Meldung
Bericht des Superintendenten auf der Herbstsynode
Sonnabend, 06. November 2010, 22:34 Uhr
Bericht
des Superintendenten
auf der
Herbstsynode
des Kirchenkreises Südharz
am 6.November 2010
in Bleicherode
Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel,
ohne Tasche und ohne Schuhe,
habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals.
(Lehrtext der Herrnhuter Losungen für den 6.November 2010 aus Lukas 22,35)
Hohe Synode, wertes Präsidium, liebe Schwestern und Brüder,
auf unseren Herbstkreissynoden, auch auf dieser heute, geht es gewohntermaßen ums Geld, um Jahresabschluss der Kreiskirchenkasse und den Haushaltsplan für das kommende Jahr, um Einnahmen und Ausgaben, um Schulden und Rücklagen. So wie es auch in den Sitzungen unserer Gemeindekirchenräten sehr oft ums Geld geht, wenn wir, allem voran die Sanierung und Erhaltung unserer Kirchen und unserer Pfarr- und Gemeindehäuser voranbringen wollen.
Es geht um Fördermittel und Zuschüsse, um Eigen- und Drittmittel, um Fundraising und Gemeindebeitragsaufkommen. Und wir spüren trotz der verhalten guten Nachrichten in diesem Jahr doch alle, dass die Mittel knapper werden. Wir spüren den Mangel immer deutlicher gegenüber dem, was wir eigentlich bräuchten.
Und dann haben Sie schon auf der Einladung zu dieser Synode den Lehrtext für den 6.November gelesen. Ein Wort unseres HERRN an seine Jünger: Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals.
Das ist ein ganz schönes Kontrastprogramm: Hier eine Kirche, die sich um Ihr Geld kümmert und auch darum Ihren Besitz möglichst gut zu verwalten. Und dort ein HERR, der seine Jünger ohne finanzielle Absicherung losschickt, das Evangelium zu verkündigen. Hier eine Kirche, die den zunehmenden Mangel schon deutlich zu spüren bekommt. Und dort Petrus, Andreas und die anderen, die auf die Frage ihres HERRN, ob sie ohne Geldbeutel in den Händen jemals Mangel gelitten hätten, nur antworten können: Nein, HERR, niemals.
Nun wissen wir wohl, dass man so einfach Äpfel nicht mit Birnen vergleichen kann. Zwischen den Jüngern damals und uns heute liegen 2000 Jahre Kirchengeschichte, auch eine 2000 jährige Geschichte von Kirchenbau, von Schenkungen, Stiftungen und Staatsleistungen und Staatsverträgen, von Pfarrland und Kirchenland und – wald. Das ist, wenn man so will die Hans im Glück Geschichte anderes herum. Am Anfang der Geschichte die leeren Hände und am Ende der Goldklumpen – eines sind wir heute gewiss – eine steinreiche Kirche. Und eine Kirche, die von dem lebt, was sie sich im Laufe Ihrer Geschichte erworben hat. Von der Hand in den Mund leben wir jedenfalls nicht.
Mein absolutes Lieblingsmärchen ist das von Hans im Glück. Ein Märchen, das von gravierenden Veränderungen in den Besitzverhältnissen und den Umgang damit erzählt. Was Hans in seinen Händen hält ändert sich in schöner Regelmäßigkeit. Es geht bergab. Es wird immer weniger. Außer sein Glück. Das ändert sich nicht. Es wird wohl auch nicht größer. Hans war auch mit seinem Goldklumpen glücklich. Aber am Ende, als er frank und frei nach Hause gehen kann, ist er kein Hans im Unglück, sondern eben einer im Glück, wie am Anfang auch. Er ist von seinem Besitz erleichtert, aber das beschwert ihn nicht.
In unseren Märchen geht es ja immer um menschliche Urängste und Ursehnsüchte. Ich lese in diesem Märchen die Ursehnsucht, nach einem Glück, das nicht abhängig ist von dem, was man in den Händen hat.
