Meldung

Andacht in der Kirche Sundhausen am 12.08.2010 "für und wider Autohof Sundhausen"

Sonnabend, 21. August 2010, 13:06 Uhr
Liebe Schwestern und Brüder,

dass wir Menschen sehr unterschiedlich sind, auch indem was wir für richtig und gut halten, was wir glauben und denken, das ist auf der einen Seite wunderbar. Denn dadurch kommt eine große Vielfalt ins Leben. Ja, es wäre geradezu gefährlich, wenn alle die gleiche Meinung hätten. Denn die Wahrheit ereignet sich unter uns Menschen im Diskurs, im Ringen um den richtigen Weg, die richtige Entscheidung. Keiner weiß alles, keiner überschaut alle Argumente, keiner ist frei von Emotionen und bestimmten Interessen. Darum braucht es den, der anderer Meinung ist. Darum braucht es die, die andere Aspekte ins Spiel bringen und in die Diskussion.
Gott sei Dank sind wir Menschen nicht immer alle einer Meinung. Aber auf der anderen Seite ist die Vielfalt der Meinungen auch ziemlich anstrengend und manchmal sogar frustrierend. Denn, so sind wir Menschen nun mal gestrickt. Wir wollen immer gern unsere Sichtweise und unseren willen durchsetzen. Diskussionen sind darum immer auch Machtkämpfe. Und die Frage heißt: Wer setzt sich am Ende durch. Das geht in der Ehe los, das lernen schon kleine Kinder. Das ist in und zwischen den Parteien so und überall, wo Menschen verschiedener Meinung sind.

Das ist so und das zu leugnen wäre dumm und töricht. Die Bibel zeichnet sich durch eine unglaublich große Menschenkenntnis aus! Ist ja auch klar. Wer sollte uns besser kennen als der Schöpfer des Lebens?!
In der Bibel steht darum auch an keiner Stelle: Ihr sollt nicht streiten! So wie das manchmal Eltern zu ihren Kindern sagen.
In der Bibel steht etwas anderes, das auch gilt für Menschen, die verschiedener Meinung sind. Auch über die Frage, ob in Sundhausen, ein Autohof gebaut werden soll oder nicht. In der Bibel steht:
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob.
Die Frage ist, wie das geht, wenn man in einer wichtigen Frage für euer Dorf unterschiedlicher Meinung ist.
1. Ich habe Respekt vor dem Menschen, der anderer Meinung ist. Ich muss ihm nicht recht geben, aber er verliert in meinen Augen dadurch nicht an Achtung, dass er meine Meinung nicht teilt.
2. Ich versuche die Argumente des anderen so weit wie möglich zu verstehen und meine zu überprüfen, ob es wirklich so ist, wie ich dachte.

Also die Bibel verbietet uns nicht das streiten. Sie lehrt uns aber es in rechter Weise zu tun. Ohne den anderen schlecht zu machen und ihm unlautere Motive zu unterstellen. Und das – das ist meine Erfahrung – geschieht leider viel zu oft. Wir alle haben legitime Eigeninteressen und dürfen die auch offen vertreten. Gefährlich wird es immer dann, wenn Menschen sich nicht mehr trauen offen ihre Meinung zu sagen aus Angst, dann in die Ecke gedrängt zu werden.

Demokratie lebt am Ende natürlich auch von Mehrheitsentscheidungen nach dem Austausch aller Argumente. Am Ende gibt es im Meinungsstreit immer Sieger und Verlierer, es sei denn man findet einen der seltenen Kompromisse, mit dem alle gut leben können. Aber auch am Ende eines Meinungsstreites – nach der Entscheidung - ist das biblische Wort noch wichtig:
Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat, zu Gottes Lob. Das Sieger und Verlierer gegenseitig zugestehen: Dass wir miteinander gestritten haben, dass war für keinen von uns umsonst. Es war wohl anstrengend, es hat uns Nerven gekostet und Zeit. Aber es war für keinen umsonst. Der Gewinner verzichtet darauf seinen Sieg triumphierend auszukosten und der Verlierer achtet das Ergebnis der Entscheidung, wenn es denn auf korrektem Wege zustande gekommen ist.

Eine gute demokratische Streitkultur zu entwickeln und zu leben, das ist eine lebenslange Gestaltungsaufgabe ganz besonders bei uns hier im Osten, denn zu DDR Zeiten hatten wir das nicht gelernt und nicht gelehrt bekommen, dass auch die andere Meinung wertvoll ist.

Und das wünsche ich auch eurem Dorf und der ganzen Region hier. Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob. Wie immer die Sache ausgeht. Verliert niemals die Achtung vor dem, der anderer Meinung ist. Dann habt ihr recht gestritten und niemals umsonst.
AMEN


Superintendent Michael Bornschein
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