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Danken - eine gereifte Geste

Sonntag, 01. Oktober 2017, 06:24 Uhr
Von einer Skala von eins bis zehn, wo würden Sie das Vorhandensein des Gefühls "Dankbarkeit" in unserem Land einordnen? Die Ergebnisse der letzten Wahl zeigen eher den unteren Bereich der Skala dazu auf. Eine Lücke klafft in unserer Gesellschafft. Von Unzufriedenheit ist die Rede, von Wutbürgern und Protestwählern und dem Gefühl des Zukurzgekommenseins. Nun stehen am Wochenende aber wieder die Erntedankfeste an. Wie feiern wir von Herzen Erntedank in einem Land, welches zwar von einer wissenschaftliche Studie (Weltwirtschaftsgipfel in Davos, 2016) auf den 1. Platz der Welt, bezüglich Lebensqualität, Bürgerrechte und Unternehmertum gesetzt wird, in dem das Gefühl der Dankbarkeit aber geschwunden ist. Es gibt einen schönen Volksmund, der sagt: „Wenn die Maus satt ist, schmeckt das Mehl bitter“. Wir empfinden keinen Hunger nach Brot. Hungernde auf der Straße gehören nicht mehr zum Straßenbild, wie noch nach dem 2. Weltkrieg. Hinter den Bettlern in den Großstädten findet man eher Geschäftsleute des Mitleids. Auch wenn es wieder in unserem reichen Land Menschen gibt, die sich kaum das tägliche Brot leisten können, - das ist schlimm und ein Keim des Übels -, kranken wir eher daran, dass wir nicht mehr wissen, welche Gaben wir aus unserer Konsumfülle auf die Stufen des Altars legen sollen, zudem wir sie nicht selbst geerntet haben. Dagegen muss der gefühlte Mangel und ungestillte Hunger, der eine Leere anzeigt, groß in unserem Land sein. Wie passt das zusammen? Vielleicht fehlt ja doch die Butter des Glaubens auf dem Brot vieler Menschen und der Hunger im Land zeigt nicht nur eine Leere im Bauch an. Der kommende Sonntag steht unter dem Predigtwort aus Jesaja: "Brich dem Hungrigen dein Brot..."(Jes.58,7) . Dies gilt in unserem Fall, für Nahe und Ferne, da beißt die Maus keinen Faden ab. "Brot für die Welt", aber auch Brot für die Hungernden im eigenen Land, hungernd nach Lebenserfüllung, Liebe und Anerkennung und vor allem der Geste des Miteinanders. Das Teilen des Glaubensbrotes wäre hierfür eine Alternative. Wer schafft sein Brot zu teilen, gerade aus Dankbarkeit, mauert die Lücken zu! Danken ist eine gereifte Geste, die auch in Zeiten des Überschwanges, weder das Mehl bitter werden lässt, noch den Hungernden vergisst.
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