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Mit dem Mönch ans Werk

Freitag, 10. Januar 2020, 18:12 Uhr
Kurzgefasst und trotzdem berühmt: Luthers vier Freiheitsschriften codieren 1520 die DNA des protestantischen Bekenntnisses
Das Forum Reformation legt mit jährlich zwei Veranstaltungen die Grundlage, um auch nach 2017 inhaltlich profund und gesellschaftsrelevant über das historische Ereignis, sowie über den Wert von Veränderung heute inspiriert „laut“ nachzudenken. Jeweils eine Tagung im Frühjahr und im Sommer behandeln aktuelle Fragestellungen zu Religion und Öffentlichkeit, ausgehend von einem Anlass der Reformationsgeschichte. Vom 27. bis 29. März 2020 stehen Luthers Schriften im Fokus.

In der zweiten Jahreshälfte 1520 wird Martin Luther endlich dem „Titel“ Reformator gerecht. Mit seinen Freiheitsschriften bringt er die Kritik an der römischen Kirche noch einmal für alle Schichten – für Leser und Leserinnen – zum Ausdruck. Und: Auf den Punkt. Die Reformation ist nicht mehr rückgängig zu machen. Der Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann, Professor an der Universität Göttingen, nennt die Schriften die „publizistische Lebensleistung“ Luthers. Der Buchdruck macht die Agenda der Reformation erschwinglich und hoffähig.
Aller guten Dinge sind: Vier.
Luther fasst sich kurz. Das ist kühn und genial zugleich. Mit dem nach heutigem Verständnis Hashtag #freiheit verhandelt er die Kirchenpraxis, geht mit Hierarchien und der überholten Sakramentenlehre ins Gericht und lässt seine Handlungsempfehlungen in eine Synthese über das Verhältnis von Mensch und Gott münden: Gott baut keinen Leistungsdruck auf, folglich darf auch keine Kirche so agieren. Der Christenmensch ist selbstbestimmt, trägt Verantwortung für das Maß seiner guten Werke und macht andere nicht zum Objekt der eigenen Seligkeit. Wie elaboriert Martin Luther vorgeht, ist den Manuskripten abzulesen, die nahezu druckreif in den Satz gehen und bereits vor Drucklegung so gut wie vergriffen sind.
Dieser elektrisierende Protestantismus hat noch nicht die moderate Lehrgestalt, die ihm einmal die Feder Philipp Melanchthons geben wird. Luthers Schriften haben Essaycharakter. Sie sind Appell an die Mündigkeit eines Christenmenschen, den kirchenpolitischen Ist-Zustand nicht unkommentiert zu lassen. Pamphletische Empörung vermeidet Luther klug, in dem er die sachliche Kenntnis des Theologieprofessors einflicht: Institutioneller Missstand ist lösbar mit dem Priestertum aller Gläubigen, durch Bildung, durch eine nationalkirchliche Lösung im Schulterschluss mit dem deutschen Adel. Zwischen Juli und November 1520 entsteht das protestantische Bekenntnis zur Reformation – für das Luther kirchenrechtlich verurteilt und im Frühjahr 1521 zum Wormser Reichstag zitiert werden wird.
INFO: Luthers Meisterwerke, die Frühjahrstagung des Forums Reformation von 27. bis 29. März 2020, findet in der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt in Lutherstadt Wittenberg statt. Das ausführliche Tagungsprogramm sowie Infos zu Übernachtungsmöglichkeiten ist online auf www.forumreformation.de abrufbar. Der Tagungsbeitrag inkl. Rahmenprogramm (Stadtführung, Konzert, Kaffee und Kuchen) beträgt 59 Euro, ermäßigt 39 Euro.
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