Schon Goethe lässt in seinem Faust das Gretchen sagen: "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach, wir Armen!" Das Ach, wir Armen! Wird übrigens gern weggelassen, wenn man diesen Spruch zitiert. Aber genau dieses Wort ist der Zielpunkt von dem, was Gretchen sagen will: Wir sind wohl armen Menschen, dass wir so am Gelde hängen und nach dem Gelde drängen. Dass wir unser Glück so sehr daran binden, was wir in Händen halten.
Ich verstehe die Worte unseres HERRN schon als eine kritische Anfrage an uns: Mit wie viel Gottvertrauen und fröhlicher Gelassenheit seid ihr als Kirche und als einzelne Christinnen und Christen in eurer Zeit unterwegs oder mit wie viel ängstlicher Sorge seht ihr auf das, was weniger wird. Christus hat uns heute ausgesandt mit halbvollen Geldbeuteln, mit halbleeren Taschen und mit etlichen Schuhen im Schrank. Haben wir jemals Mangel gehabt? Würden wir so kurz und knapp sagen können: Niemals?
Und vielleicht wird das die große Herausforderung für unsere Kirche in Zukunft. Wir werden auch weiterhin weniger und trotz leichter finanzieller Entspannung in diesem Jahr, werden unsere auch unsere finanziellen Spielräume damit auf Dauer geringer werden. Alles andere, als damit nüchtern zu rechnen, wäre Augenwischerei!
Dazu kommt, dass - nach meinem Eindruck – der gesellschaftliche Gegenwind gegen die aus altem Recht überkommenen und gesetzlich garantierten Finanzleistungen und die finanzielle Bevorzugung der großen Kirchen, wie es heißt, stetig und spürbar zunimmt. Das gesellschaftliche Klima im 20.Jahr der Deutschen Einheit gegenüber den Kirchen beginnt sich zu ändern. Noch ist es nur eine kleine Gruppe von Politikern, die das deutsche Kirchensteuerrecht infrage stellen, aber es werden mehr, die in Zeitungskolumnen, wie in der Frankfurter Rundschau im Juni oder in den zahlreiche Talkshows darauf hinweisen, dass die Kirchen immer mehr an Einfluss auf die Menschen verlieren, aber alte Rechte aus volkskirchlichen Zeiten weiterhin garantiert wissen wollen.
Dazu nur ein kurzes Zitat des Juristen Christian Sailer in seinem Beitrag: Die staatliche Finanzierung der Kirchen und das Grundgesetz in der Frankfurter Rundschau vom 12.6.2010:
Dass es auch mit der religiösen Resonanz der Kirchen nicht mehr weit her ist, dokumentieren die leeren Kirchenbänke. Immer drängender stellt sich deshalb die Frage, ob die milliardenschwere staatliche Finanzierung einer Kirchenbürokratie ohne Gläubige und ohne angemessenen sozialen Einsatz länger zu rechtfertigen ist. Diese Frage stellt sich nicht nur einem "Sparpakete" schnürenden Finanzminister, sondern sie richtet sich auch an die Verfassung.
Auch wenn in diesem Artikel viele Kurzschlüsse und historische und sachliche Fehler enthalten sind. Wenn eine Frankfurter Rundschau so etwas abdruckt, dann hat das schon Gewicht und bleibt nicht ohne Wirkung.
Ich behaupte, dass dieser Gegenwind, auch mit Blick auf die Europäische Union und die zunehmende Vereinheitlichung des Europäischen Rechtes auch mit Blick auf die Kirchensteuer nicht geringer werden wird.
Es geht mir nicht darum uns Angst zu machen. Ganz im Gegenteil. Dass wir die Veränderungen der Situation als Kirche in unserer Gesellschaft ganz nüchtern wahrnehmen, ist für mich die grundlegende Voraussetzung dafür, dass wir geistlich angemessen und kirchenpolitisch verantwortlich reagieren. Durchhalteparolen helfen da genauso wenig, wie der Versuch solche Veränderungen im politischen Klima einfach zu ignorieren.
Ich kann hier jetzt dieses wichtige Thema in kirchenpolitischer Hinsicht nicht vertiefen, will aber doch noch einmal auf die geistliche Dimension dieser Entwicklung hinweisen.
