Meldung
Und schon ist die WM Geschichte
Sonntag, 22. Juli 2018, 05:09 Uhr
Christopher Bischoff, Lektor der Kirchengemeinde Bielen
Und schon ist die WM 2018 Geschichte. Manch einsam wehende Fahne erinnert noch an das Fußballfieber der vergangenen Wochen. In den nächsten Tagen wird wohl auch sie wieder zusammengelegt in den Schrank zurückgeräumt. Während der ein oder andere nun erstmal überlegt, was denn mit der freien Zeit, die sonst vorm Fernseher verbracht wurde, angestellt wird, ist es für andere ganz recht, dass das WM-Fieber zumindest von deutscher Seite her, schneller als gedacht zu Ende ging.
Es ist verblüffend, wie viele Gemeinsamkeiten es eigentlich zwischen Fußball und dem Glauben gibt. Das hat mir die diesjährige WM wieder gezeigt: Es gibt bestimmte Rituale, Gesänge und Bekenntnisse. Der Verein oder der Glaube schafft Identität. Man ist nicht allein, sondern Bestandteil einer Gemeinschaft, die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam im Stadion oder eben der Kirche versammelt. Beim Fußball gibt es Idole. In der Kirche gibt es Heilige. Und ich denke, vor manchem Elfmeter werden mehr Stoßgebete in den Himmel geschickt, als im Sonntagsgottesdienst.
Und zuletzt äußert sich Fußball wie der Glaube in verschiedenen Gruppierungen. Etwa der FC Bayern im katholischen Süden oder der HSV im eher protestantischen Norden.
Immer wieder bekomme ich zu hören: mit der Kirche habe ich es nicht so und ich selbst muss gestehen: mit Fußball habe ich es nicht so. Aber um eines beneide ich diesen Sport. Ein wahrer Fan steht zu seinem Verein in guten, wie in schlechten Zeiten. Er behält sein Trikot auch unter Fans anderer Mannschaften an und verpasst kaum ein Spiel.
Wie ist das bei uns Christen? Stehen wir immer zu unserem Glauben an Jesus Christus? Oder gehen wir eher Undercover durch diese Welt? Schweigen, wo wir eigentlich sprechen müssten und versuchen so wenig wie möglich mit anderen anzuecken?
Manchmal wünsche ich mir, etwas der Fußball-Euphorie würde auf unsere Kirche übergreifen. Dass wir wieder viel selbstverständlicher unseren Glauben leben, neu lernen von ihm begeistert zu sein und so andere mit dieser Begeisterung anstecken.
Die nächste WM ist erst in vier Jahren. Der nächste Gottesdienst am Sonntag, wir haben also genug Zeit zu trainieren.
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