… wenn die Seele erstarrt …

Endlich haben die Ferien begonnen! Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Familien und Paare fiebern den anstehenden Urlaubswochen entgegen. Endlich Zeit zum Ausspannen, zum Ausschlafen, Zeit auch für Müßiggang oder schon lange Aufgeschobenes. Endlich keine Schule, keine Arbeit – und oft genug damit auch verbunden: kein Stress, kein Ärger, keine Sorgen. Die Fantasie, die Vorfreude steigert sich ins Unbändige - mit Blick auf die geplanten oder angedachten Vorhaben, Unternehmungen, Ausflüge; vielleicht auf den Urlaubsplatz an der Ostsee oder gar im Ausland. Endlich frei, endlich die Seele baumeln lassen ! Und dann: 2 uniformierte Polizisten stehen vor der Haustür und bitten um Einlass: „Wir müssen Ihnen mitteilen, dass ihr Ehemann heute Vormittag Opfer eines schweren Verkehrsunfalls wurde“ ... Von einer Sekunde zur nächsten bleibt die Zeit stehen. Von einer Sekunde zur Nächsten erstarrt die eben noch so lebendige und hüpfende Seele. Wie jetzt weiter? Wie gut, dass sie zur Stelle sind: ehrenamtliche NotfallseelsorgerInnen. Frauen und Männer, die neben ihrem Beruf - 24 h abrufbar bereit sind, Menschen in vielfältigsten Notlagen aufzufangen: Zeit zum Gespräch zu haben, Angehörige zu ihrem Verstorbenen zu begleiten, eingeklemmten Verunfallten vor Ort nahe zu sein bis die Rettungskräfte sie befreien können, mit Angehörigen zu beten, zu weinen, still auszuhalten … Auch diese „Seelentröster“ und „Lastenträger“ sehe ich vor mir, wenn ich das Bibelwort für den morgigen Sonntag und die kommende Woche lese: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen“ (Galaterbrief 6,2). Sie sind eben auch dann da, wenn andere Ferien und Urlaub machen – und wenn - von einer Sekunde zur anderen die Seele erstarrt, weil sich ein unvorhersehbares Unglück ereignet. Dank euch, ihr Frauen und Männer, die ihr helft, dass so manche Seele am Ende wieder (auf)atmen und aus ihrer Erstarrung erwachen kann – auch und gerade mitten in der Urlaubs-und Ferienzeit !

Friedemann Büttner, Pfarrer in Nordhausen, Bielen, Steinbrücken, Sundhausen und der Gehörlosengemeinde und Notfallseelsorger