Dass wir uns als Kirchen in Deutschland, wohl mit starken mit regionalen Unterschieden und dennoch gemeinsam in einer geistlichen Krise befinden, ist für mich unbestritten. Die große Bibelvergessenheit und die vielen leeren Kirchenbänke und Stühle in unseren Gottesdiensten sind dafür nur zwei Hinweiszeichen. Es soll ja tatsächlich in einem Schaukasten in einem Dorf der Hinweis gehangen haben: Gottesdienst fällt aus wegen Kirmes. Weil die Kirche Geburtstag hat, gibt es keinen Gottesdienst. Paradoxer geht es eigentlich nicht mehr. Dass so etwas möglich ist, ist aber Ausdruck, wie viel uns da schon an geistlicher Substanz und guter volkskirchlicher Tradition verloren gegangen ist. Die Frage, wer daran Schuld ist, verbunden mit innerkirchlichen oder historischen Schuldzuweisungen und der Versuch das Glas nicht halbleer sondern halbvoll zu sehen, helfen uns dabei nicht wirklich.
Es geht im Kern um eben diese Frage unseres HERRN: Mit wie viel Gottvertrauen und fröhlicher Gelassenheit seid ihr als Kirche und als einzelne Christinnen und Christen in eurer Zeit unterwegs oder mit wie viel ängstlicher Sorge seht ihr auf das, was weniger wird.
Fröhliche Gelassenheit ist dabei alles andere als Gleichgültigkeit und ängstliche Sorge ist nicht zu verwechseln mit sorgsamem Umgang mit den Dingen, für die wir heute Verantwortung tragen.
Es wäre wohl ein Jammer, wenn wir nicht mehr das Geld hätten, um alle unsere wunderschönen kleinen und großen Kirchen zu erhalten. Wir sollen und dürfen mutig und fröhlich die finanziellen und rechtlichen Möglichkeit nutzen, die wir haben und dennoch im Vertrauen leben. Auch daran hängt das Evangelium letztlich nicht. Wir haben mit unseren Kirchen wahre Schätze, aber der wahre Schatz der Kirche ist ein anderer. Das ist Gottes Wort. Wenn uns das verloren geht, wären wir wirklich verloren. Dann wären wir wirklich arm dran! Mit ihm im Herzen aber sind wir Christen, Hans und Hanna im Glück, egal wie groß oder klein das ist, was wir in Händen halten und auf dem Konto haben. Das Märchen erzählt nichts davon, ob Hans nach jedem Verlust nicht erst eine Trauerphase durchgemacht hat, als er bemerkte, was er da eingetauscht hatte. Kann sein es brauchte immer seine Zeit bis er den Verlust des Pferdes innerlich abgehakt hatte und sich an seiner Kuh freuen konnte. Verlust- und Trauererfahrungen gehören zum Leben, die schicksalhaften und die selbst verschuldeten. Aber Gottes Wort führt uns den Weg durch Sie hindurch und lenkt uns den dankbaren Blick auf das, was wir haben.
Lutherdekade
Am vergangenen Sonntag haben wir Reformationsfest gefeiert. Noch 7 Jahre bis zum großen Jubiläum: 500 Jahre Reformation. Bei allem schönen und wichtigem historischen Erinnern an Martin Luther und den Beginn der Reformation. Wir als protestantische Kirchen müssen uns schon die Frage stellen, ob Lutherdekade feiern mehr ist, als das Erarbeiten und Umsetzen von Tourismus- und Sanierungskonzepten und das Durchführen von Feierstunden und Fachkongressen. Könnte man den Verursacher des Ganzen selber fragen, würde er uns wohl kräftig, vielleicht auch zornig an das solus Christus und das solum verbum erinnern.
