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Frischer Wind und gute Gemeinschaft

Sonnabend, 23. April 2016, 23:27 Uhr
Klausurkonvent 2016 (Foto: R. Englert) Klausurkonvent 2016 (Foto: R. Englert)
Fast alle Mitreisenden am Labyrinth in Malchow

Konvent der Mitarbeiter im Verkündigungsdienst und der Verwaltungskonvent – gemeinsam in Klausur

Vier Tage lang, waren rund 40 Mitarbeiter aus dem Kirchenkreis gemeinsam unterwegs – Pfarrer, Kirchenmusiker, Gemeindepädagogen, die Mitarbeiter des Kreiskirchenamtes und die Gemeindesekretärinnen. Alle zwei Jahre gehen sie zusammen auf Reisen.
In diesem Jahr hieß das Reiseziel Zinnowitz auf Usedom. Mit dem Bus steuerte man die Insel an, um über das alle bewegende Thema: „Visionen zum kirchlichen Leben“ nachzudenken. Der soeben beschlossene Stellenplan will mit Leben gefüllt werden.

Darum stand auch bereits kurz nach der Ankunft die erste Arbeitseinheit auf dem Programm. Maria Herrmann von Kirche 2 (Kirche hoch 2) stellte sich und das ökumenische Projekt in Hildesheim vor, für das die Doktorandin arbeitet. Es ist ein Projekt des Bistums Hildesheim und der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Dort setzten sich FachreferentInnen aus den Arbeitsbereichen Ökumene und Missionarische Dienste bzw. Seelsorge zusammen um über die Zukunft ihrer Kirchen nachzudenken. Eines der Beispiele, die sie sich dazu gemeinsam genauer ansahen, war „fresh X“. In der Church of England wurden in den letzten zehn Jahren über 1.000 „fresh expressions of church“ gegründet. Das sind vielfältige und kreative Gemeindeformen jenseits der bewährten Ortsgemeinde. Sie sind für die englischen Kirchen inmitten von finanziellen Abbrüchen und Mitgliederschwund ein unübersehbares Hoffnungszeichen. Fresh Expressions verstehen sich als Ergänzung zu vorhandenen Ortsgemeinden und wollen die bisherige Form von Kirche bereichern, nicht ersetzen. Könnte dies auch in unserem Kirchenkreis funktionieren?

Am nächsten Tag ging es in mehreren Arbeitseinheiten weiter. Zahlreiche Fragen sollten in Arbeitsgruppen diskutiert werden. Ein Tag der vieles gedanklich in Bewegung setzte, aber auch anstrengend war. Altes und Neues parallel, Neuem Raum geben, Altes neu denken,……
Interessant war für die Teilnehmer auch das „Spiel“ um ihre Selbsteinschätzung: bin ich Kapitän, Steuermann, Quartiermeister oder Poet? Gar nicht so einfach, aber aufschlussreich. Die Poeten beispielsweise waren die, die die Vision unserer Kirche nicht aus dem Blick verlieren, aber auch die Vergangenheit mit ihren Geschichten lebendig halten. Die Quartiermeister halten alles zusammen; sorgen, dass es jedem an Bord gut geht, sorgen aber auch, manchmal mit Nachdruck, für einen reibungslosen Ablauf. Interessanterweise fanden sich dort viele Mitarbeiter des Kreiskirchenamtes, aber auch ein Teil der Gemeindesekretärinnen. Ein tolles Zeichen, dass die Menschen von ihrer Selbsteinschätzung her an den richtigen Stellen angekommen sind und sich keiner fehl am Platze fühlt.

Ja, es war manchmal ganz schön anstrengend. Aber selbst, wenn es sich jetzt vielleicht nicht so anhört, Spaß und gute Gespräche haben die Tage stets begleitet. Da war ein Team in guter, herzlicher Gemeinschaft unterwegs.
Der bunte Abend, den Simon Roppel und Katharina Schmolke gestaltet haben, hat dabei den Spaßfaktor deutlich erhöht.

Und auch der letzte Abend ist so ein Beispiel. Es ging ans Meer. Beim wärmenden Lagerfeuer wurde stundenlang gemeinsam gesungen. Ein starkes Gefühl der Gemeinschaft lag in der salzigen Seeluft. Wo man singt, da lass dich ruhig nieder….

Und bereits am nächsten Morgen wurde weiter diskutiert. Dieses mal stand das Verhältnis „Pfarramt und Verwaltungsamt“ zur Diskussion. An welcher Stelle kann wer, wem die Arbeit erleichtern? Wo kann das Amt Pfarrern und Gemeindebüros Verwaltung abnehmen, wo ist aber auch manches im Pfarrbüro zu leisten, um die Arbeit im Amt zu optimieren. Themen wie Friedhofsverwaltung, Meldewesen, Leistungen des Amtes bei Baumaßnahmen und die Sammlung von Kollekten standen im Mittelpunkt. Und es zeigte sich erneut, dass solche Gespräche, für die im Alltag keine Zeit ist, sehr fruchtbar sind.
In einem waren sich alle einig – sie sind dankbar, dass ihnen von den Mitarbeitern des Kreiskirchenamtes vieles abgenommen wird und man stets freundlich und kompetent Auskunft erhält.

Auf dem Rückweg nach Hause besuchte die Reisegesellschaft noch eine Gemeinde in der Uckermark, die viele neue Wege gewagt hat. Unter anderem unterhält der evangelische Pfarrsprengel Schönfeld den Labyrinthpark in Malchow, der wirklich einen Besuch wert ist. Zudem ein Gutshaus für betreutes Wohnen, sie loben einen Musikpreis aus, stellen selbst Mitarbeiter in vielen Bereichen ein und haben eine Stiftung gegründet. Und das alles, nachdem Pfarrer Dietz die Gemeinden 1989 als weißen Fleck auf der Kirchenlandkarte übernommen hat. Alle Kirchen waren baupolizeilich geschlossen, das Pfarrhaus mit Brettern zugenagelt – heute strahlt der Pfarrsprengel mit seinen heute 14 Gemeinden große Lebendigkeit aus. All diese Gemeinden bilden beispielsweise einen gemeinsamen Gemeindekirchenrat und verwalten eine gemeinsame Kirchenkasse. Da staunt der Besucher ehrlichen Herzens. Doch Pfarrer Dietz musste auch zugeben, dass es als Pfarrer leichter ist Neues zu entwickeln, wenn alles am Boden liegt, funktionierende Gemeinden so umzubauen braucht wesentlich mehr Überzeugungsarbeit. Er sagt selbst: „Ich konnte nichts falsch machen.“

Mit all diesen Gedanken kamen die Teilnehmer des Klausurkonvents am Donnerstagabend wieder gesund und munter in ihren Gemeinden an. Unberührt hat diese Reise wohl niemanden gelassen und im Nachgang wird sich sicherlich noch einiges bewegen.

Ein Ergebnis ist bereits die Ende Mai geplante Reise einer Delegation nach Hildesheim, um sich die Arbeit von Kirche 2 vor Ort anzusehen. Sehen – Urteilen – Handeln, diesen Dreischritt hat die Referentin Maria Herrmann immer wieder hervorgehoben. Ende Mai wird sich eine Gruppe die Zeit für ein erstes Sehen nehmen. Doch schnell wird nichts gehen, auch das hat Frau Herrmann immer wieder betont. Nehmen wir uns die Zeit – es geht um unsere Kirche.


Regina Englert
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