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Ich mach mir die Welt....
Sonntag, 02. September 2018, 05:57 Uhr
Ich mach' mir die Welt - wie sie mir gefällt
"Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war." Was Paulus in seinem Brief an die Korinther beschreibt, ist der Prozess des Erwachsenwerdens, in dem jeder Mensch feststellen sollte, dass die Welt nicht so einfach in Gut und Böse einzuteilen ist, wie man es als Kind dachte.
Die Bevölkerung Jerichos z.B. war voller Zorn, als Jesus sich bei einem betrügerischen Zolleinnehmer einlud, der sogar mit der römischen Besatzungsmacht in Verbindung stand. Mit seinem Besuch zeigt Jesus aber, dass er jeden Menschen sehr differenziert beurteilt und dabei die voreiligen und allzu kindlichen Kategorien der zornigen Beobachter als haltlos entlarvt. Er benennt jedes Unrecht deutlich beim Namen und sieht dennoch den bedürftigen Menschen dahinter. Tief beeindruckt von dieser Begegnung entscheidet der Zolleinnehmer die betrogenen Menschen zu entschädigen und seine Lebenshaltung zu verändern.
Ich denke, es sind die vermeintlich einfachen Antworten, die unser Menschsein am meisten bedrohen. So waren es in Chemnitz (mutmaßlich) ein Syrer und ein Iraker, die als "einfachste Lösung" in ihrem Streit einen brutalen Mord begingen. Wenn wir als Reaktion statt Anteilnahme und kluger Politik jetzt aber Plakate mit der pauschalen Aufschrift Ausländer raus lesen, wird erkennbar, dass hier ebenfalls nur plumpe und kindliche Antworten aus der Kategorie gute Menschen - böse Menschen hervorgeholt werden.
Müssten wir mit unserer zweitausendjährigen christlichen Geschichte nicht eigentlich gelernt haben, Unrecht beim Namen zu nennen und gleichzeitig die Würde jedes einzelnen von Gott geliebten Menschen zu achten?!
Simon Roppel, Jugendreferent
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