Die EKD hat vor wenigen Monaten den Impuls in die Kirchenkreise und Kirchengemeinden gegeben, dass vor Ort verstärkt Glaubenskurse angeboten werden sollen. Und sie hat diesen Impuls sogar mit der konkreten Zielvorgabe verbunden, dass keiner, der an einem Glaubenskurs teilnehmen möchte, mehr als 25 Kilometer weit fahren muss. Natürlich kann man das unter der Überschrift abhandeln: Was sollen wir denn noch alles tun! Wieder etwas, was von oben kommt Man kann diesen Impuls aber auch als einen von ganz oben begreifen, als einen von höchster Stelle sozusagen. Als Erinnerung an unseren ureigensten Auftrag, uns selber immer wieder zu vergewissern, was wir als Christen glauben und andere einzuladen, kennenzulernen, was uns im Leben und im Sterben hält und trägt. Diese Vergewisserung im eigenen Bekenntnis haben wir nötig, gerade auch für den Dialog z.B. mit Muslimen und nicht zuletzt auch mit Menschen, die dem Glauben generell ablehnend gegenüberstehen.
Für mich ist das eine sehr sinnvolle Form, die Lutherdekade mit Leben zu füllen. Martin Luther, bin ich mir sicher, würde sich darüber freuen. Denn auch sein kleiner Katechismus war nichts anderes als ein Grundkurs im Glauben.
Es ist schön, dass es in unserem Kirchenkreis Kirchengemeinden gibt, die solche Glaubenskurse schon durchgeführt haben und weiter anbieten, aber es sollten noch mehr werden. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Möglichkeiten und Modelle, die man je den eigenen Präferenzen anbieten oder auch selber entwickeln an die Situation vor Ort entwickeln und anpassen kann.
Gottesdienst in allen Kirchen
Am 12.September, dem Tag des offenen Denkmals, haben wir zum 3.Mal in unserem Kirchenkreis Gottesdienst gleichzeitig in allen Kirchen gefeiert. Die Verbindung des Gottesdienstprojektes mit dem Tag des offenen Denkmals war neu. Wir hatten ja auf der Synode im Frühjahr über das Für und Wider dieser Verbindung diskutiert und am Ende ein mehrheitliches Votum dafür abgegeben.
Die Erfahrungen damit waren nach meinem Eindruck sehr unterschiedlich.
Es gab Rückmeldungen, dass diese Verbindung sich auf die Zahl der Gottesdienstbesucher negativ ausgewirkt hat, weil an diesem Tag doch sehr viele Menschen touristisch unterwegs sind und es für die aktiven in den Kirchengemeinden eine Mehrbelastung ist, am Vormittag und am Nachmittag in der Kirche präsent zu sein. Dem gegenüber gab es auch positive Erfahrungen, besonders natürlich durch die Verbindung mit der an diesem Tag Kirchen begonnenen Kirchenstempelaktion.
Bei einem Auswertungstreffen am 28.Oktober, zudem wir die Ehrenamtlich verantwortlichen aus den Kirchengemeinden eingeladen hatten, gab es ein eindeutiges Votum: In 2 Jahren wollen wir wieder solch einen Gottesdienst in allen Kirchen feiern! Wir werden dabei die Bitte der letzten Synodentagung aufnehmen, den Termin dafür noch rechtzeitiger bekanntzugeben, damit man ihn besser in den Planungen vor Ort einbeziehen kann.
Was gehört zu einem schönen Gottesdienst? Darüber haben wir auf der Frühjahrstagung dieser Synode gesprochen. Eine antwort ist für mich auch die: ein Gottesdienst wird schöner, der nicht nur vom Pfarrer allein gehalten, sondern auch von KÄ oder anderen Gemeindegliedern z.B. durch die Beteiligung an den Lesungen oder Fürbittengebeten mit gestaltet wird. Dies macht Gottesdienste nicht nur lebendiger. Dies entspricht auch viel mehr dem Wesen des Gottesdienstes, den die Gemeinde feiert. Es gibt sicher fast überall Gemeindeglieder, z.B. auch Konfirmanden, die Freude daran haben und die nötige Begabung dafür mitbringen. Ein nächster Lektorenausbildungskurs ist für das kommende Jahr geplant. Bitte sprechen Sie geeignete Gemeindeglieder auf diese Ausbildungsmöglichkeit an. Unser Lektorenbeauftragter Werner Heizmann kann dazu jederzeit nähere Auskunft geben.
