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Geteilte Last

Sonntag, 16. Februar 2020, 05:26 Uhr
Letzte Woche im heute-Journal: Ein 23-jähriger Amerikaner, an Typ-1-Diabetes erkrankt, kann vor laufender Kamera nur mühsam die Tränen zurückhalten. Er hat keine Krankenversicherung mehr. Eine Folge von Präsident Trumps Politik, in der die sozialen Fortschritte der vorangegangen Regierung systemisch abgeschafft werden. „Ich werde sterben, bevor ich 30 bin. Ich kann mir kein Insulin mehr leisten. Was soll ich machen?“, sagt der junge Mann. Ich merke, dass auch mir die Tränen kommen, denn ich weiß, was diese Krankheit bedeutet, mein Kind leidet selbst darunter. Mit seinen elf Jahren kann mein Sohn dennoch ganz gut mit dieser Krankheit leben, weil unser Gesundheitssystem in Deutschland von einer Solidargemeinschaft getragen wird. Der Fernsehbeitrag macht mir bewusst, dass diese Errungenschaft keine Selbstverständlichkeit ist. Unbegreiflich ist mir, dass auch in unserem Land jene Stimmen lauter werden, die Solidarität und Mitmenschlichkeit in Frage stellen. Vor allem in Onlinekommentaren kann man häufig den Eindruck gewinnen, humanitäre Grundsätze sollten nicht für alle gleichermaßen gelten, als ob nicht jedes Menschenleben gleich viel wert wäre. „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ lesen wir in der Bibel im Brief des Apostel Paulus an die Galater. Es ist ein Segen, dass dieses Solidarprinzip die Basis unseres Sozial- und Gesundheitssystems bildet. Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem sich nur Reiche eine gute medizinische Versorgung leisten können und nur die Starken, Leistungsfähigen genug zum Leben haben. Wir sind gut beraten, an dem Grundsatz festzuhalten: „Einer trage des anderen Last“. Ob wir gerade jemanden mittragen oder von anderen getragen werden, liegt nicht allein in unserer Hand.
Jana Lenz
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