatsfrau nicht ausgenommen –bescheinigt: »Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.«
Faust eiert herum, philosophiert wortgewaltig und faselt vom allgemeinen religiösen Gefühl. Für Margarete zählt die gelebte Tat, keine Lippenbekenntnisse. Wer Christ ist, kann nicht dem Teufel dienen. Vielleicht täte eine Portion Radikalität, die man Greta attestiert, uns allen gut! Die Bibel fragt nach dem Selbstvollzug des Menschen, nach dem Einmaligen, nicht nach dem Allgemeinen. Sie sucht nach dem individuellen Glaubens- und Lebensweg jeder, jedes Einzelnen. »Adam, wo bist du?«, so fragt ein besorgter Vater, der das Risiko der Freiheit kennt. Wagen wir es trotz unserer Verlustängste und Bequemlichkeiten auf den Platz der Entscheidungen und sagen: »Hier bin ich!« Im Anfang war die Tat. Die muss nicht hysterisch ausfallen. Wir wissen doch ganz gut, was wir falsch machen. Beispiel: Den Tieren sollen wir Namen geben, so steht es im Anfang der Bibel. Wie sieht es heute aus? Unsere Hunde bekommen Kindernamen und das Schlachtvieh geht als Nummer durch das kurze Dasein.
Greta hat die Freiheit einer Jugendlichen, ausrasten zu dürfen und unsere Lebensgewohnheiten zu hinterfragen. Lehrer, Wissenschaftler, Politiker ... und alle Erwachsenen haben die Pflicht, sich der Frage zu stellen.

Am Sonntag feiern wir das Erntedankfest, loben und danken Gott für sein Schöpfungswerk.
Sein Schöpfungsauftrag vom “Bebauen und Bewahren“ des Garten Edens gilt nach wie vor.

Es ist Greta und uns zu wünschen, dass sie weiter protestiert – politische Vorstellungskraft mobilisiert – auch ohne eigene wissenschaftliche Unterlagen und Lösungen in der Tasche. An Greta mögen sich die Geister scheiden und die Gemüter erhitzen, aber ihre Anfrage ist eine Frage, die jeden/jede von uns angeht: »Sag, wie hast du es... ?!«

Pfarrerin Sabine Wegner
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