Montag, 10. April 2017, 12:23 Uhr
Ein Zwergen-Luther war auch zu Gast (Foto: R. Englert)
Neben den vielen Tagesordnungspunkten sind die Gespräche am Rande der Synode ein wichtiger Bestandteil - voneinander hören, voneinander wissen, sich umeinander kümmern. Eine Synode ist immer weit mehr als die Summe ihrer Beschlüsse.
Der Bericht zur Synode
Bei der diesjährigen Frühjahrssynode des Kirchenkreises Südharz am vergangenen Samstag standen der Bericht des Superintendenten sowie ein interessanter Vortrag im Vordergrund. Superintendent Schwarze bot Rück- und Ausblicke auf das vielgestaltige Leben des Kirchenkreises in den letzten anderthalb Jahren. Mit Dank bedachte er dabei ganz besonders all die Mitarbeiter, die beispielsweise Vertretungsdienste in unbesetzten Pfarrstellen übernommen hatten. Diesen Zustand vor Augen beschloss die Synode im Verlauf des Tages die Errichtung einer Kreispfarrstelle für Vertretungsdienste mit einem Arbeitsumfang von 100 %, um Vertretungs- und Krankheitszeiten künftig besser abfedern zu können.
Da war es gut zu hören, dass es personell viel Bewegung im Kirchenkreis gegeben hat. Andreas Schwarze konnte den Synodalen von neun Stellenneubesetzungen berichten. Einzig die Besetzung der Pfarrstelle Silkerode sei zwischenzeitlich noch nicht gelungen, sie werde zum Sommer erneut ausgeschrieben.
Er konnte noch weitere interessante Zahlen nennen: 102 Unterrichtsstunden im Fach Religion werden derzeit wöchentlich von bis zu 12 Mitarbeitern des Kirchenkreises in 18 Schulen gegeben. Vier Lektoren nahmen zwischenzeitlich ihren Dienst auf, drei Interessenten haben 2017mit der Ausbildung begonnen, selbst für 2018 liegen schon Bewerbungen vor. Wachstum ist auch im Bereich Erprobungsraumprojekte angestrebt. Die Erprobungsraumstelle Jugendkirche ist besetzt und für 2017 wurden drei weitere Anträge gestellt: Ehe- und Familienberatung im Pfarrhaus St. Blasii; Heimat-Kirche in Auleben; Stärkung des diakonischen Auftrags, Diakonie in Nordhausen / Stiftung Maria im Elende gGmbH.
Nach diesem erfreulichen Rückblick lud der Superintendent abschließend zur Mitgestaltung des Kreiskirchentages, zur Eröffnung der Jugendkirche und zu den vielen Reformationsjubiläums-Veranstaltungen im Kirchenkreis ein. Erwähnenswert auch seine Zusage, dass sich der Ausschuss Zukunftswerkstatt noch vor den Sommerferien erstmals treffen wird.
Luther-Erinnerung zwischen glühender Verehrung und harscher Kritik
Der anschließende Vortrag Friedrich Kramers, Akademiedirektor der Ev. Akademie Sachsen-Anhalt in Wittenberg, zum Thema: Luther-Erinnerung zwischen glühender Verehrung und harscher Kritik war sehr informativ und lebendig. Kramer berichtete eingangs vom Wandel des Lutherbildes im Laufe der Jahrhunderte, das die Reformationsjubiläen jeweils prägte. Das aktuelle Jubiläum 2017 zeige einiges Neue. So sei es keine reine Luther-Verehrung, in Nordhausen beispielsweise laute das Motto Luthers Freunde. Die Zeit der Reformation wird hier mit ihren vielen Beteiligten und ihrem Wirken in die Gegenwart hinein in den Blick genommen. Es sei auch keine rein kirchliche Feier mehr. Im Kirchenkreis Südharz zeigt dies das breite Spektrum an Veranstaltungen und Mitgestaltern. Das Jubiläum habe sich zudem über Deutschland hinaus zu einer europäischen Bewegung entwickelt, betonte Kramer. Und auch die Idee, sich mit der ökumenischen Feier des Christusfestes gemeinsam auf die Wurzeln zu beziehen, sei neu. Gleichzeitig sei die kritische Betrachtung des Menschen Luther in Gang gekommen. Vom Antisemitismus des späten Luthers hat sich die evangelische Kirche in einem Beschluss der Landessynode im November 2016 klar distanziert.
Doch was bedeutet das für die Kirche hier vor Ort? Kramer zeigte Wege auf, wie Beziehungen zwischen evangelischen Christen und Juden zukünftig gestaltet werden könnten. Eine Kontaktgruppe zwischen der jüdischen und der evangelischen Gemeinde vor Ort könne entstehen. Ein Austausch mit der israelischen Partnerstadt Nordhausens ist denkbar. Mit diesen und ähnlichen Beispielen gab Kramer den Synodalen viele Gedankenanstöße mit auf den Weg. Im Nachgang des Vortrags diskutierten sie das Papier der Landessynode und das Gehörte entsprechend angeregt.
Regina Englert
Regina Englert