Montag, 09. Oktober 2017, 19:03 Uhr
Orgelweihe in Epschenrode (Foto: N. Flämig)
Die Vorgeschichte:
Eine Kirche, in der niemand mehr heiraten oder taufen mag, ist todkrank. Verschmutztes Ocker, Grau und Schwarz dominierten, die Orgel schwieg seit 50 Jahren. So war es in Epschenrode.
Aber in nur zwei Jahren haben die Epschenröder ihre Concordia entdeckt – ihre Einmütigkeit. Unter diesem Namen der großen Glocke im Turm haben sie ihre Kirche renoviert von der Tonne bis unter die Bänke. Die Vollendung des Werkes, die Genesung ihrer Kirche feierten sie am 8. Oktober als Erntedankfest.
Es gab Wunderbares und Sensationelles zu feiern. Denn es war eine Renovierung der Entdeckungen.
Ein gotisches Sakramentshäuschen kam bei den Putzarbeiten zum Vorschein, das seit der Reformationszeit zugemauert gewesen war. Nun ist es restauriert. In katholischen Kirchen birgt es die geweihten Hostien und steht damit für die besondere Anwesenheit Gottes. Für uns ist es ein Zeichen der 1000-jährigen Geschichte des Glaubens an diesem Ort.
Dafür steht auch das Salböl-Fläschchen, das sich im Schutt des Beinhauses im unteren Turmgewölbe fand.
Der Kanzelbaldachin war ungefähr zu der Zeit abgenommen worden, als die Orgel gebaut wurde. Als er im letzten Jahr aus den aufgefundenen Trümmern restauriert und wieder angebracht wurde, hatte kein lebender Mensch das je gesehen.
Die größte Sensation ist aber wohl das Altarbild. Es galt als wertvoll, da es – datiert auf 1698 - die Abendmahlsszene mit lebhaften, sehr individuellen Figuren zeigte. Bei den restauratorischen Freilegungen trat zutage, dass das Gemälde 50 Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg offenbar nicht gemalt, sondern nur über-malt wurde., da die ursprüngliche Fassung durch Schüsse und Alter beschädigt war. Nun tritt ein Bild im Stil der italienischen Frührenaissance zutage, wie es im weiten Umkreis einmalig sein dürfte: fein gezeichnete Gesichter und Frisuren, die Gloriole und der Kelch in echtem Gold, der reiche Faltenwurf der Gewänder und eines Vorhangs, Säulen, Türen und Fenster mit Aussichten in eine ferne Landschaft und den Himmel sind typische Stilelemente der vorreformatorischen Jahrhunderte. Zum Glück half hier die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, denn eine solche Renovierung wäre selbst für die großzügig spendenden Epschenröder zu teuer gewesen.
Denn diese haben mit ihren Spenden auch die Orgelrenovierung ermöglicht. Viele Familien haben hunderte Euro gespendet, nicht wenige über tausend.
Und so konnte die Firma Hüfken, die für ihren sorgsamen Umgang mit historischen Instrumenten einen guten Ruf hat, die Gottlieb Knauf-Orgel von 1868 wiederherstellen. Mit ihren 10 Registern und der Pedalkoppel bringt sie die Kirche mit ihrer ausgezeichneten Akustik zum Tönen. Und nun hat auch sie noch etwas ganz Individuelles. Ein Cymbelstern kann zukünftig die Sommervögel oder den Engelsgesang direkt in die Kirche holen.
Es gab also viel zu bestaunen, noch viel mehr aber zu danken: für das Engagement und die Großzügigkeit der Epschenröder, die so manchen Auswärtigen begeistert und zum Spenden animiert hat. Zu danken war und ist für spendable Förderer aus der Wirtschaft und dem staatlichen Bereich (dem Landkreis, der Sparkasse, der Gemeinde Sonnenstein, Lottomittel von der Thüringer Regierung).
Zu danken ist aber vor allem Gott dem Herrn, der die Arbeit gesegnet hat, vor Unfall und Gefahr behütete und den Epschenrödern eine neue Gemeinschaft gestiftet hat.