Meldung

Im Mittelpunkt stehen - Christusdorn von Arvid Büntzel

Sonntag, 19. Januar 2025, 03:33 Uhr
(re) »Im Mittelpunkt stehen? Das ist mir gar nicht wichtig«, sagte Johanna entschieden. Heftiges Nicken in der gesamten Klasse. Na toll. Für diese Religionsstunde hatte ich eine kleine Diskussion geplant: Die Schüler sollen besprechen, was ihnen für ihre Jugendweihe oder Konfirmation wichtig ist ‒ Geld, Freunde, gute Wünsche für die Zukunft, im Mittelpunkt stehen. Die Diskussion scheint jetzt erledigt.
Sie haben ja auch recht: Wer steht schon gern vorne, an der Tafel? Schwitzige Hände, Lampenfieber. Im Mittelpunkt sein? Das ist unangenehm. Oder vielleicht nur eine Frage der Perspektive?
Annika wäscht, schmiert Brote, bringt zu Bett, geht zu Elternabenden, kauft ein und hält ihrem Mann den Rücken frei. Wenn sie sich als Paar mit Freunden treffen, interessieren die sich immer nur für ihn. Seine Erfolge werden bewundert. Annika lächelt brav.
Werden Menschen zu lange übersehen, kann das in der Katastrophe enden. In der Bibel erschlägt Kain seinen Bruder Abel. Der ach so liebe Gott schert sich nie um die Arbeit Kains. Abel hingegen findet er super. Ich glaube, im Mittelpunkt zu stehen ist ab und an gar nicht so verkehrt. Kopf einziehen, wegducken, nicht auffallen, alles weglächeln ‒ das geht eine Weile gut. Doch irgendwann verlieren wir uns aus den Augen. Dann kommen wir nicht mehr ins Gespräch. Im schlimmsten Fall, und das gilt vielleicht gerade jetzt, stehen dann die im Mittelpunkt, die es am wenigsten brauchen.
Arvid Büntzel, Blasii-Gemeinde
zum Überblick
Wir verwenden Cookies um die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren und geben hierzu Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website an Partner weiter. Mehr Informationen hierzu finden Sie im Impressum und der Datenschutzerklärung.