Die Kirchenstempelaktion ist aus meiner Sicht auf gute Resonanz gestoßen. Der Halbzeitmeister mit 52 Stempeln ist tatsächlich schon ermittelt. Es gibt doch einige, die sich auf den Weg machen und dabei nicht nur Steinen sondern auch Menschen vor Ort begegnen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Was mich besonders freut, dass es manche gibt, die sonntags jetzt auch zu Gottesdiensten in andere Gemeinden fahren und auch da ganz unterschiedliche Erfahrungen in der Begegnung mit den Gottesdienstbesuchern vor Ort machen. Ich bitte noch einmal darum, dass wirklich an allen Kirchen die Hinweisschilder angebracht sind, wo der Schlüssel für die Kirche zu holen ist.
Der Karstwanderverein führt regelmäßig auch Kirchenwanderungen am Karstweg durch. Auch für diese Wanderungen soll das Kirchenstempelheft genutzt werden. Nun liegen nicht alle 104 Kirchen am Karstweg, aber einige schon. Auch für den Konfirmandenunterricht sind diese Hefte aus meiner Sicht gut zu verwenden. Mit Konfirmanden auf Kirchenentdeckertour zu gehen, im eigenen Pfarrbereich und darüber hinaus, darin sehe ich eine gute Möglichkeit, diesen Unterricht noch erlebnisorientierter zu gestalten.
Vor allem aber verbinde ich mit dieser Aktion den Wunsch, dass in den Gemeindekirchenräten unseres Kirchenkreises noch mehr über die Öffnung unserer Kirchen außerhalb der Gottesdienstzeiten nachgedacht wird. Dort wo es schon geschieht, werden gute Erfahrungen gemacht. Es geht mir dabei nicht nur darum, die Besichtigungsmöglichkeiten zu verbessern, sondern eine Grundlage dafür zu schaffen, dass unsere Kirchen auch als Orte des Gebetes im Alltag wieder entdeckt werden. Dazu kann man Gebetstexte in den Kirchen auslegen, auf die Besucher dann zurückgreifen können.
Konfirmandentag
Zum ersten Mal fand in unserem Kirchenkreis ein Konfirmandentag für alle Konfirmanden unseres Kirchenkreises statt. Für mich gehörte dieser Tag in Sollstedt zu den schönsten dienstlichen Erfahrungen in diesem Jahr. Ich habe selten unter über 100 Konfirmanden eine so gute Stimmung und Begeisterung erlebt. Gerade angesichts der oft kleinen Konfirmandengruppen vor Ort ist es so wichtig, unseren Konfirmanden die Erfahrung zu ermöglichen: Wir sind gar nicht so wenig, wie wir dachten. Und nicht zuletzt ist solche eine Vernetzung der einzelnen Konfirmandengruppen ein wichtiger Baustein für das Gelingen einer weiterführenden Jugendarbeit nach der Konfirmation. Das war ja unser Thema heute.
Evangelische Grundschule
Mit schöner Regelmäßigkeit kommt auch dieses Thema in meinen Berichten vor. Es gibt Schönes zu berichten. Zu einen ist die Sanierung des Schulgebäudes in Krimderode in vollem Gange. Nach den Osterferien 2011 wird die Schule dann wieder in das dann sanierte Gebäude einziehen. Wann der 2.Bauabschnitt beginnen wird, ist noch nicht ganz sicher, aber die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dies ebenfalls zeitnah geschehen kann.
Zum anderen haben wir seit dem Beginn der Sommerferien endlich eine neue Schulleiterin! Frau Lysann Voigt-Huhnstock aus Bothenheiligen ist diese Aufgabe mit viel Engagement und guten pädagogischen Konzepten angegangen.
Im September hat der Kreiskirchenrat in der Evangelischen Grundschule getagt und dabei ein ausführliches Gespräch mit der neuen Schulleiterin geführt.
Zu Konflikten mit einigen Eltern hat im Sommer das Votum des Schulkuratoriums geführt, Evangelische Grundschule als gebundene Ganztagsschule im Sinne des Thüringer Schulgesetzes zu führen und dies im Schulkonzept festzuschreiben.
