Handwerkercamp - Im Gespräch mit der Königin

Heute möchten wir den Lesern das Theaterstück näher bringen, welches täglich von den Mitarbeitern gespielt wird und vom Leben der Elisabeth Fry berichtet.
Wer würde sich dafür besser eignen als die allwissende Queen, die zurzeit bei uns im Zentralgefängnis Newgate weilt? Zu unserer großen Ehre hat sie sich zu einem Interview bereiterklärt. Im Gespräch erfahren wir auch etwas von ihrer privaten Seite. Seien Sie gespannt.

Hoch durchlauchtigste aller Königinnen, Queen Viktoria von Großbritannien und Irland, danke dass sie sich zu diesem Gespräch bereiterklärt haben.
Queen: Für sie mache ich eine Ausnahme, weil sie so lieb gefragt haben. Normalerweise halte ich mich eher bedeckt. Man weiß nie, hier haben sogar die Wände Ohren.

Ihre Hoheit weilen nun schon einige Tage bei uns im Zentralgefängnis Newgate. Wie kommen wir zu dieser hohen Ehre?
Queen: Ich überzeuge mich davon dass die von Elisabeth Fry initiierte Gefängnisreform durchgesetzt wird. Ich bin beeindruckt von dieser Frau, die sich so für die Gefangenen einsetzt und die Männerwelt aufmischt in der wir Frauen bisher eine viel zu kleine Rolle spielen.

Worum geht es bei dieser Gefängnisreform?
Queen: Keine Ahnung, ich pass immer nur bei den Liebesgeschichten von Elisabeth auf [gurgelndes Kichern].
Hier wird nicht gelacht! Natürlich bin ich bestens informiert.
Bei der Gefängnisreform geht es um Verschiedenes. Zuerst einmal bekommen Gefangene besseres Essen. Es gibt Einzelzellen. Kleinkriminelle wurden von Schwerverbrechern getrennt. Kinder kommen nicht für kleine Vergehen ins Gefängnis. Die Gefangenen bekommen Aufgaben zugeteilt und sie erhalten Unterricht. Insgesamt erscheint das Gefängnis nun mehr wie eine Besserungsanstalt. Die Menschen erhalten einfach eine Chance zu leben und werden nicht zusätzlich kriminalisiert.

Was erhoffen sie sich davon?
Queen: Das das Land sicherer wird. Es soll weniger Willkür im Gefängnissystem herrschen. Humanität ist mir ein wichtiges Anliegen.
Neben der Gefängnisreform interessiert mich besonders Elisabeth Frys Werdegang. Jeden Tag erzählt sie mir eine aufschlussreiche Episode aus ihrem bewegten Leben [der auch alle Kinder im Camp gespannt lauschen].

Können sie das weiter ausführen?
Queen: In ihrer Kindheit erlebte sie ein Liebesdrama mit einem heißblütigen Franzosen namens Francois, oder hieß er Frank Soir? Doch dieser Hans-Henning Dampf in allen Gassen enttäuschte sie schwer, woraufhin sie in eine tiefe Krise stürzte. Erst eine Predigt des berühmten William Savery weckte neuen Lebensmut in ihr und den Willen ihre Leben den Benachteiligten zu widmen. Ach ja, und so ist sie schließlich auf die Gefangenen gekommen.

Was beeindruckt sie besonders an Elisabeth Fry?
Queen: Es überrascht mich immer wieder, dass eine aus einem gut situierten Elternhaus kommende Dame den Entschluss gefasst hat, auf ihr luxuriöses Leben zu verzichten und sich ganz den Menschen zu widmen, denen es schlechter geht in meinem Staat.
Wofür ich natürlich in keiner Weise verantwortlich bin, meine Informationen waren zumeist unzureichend. Den zuständigen Minister habe ich sofort beurlaubt.

Stimmt es das Sie sich mit Elisabeth Fry duzen?
Queen: Sie hat damit angefangen! Zuerst war ich stinksauer, aber sie macht das aus ihrem Glauben heraus. Das ist bei Quenglern so üblich.

Sie meinen Quäker?
Queen: Ja, hab ich doch gesagt! Schämen Sie sich, sie ungezogener Mann, Sie. Ich rede von den Leuten in den grauen Wämsern.

Gerüchten zu Folge hat Ihre Hoheit Streit mit dem gut aussehenden Justizminister. Was ist dran an dieser heißen Story?
Queen: Dieser Justizminister! Er bringt mich immer mehr in Rage. Ständig redet er davon, dass die Gefängnisreform nicht gerechtfertig ist und dass diese Menschen keine bessere Behandlung verdient haben. Wenn er sein Benehmen nicht unverzüglich ändert, werden wir bald getrennte Wege gehen. Früher kamen wir besser miteinander aus (siehe Foto).

[Nach Redaktionsschluss wurde der Justizminister tatsächlich gefeuert]

Wie steht es mit ihrem Verhältnis zum Gefängnisdirektor?
Queen: Ich kenne den Mann nicht. Ich kenne überhaupt keine Männer mit langen Bärten.

Nach dem offiziellen Gesprächsteil offenbart uns Ihre Hoheit Queen Viktoria ihren Kinderwunsch Balletttänzerin zu werden. Nach zwei Gläsern Orangensaft ist sie sogar bereit uns eines ihrer Lieblingsstücke vorzutanzen.