Sonntag, 30. September 2018, 05:46 Uhr
Rembrandt (Foto: Archiv)
Engel sind beliebt, - nach wie vor, keine Frage. Es gibt Kalender, in dem jeder Tag seinen eigenen Schutzengel hat, einschließlich Kontaktaufnahmetipps. Der Mensch sorgt sich in einer unübersichtlichen, bedrohlichen Welt nach sinnhafter Ordnung und Schutz. Ein Grund für die vielen besorgten Bürger auf den Straßen, den einfachen Botschaften zugeneigt? Das Heimatgefühl droht sich im Kosmos zu verlieren. Gezähmte Engelein können da sicher nicht helfen. Das rührselig einseitige Bild der Himmelswesen macht mich unruhig. Es spricht von einer bedenklich vermenschlichten Gottesauffassung. "Wenn sie kommen, kommt der Heilig-Furchtsame und Schrecken Voll-Herrliche." (R. Guardini) Das "Fürchtet euch nicht!" steht nicht umsonst am Anfang vieler Engelsbotschaften, auch wenn die Krippenspiele uns dabei ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Im Boten begegnet uns Gott selbst. Durch Engel spricht und handelt Er.
Wir sollten wieder sensibel für die tief beunruhigende Einsicht werden, dass es hinter der bunten Welt der Erscheinungen, noch eine zweite, verborgene Welt gibt. Eine Verborgenheit, welche selbst Jakob in seinem nächtlichen Ringen am Jabbok nicht ausloten konnte, deren Berührung ihn aber gesegnet, getrost, auch etwas gezeichnet, in eine Zukunft entließ, die um Bewahrung wusste. In unserem Ringen mit dem Göttlichen stehen wir in jener Nacht. Mögen wir nicht vor dem Morgen aufgeben! Am 29. September feiern die Kirchen den Michaelistag als Tag aller Engel.
Pfarrerin Sabine Wegner