Es gab und gibt Eltern, die grundsätzlich gegen die gebundene Form der Ganztagsschule sind und sich nicht genügend in diese Entscheidungsfindung einbezogen gefühlt haben. Dies hat leider auch dazu geführt, dass einige Eltern ihre Kinder von dieser Schule abgemeldet und Ihre Schulverträge gekündigt haben, was ich persönlich auch sehr bedauere. Es gab darüber auch klärende Gespräche sowohl in Bezug auf das Verfahren zur Entscheidungsfindung als auch über pädagogischen Ziele und Möglichkeiten der gebundenen Form der Ganztagsschule.
Neu ist auch die zukünftige Zusammensetzung des Schulkuratoriums, also des Gremiums vor Ort, das den Träger die Evangelische Schulstiftung in Erfurt in allen wichtigen Entscheidungen berät und vor diesen ein Votum abgibt.
Laut Geschäftsordnung gehört dazu neben der Direktorin, dem Schulelternsprecher, je einem Vertreter des Fördervereins, der Schulstiftung und des Kollegiums, auch der Superintendent des jeweiligen Kirchenkreises als geborenes Mitglied und ein Vertreter der örtlichen Kirchengemeinden. Auf Vorschlag der Nordhäuser Stadtkirchengemeinden hat der Kreiskirchenrat dafür Frau Viola Kremzow in dieses Gremium berufen.
Mit der Neukonstituierung des Kuratoriums am 25.November endet damit auch die Amtszeit von Frau Kothe als 2.Vertreterin des Kreiskirchenrates im Kuratorium. Auch an dieser Stelle sei Frau Kothe noch einmal für ihre fachkompetente Mitarbeit gedankt.
Auch mit Blick auf die sich abzeichnende geringere Förderung von Schulen in freier Trägerschaft durch das Land Thüringen wir in absehbarer Zeit eine finanzielle Unterstützung der Schule aus Mitteln der Klosterkammer Erfurt und des Kirchenkreises nötig bleiben. Ich bin überzeugt davon, dass dies eine sinnvolle Investition in die Zukunft unserer Kinder ist.
Stellenbesetzungen
Eine gute und eine schlechte Nachricht mit Blick auf die Pfarrstellenbesetzungen. Die gute zuerst. Die Pfarrstelle Wipperdorf konnte nach dem Weggang von Cornelie Seichter zeitnah wiederbesetzt werden. Am 1. Juli hat Pfarrerin Dorothea Heizmann zur großen Freude der Gemeinden im Pfarrbereich Ihren Dienst dort begonnen. Eine Sorge also weniger. Eine mehr haben wir in Ilfeld. Es war ja in der Zeitung zu lesen. Nach erfolgter Wahl hat der gewählte Pfarrer seine Bereitschaft den Dienst dort anzutreten wieder zurückgezogen. Das hat verständlicherweise große Enttäuschung in den Gemeinden und auch bei mir ausgelöst. Nach einer erfolglosen 2.Ausschreibung haben die Kirchengemeinden die Landeskirche jetzt gebeten, ab 1.April 2011 einen Pfarrer, bzw. eine Pfarrerin zur Entsendung nach Ilfeld zu schicken. Eine erneute 3.Ausschreibung der Stelle erschien uns nicht sonderlich erfolgversprechend. Ich hoffe dann in meinem Bericht auf der Frühjahrssynode berichten zu können, dass die Pfarrstelle gut besetzt ist.
Für die freie Jugendreferentenstelle haben wir 3 Bewerbungen vorliegen. Wir sind guter Dinge, dass wir nun endlich diese Stelle nicht nur irgendwie sondern gut besetzen können. Das Besetzungsverfahren werden wir mit Blick auf die derzeitigen beruflichen Situationen der Bewerber voraussichtlich Mitte Februar beginnen.
Die freie Gemeindepädagogenstelle im Bereich Großwechsungen / Niedergebra werden wir am Februar 2011 zunächst durch einen Praktikanten besetzen können, der danach - so ist der Plan – eine berufsbegleitende Ausbildung beginnt und eventuell diese Stelle dann übernehmen wird.
