Meldung
Eine wahre Geschichte
Montag, 10. September 2018, 08:53 Uhr
Es gibt Erlebnisse, die uns prägen – manchmal kommen sie so überraschend und heftig, dass sie uns vollkommen aus dem sonst wohl gepflegten Konzept bringen.
So geschah es mir am Sonntag – dem Tag des offenen Denkmals – in Elende.
In unserem Pfarrbereich hatten wir verabredet, dass in jeder unserer Kirchen um 9.00 Uhr eine Andacht von Ehrenamtlichen gehalten wird. Eigentlich ein schöner Gedanke. Als ich um 8.00 Uhr zum Vorläuten in die Kirche ging, hörte ich Friedrichslohra und Niedergebra bereits läuten. Das war schön. WIR stehen nun alle gemeinsam in unseren Kirchen und halten Andacht.
Als ich kurz vor 9.00 Uhr wieder in der Marienkirche ankam, hatte ich mich innerlich schon gewappnet. Wer sollte kommen, außer mir? Die einen bauten alles für den Tag des offenen Denkmals an der Wegekapelle auf, andere waren gerade aus dem Krankenhaus gekommen oder können gar nicht mehr vor die Tür. Wir sind noch 33 Gemeindeglieder – das spricht für sich.
Und doch half alles wappnen nicht. Aus dem gemeinsam wurde ein tief empfundenes einsam. Als ich am Altar stand, die Kerzen entzündete, das Gesangbuch holte und mir den vom Pfarrer vorbereiteten Andachtsablauf zur Hand nahm – da rannen mir die Tränen über das Gesicht.
Ehrlich? Ich habe mit meinem Tun gehadert. Bin ich hier noch am richtigen Ort, gibt es noch jemanden in diesem kleinen Dorf, dem das Gebet so wichtig ist wie mir? Gibt es hier noch lebendige Gemeinde? Ist all mein ehrenamtliches Tun für diese Gemeinde noch sinnvoll? Die Tränen rannen. Das Gebet, das ich lesen wollte verschwamm vor meinen Augen.
Und genau in dem Moment, als ich abbrechen wollte, öffnete sich die Kirchentür.
Eine freundlich lächelnde Frau trat vorsichtig ein. Ich habe im Auto vor der Tür gewartet und dachte, dass die Menschen nun von allen Seiten zur Andacht kommen müssten. Als niemand kam, bin ich dann doch einfach hereingekommen. Vielleicht kennen Sie mich nicht, Frau Englert, ich bin aus der katholischen Gemeinde des Nachbardorfes. Ich finde diese Kirche so schön und habe mir vorgenommen den heutigen Tag mit ihnen und dieser Andacht zu beginnen.
Und ob ich sie kannte, schon oft war mir ihr Gesicht bei unseren Gottesdiensten im Pfarrbereich aufgefallen. Aus den Tränen der Einsamkeit wurde Tränen der Dankbarkeit und der Freude. Ich erzählte ihr, welche Bedeutung sie an diesem Tag für mich hatte. Wir haben uns umarmt und die Andacht gemeinsam gehalten. So standen wir in geschwisterlicher Gemeinschaft vor dem Taufstein und blickten mit tränenverschwommenem Blick auf das Kreuz. Das Herz war mir noch schwer vom zuvor Empfundenen und doch stieg in diesem Moment eine neue Zuversicht in mir auf.
Wir beide waren uns einig, dass wir das Erlebte nicht unter Zufall abtun können. Sie hatte, im wahrsten Sinne des Wortes, der Himmel zu mir geschickt.
DANKE HERR für diesen Engel.
Danke, dass DU mir den Kopf zurecht gerückt hast. Ich habe einmal flapsig gesagt, dass die Gemeinde einer offenen Kirche aus vielen Teilzeitmitgliedern besteht. Menschen, denen DU genauso wichtig bist wie mir – egal, wo sie wohnen. Genau das, durfte ich am Sonntag erfahren. Wir waren zu Zweit in DEINEM Namen versammelt und DU hast für uns gesorgt. Das Glücksgefühl hätte kaum größer sein können.
Regina Englert
zum Überblick