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Rückblick - Friedensgebet mit dem Landesbischof

Montag, 20. November 2023, 16:12 Uhr
Landesbischof Friedrich Kramer beim Friedensgebet in der Herzschlag Jugendkirche Nordhausen (Foto: R. Englert) Landesbischof Friedrich Kramer beim Friedensgebet in der Herzschlag Jugendkirche Nordhausen (Foto: R. Englert)
(re) Als Landesbischof Friedrich Kramer am Freitagabend die Nordhäuser Jugendkirche betritt, erwarten ihn über 70 Menschen. Darunter die Sängerinnen und Sänger des Gospelchores Karíbu, die den Abend mitgestalten. Kramer hat zum Friedensgebet eingeladen. Im Rahmen der diesjährigen FriedensDekade ist er in der Landeskirche unterwegs. Am Freitag in Nordhausen, der Ort war ihm wichtig.
In seiner Predigt erinnert er, dass Christen zwar heftig diskutieren könnten und dennoch an vielen Stellen machtlos seien. „Wohin sind all die Jahre der Annäherung, wenn Juden heute nicht mehr ohne Angst über unsere Straßen gehen können?“, fragt er. Und weiter: 17 Länder hätten unterschrieben, dass 2030 niemand mehr hungern solle. „Jetzt hat sich die Zahl der Hungernden verdoppelt“, erläutert Kramer die Situation, die sich durch den Krieg in der Ukraine verschärft hat. Diese Katastrophen überall auf der Welt seien zu viel für das menschliche Herz, das Leben sehr komplex, da helfe das Gebet. Und dazu könne man einladen, nicht mit erhobenem moralischem Zeigefinger, sondern, weil es einfach gut tue zu beten. „Ich traue dem Kompass des Wortes Gottes. Strecke mich aus zu Gott und zu meinem Nächsten“, erklärt sich der Landesbischof. Christus wolle, dass wir als Friedensstifter unterwegs sind, so Kramer weiter. Das sei manchmal schwierig, aber Christen müssten den anderen Blick auf das Geschehen aushalten. „Wir müssen gesprächsfähig bleiben!“, ermahnte er die Anwesenden. Um dies zu schaffen, empfahl der Landesbischof andere doch ruhig einmal mit dem fröhlichen Gruß: „Friede sei mit dir!“ zu überraschen. Dann komme man vermutlich ins Reden. Wichtig sei dabei seinen eigenen Kontext darzustellen: Warum denke ich so, was ist mein Hintergrund, meine Biographie aus der sich diese Einstellung entwickelt hat? Er selbst habe eine Vita aus der sich sein Pazifismus gründe, das wäre aber natürlich nicht auf jeden Menschen übertragbar.
Beten, fragen, informiert werden, den Liedern des Gospelchores lauschen und hinterher noch bei leckeren Schnittchen im lockeren Austausch sein, so könnte man den Abend zusammenfassen.
Kenntnisreich berichtet der Landesbischof über die Situation in den Kriegsgebieten dieser Welt. Konkret gefragt, ob er einen Ausweg für die Ukraine sehe, äußert er, dass, seiner Meinung nach, eine Lösung, die die Situation wirklich befriede, sehr schwierig zu finden sei. Einige internationale Organisationen und Staaten hätten sich bereits positioniert und entfielen somit als Vermittler, andere seien bereits abgelehnt worden. „Und doch werden es beide Länder nicht schaffen aus eigener Kraft Frieden zu schaffen“, ist er sich sicher. Was eine Lösung betrifft sei er zwar nicht optimistisch, aber Hoffnung, die habe er. Bislang sei irgendwann immer Friede zwischen Ländern eingekehrt.
Gefragt wurde der Landesbischof auch zu dem Ansinnen der Politik, dass Deutschland wieder kriegsfähig werden müsse. Dazu stellte Kramer klar, dass er kein Gegner der Landesverteidigung sei. Doch es wäre eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Die Gesellschaft solle den Frieden vorbereiten und die Militärs den Krieg. Es sei nicht an uns, die Stimmung aufzuheizen.
Auch der sinkende Zuspruch in den Gemeinden zu Veranstaltungen der FriedensDekade kommt zur Sprache. Darauf antwortet Kramer, dass sie wohl zu erfolgreich war. Die Gebete von damals seien 1:1 umgesetzt worden. „Die friedliche Revolution, die Abrüstung – damals standen sich zwei Blöcke gegenüber“, so der Bischof. Heute sei es schwer Gebete aufrechtzuerhalten, das hätten die Friedensgebete für die Ukraine gezeigt. Anfangs seien viele gekommen, dann niemand mehr. „Es ist schwer dran zu bleiben“, stellt Friedrich Kramer fest. Das liege wohl auch an unserer Glaubenspraxis. „Wir haben zu wenig Vertrauen ins Gebet“, konstatiert er. Das sei wohl auch eine Glaubenskrise. Er selbst traue dem Gebet ganz viel zu.
Den Nordhäusern gab er abschließend mit auf den Weg: "Ich denke, Nordhausen braucht Veranstaltungen zur FriedensDekade. Betet miteinander."
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