Eine nötige Entscheidung hat der Kreiskirchenrat im Frühjahr mit Blick auf eine inhaltliche Ausfüllung des Stellenplanes getroffen. Wir hatten beim Stellenplanbeschluss vom 15.Juli 2006 die 75% Pfarrstelle St.Jacobi-Frauenberg in Nordhausen mit einer 25%igen kreiskirchlichen Beauftragung für Gehörlosen und Studentenseelsorge verbunden. Im Zuge der Erarbeitung einer Dienstanweisung diesen Teil des Dienstes von Büttner sind wir zu der Einsicht gekommen, dass sich beide Beauftragungen gleichzeitig nicht in diesen Dienstumfang auf Dauer unterbringen lassen. Unter dem Grundsatz: Lieber eines richtig als zwei Dinge nur halb! und nach einigen Gesprächen sind wir zu der Entscheidung gekommen, dass die Gehörlosenseelsorge im Dienstauftrag bleibt und für die Studentenseelsorge eine andere Lösung gefunden werden muss. Wie diese aussieht, lässt sich heute aber noch nicht sagen.
Neues Finanzierungs- und Stellenplangesetz der EKM
Seit dem 1.1.2009 sind wir eine Kirche, noch aber haben wir zwei ziemlich verschiedene Stellenplan- und Finanzierungsgesetze für die mittlere Ebene in den ehemaligen Bereichen der KPS und der Thüringer Landeskirche. Zum 1.1.2012 - so ist das Ziel - soll sozusagen als letzten Schritt der Vereinigung auch ein gemeinsames Finanzierungs- und Stellenplangesetz geben. Im Moment läuft noch bis zum 30.November das Stellungnahmeverfahren, im Rahmen dessen auch Kirchenkreise ein Votum zum Entwurf dieses Gesetzes abgeben können. Dass wir im Unterschied vor allem zu den Thüringer Kirchenkreisen im Leitungskreis beschlossen haben, unsere Kreissynode damit nicht zu befassen, hat allein den Grund, dass wir in der Leitung des Kirchenkreises festgestellt haben, dass es mit Blick auf unseren Kirchenkreis zu keinen gravierenden Veränderungen kommen wird, die es nötig gemacht hätten diese Kreissynode heute damit zu befassen.
Wir werden natürlich aber auch eine Stellungnahme abgeben. Der Kreiskirchenrat wird sich noch in diesem Monat mit einer entsprechenden Vorlage des Leitungskreises beschäftigen.
Neben zustimmenden Elementen wird es aus meiner Sicht vor allem auch den deutlichen Hinweis von uns geben, dass die Finanzierung der Stellen im Religionsunterricht nicht nur den Kirchenkreisen aufgelastet werden kann, sondern es da zu einer Lastenteilung kommen muss.
Die sogenannte Refinanzierungslücke zwischen den Kosten für diese Stellen und den staatlichen Erstattungen dafür sind in Thüringen erheblich. Wir werden auf absehbare Zeit einen Bedarf an kirchlichen Lehrkräften im RU haben und diese Chance gilt es auch zu nutzen.
Auch die Möglichkeit, seit 20 Jahren in unseren Schulen Religionsunterricht hat erteilen zu dürfen, ist eine für unsere Kirche eine glückliche Fügung und bei weitem nicht selbstverständlich. Auch hier werden übrigens die Stimmen aus der Politik zahlreicher, die dieses Privileg der großen Kirchen zunehmend in Frage stellen.
Ähnliches gilt auch für den Entwurf des neuen Stellenplangesetzes. Auch da wird es nach Lage der Dinge, sprich mit Blick auf den Entwurf dieses Gesetzes, für uns nicht zu gravierenden Veränderungen kommen, was natürlich nicht die negativen demografischen Entwicklungen betrifft. Die bleiben gravierend stabil.
Hinweisen möchte ich am Ende noch auf drei größere Ereignisse in den kommenden Jahren.
