Interview mit Frank Gerstenberger vom St. Jakob - Haus

Wo wird man dich in Zukunft zu suchen haben? Die Geschäftsstelle der Johanniter befindet sich in der Dr. Külz Str. 5. Sicher werde ich viel unterwegs sein, da zu meinem Verantwortungsbereich sechs Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis, die Ergotherapie in Nordhausen und Bleicherode, die Rettungswache am Krankenhaus, der ambulante Pflegedienst und der Jugendtreff "JOJO" in Nordhausen gehören.

Wie lange warst du für das St. Jakob Haus verantwortlich und warum verlässt jetzt der Kapitän das Schiff? Ich bin seit 16 Jahren bei der Diakonie Nordhausen, durfte ab 1998 das Sankt Jakob Haus, als Ersatzneubau für das damalige Martin Luther Heim, und die Hermann Arnold Stiftung mit neu planen,
gestalten und 2001 bzw. 2002 in Betrieb nehmen. Dies war ein Meilenstein für die damaligen Verhältnisse in der Geschichte der Pflegeeinrichtungen. Nun bin ich Anfang 40, kenne die Häuser „in- und auswendig“ und sehne mich nach neuen Herausforderungen. Da kam das Angebot der Johanniter zur rechten Zeit, um auch noch einmal Neuland, wie Kindertagesstätten oder den Rettungsdienst zu betreten. Das St. Jakob Haus ist für die Nordhäuser Christenheit ja mehr als nur ein zentral gelegenes Altersheim.

Wie würdest du das besondere Profil eures Hauses beschreiben?
Wir waren von der ersten Stunde an im St. Jakob Haus um die Schaffung eines christlichen Mittelpunktes im Zentrum dieser Stadt bemüht. Unseren Auftrag, Begegnung zu schaffen zwischen Menschen aus unserem Wohnumfeld, aus den Kirchengemeinden, unseren Hausbewohnern und Mitarbeitern wurden wir
gerecht. In anderen Städten vergleiche ich dies gern mit den Stadtmissionen. So hatten wir regelmäßig Kontakt mit Gestrandeten, Reisenden (auch JakobsPilgern), traurigen aber auch fröhlichen Menschen, alle fanden bei uns offene Türen. Selbst das Angebot des Mittagstisches oder das Raumangebot für
sechs Selbsthilfegruppen, den Alpenverein, einzelne Vereine und Krankenkassen u.a. sorgte für Abwechslung und Leben im Haus.

Wird diese Prägung auch unter der neuen Leitung erhalten bleiben?
Natürlich hoffe ich, dass diese Prägung erhalten bleibt, also das Haus auch ein offenes Haus bleibt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Für unsere Hausbewohner
sind so schon viele Freundschaften entstanden und Interessierte lernen mal ein Pflegeheim mitunter ganz anders kennen.

Welche Wünsche/Hinweise hast du für Deinen
Nachfolger?
Die Menschenfreundlichkeit ist für mich das A und O. Ohne sie könnten wir unsere Türen geschlossen halten.

Da du nun auch den Arbeitgeber wechselst kannst du Deine Meinung ja ganz offen äußern: Wie siehst du die Zukunft der Diakonie in unserer Stadt und worauf sollten die Verantwortlichen besonders achten? Kirche und Diakonie haben für mich bisher eine große und tragende Rolle gespielt. Dies soll auch so bleiben, letztlich habe ich mich für die Johanniter, einem großen Mitgliedsverband im Diakonischen Werk entschieden. Ich werde der Diakonie mit ihren einzelnen Gremien erhalten bleiben und mich weiterhin in den Diakonischen Vereinen, Vorständen und dem aus der Kreissynode berufenen Diakonieausschuß engagieren. Auch die Rumänienhilfe mit ihrer alljährlichen Weihnachtspaketaktion wird weiterlaufen, ab diesem Jahr vermutlich schon mit einem zusätzlichen
Fahrzeug der Johanniter.

Auch als Privatmann bist du ein aktives Kirchenmitglied. Was darin, am Glauben festzuhalten? Die Erfahrung, dass nach dem Abend immer wieder der Morgen, nach dem Regen der Sonnenschein und nach dem Winter der
Frühling kommt zeigt mir, dass es einen Gott geben muss. Er hält uns im Leben immer wieder Überraschungen bereit, die wir dankbar annehmen dürfen oder einfach nur das Beste daraus machen sollen.

Gibt es ein Bibelwort, dass für Dich im Moment eine besondere Bedeutung hat/hatte? Gott hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

Die Fragen stellte Frank Tuschy