Vom 1.-5.Juni 2011 wird in Dresden der nächste Deutsche Evangelische Kirchentag stattfinden. So nah wie im kommenden Jahr wird uns der Kirchentag in absehbarer Zeit nicht mehr kommen. Auch darum, die besondere Einladung an Sie persönlich und Ihre Kirchengemeinden sich auf den Weg nach Dresden zu machen um gemeinsam mit vielen zehntausenden evangelischen Christinnen und Christen den Glauben zu feiern. Wer diese Erfahrung noch nicht gemacht hat, hat wirklich was verpasst! Wir werden auch auf unserer Homepage einen Hinweise und Informationen für den Kirchentag platzieren.
Vom 16.-17.Juni 2012 sind dann unser Kirchenkreis und die Stadt Nordhausen Gastgeber für das Landesposaunenfest der EKM. Wir erwarten 700-1000 Bläser, die unseren Kirchenkreis wohl zum Klingen, aber gewiss nicht zum Einsturz bringen werden. Wer jetzt mit dem Trompeten- oder Posaunenunterricht bei unseren Kirchenmusikern beginnt, schafft es noch, dann im Sommer 2012 Mitblasen zu können! Übrigens feiert der Posaunenchor Großbodungen vom 18.-19.Juni 2011 sein Jubiläum mit einem großen Fest. Herzliche Einladung schon jetzt auch nach dort.
Das letzte ist bisher nur ein Vorschlag aus dem Leitungskreis. Den nächsten Kreiskirchentag könnten wir dann 4 Jahre nach dem im vergangenen Jahr im Jahr 2013 feiern. Bis dahin aber fließt aber noch vie Wasser die Zorge runter.
Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals.
In diesen Worten höre ich auch dieses schöne Glaubensbekenntnis aus Psalm 23 mit:
Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Dieser Psalm ist kein Wohlstandspsalm, für dessen Wahrheit ein bestimmtes Maß an materieller Ausstattung Grundbedingung wäre. Unsere Geschwister in Tansania oder in Nordkorea beten ihn mindestens so wahrhaftig, wie wir dies im vergleichsweise reichen Deutschland tun können. Wir dürfen dankbar sein für das Geschenk unserer finanziellen und rechtlichen Möglichkeiten. Wirklich Mangel leiden werden wir aber dann, wenn der HERR nicht mehr unser Hirte ist. Wenn uns dieses Gottvertrauen verloren geht. Dann sind wir arm dran.
Was Goethe in seinem Faust das Gretchen sagen lässt: "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach, wir Armen!", würde ich gern für unsere Kirche ummünzen: Nach Christus drängt, an Christus hängt doch alles! Ach, wir Reichen!
Liebe Schwestern und Brüder, lasst darum das Wort Gottes reichlich unter euch wohnen in euren Familien, in euren Gemeindekirchenräten und Kirchengemeinden. Das ist ein Schatz, den uns keiner nehmen kann. Es gibt so viele Christen in unserer Welt, derer größter Traum ist es, einmal im Leben eine eigene Bibel zu besitzen. Und bei uns liegen sie so oft herum, ungelesen und unbedacht. Ach wir Armen!
Was so alles an Veränderungen auf unsere Kirche noch zukommen wird, das wissen wir alle nicht, so wenig wie Hans wusste, was ihm als Nächstes auf seinem Weg passieren würde. Sein Glück war, dass er in allem, was er in seinen Händen hielt, die Chance entdeckte und nicht den Verlust gegenüber dem, was er einmal hatte.
Bei den Gebrüdern Grimm endet das Märchen So glücklich wie ich, rief er aus‚ gibt es keinen Menschen unter der Sonne‘. Mit leichtem Herzen und frei von aller Last ging er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter angekommen war.
Mit leichtem Herzen unterwegs sein zu können durch das Leben, geliebt und frei auf dem Weg nach Hause zu unserem himmlischen Vater, wie Hans bis er daheim bei seiner Mutter angekommen war.
Als ich euch ausgesandt habe ohne Geldbeutel, ohne Tasche und ohne Schuhe, habt ihr da je Mangel gehabt? Sie sprachen: Niemals.
Superintendent Michael Bornschein im November 2010
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