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Die Königinnen aus dem Morgenland
Sonntag, 13. Januar 2019, 05:00 Uhr
Als Jesus geboren war zu Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise Frauen, Magierinnen genannt, aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen und sind ihm gefolgt. Als das der König Herodes hörte, erschrak er gewaltig. Unmut verursachte ihm schon, daß es nicht Weise Männer oder gar Könige waren, die ihm ihre Aufwartung machten, sondern daß Frauen kamen und die Stelle einnahmen, an der für gewöhnlich Männer zu erwarten war. Allerdings waren alle drei Frauen von königlicher Schönheit, so daß sich Herodes vergaffte und in seinen Äußerungen einerseits unsicherer, andererseits aber auch aggressiver wurde. Nein, nicht aggressiver, sondern eher großspuriger.
Die Frauen zogen nach Bethlehem, indem sie den Empfehlungen der Schriftgelehrten und aber vor allem dem Stern folgten. Herodes aber sagte zuvor: Ziehet hin und forschet fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr´s findet, so kehr zu mir zurück … Die Frauen aber - indem sie einander Blicke zuwarfen – waren gleich einerlei Ansicht: Das werden wir tunlichst unterlassen. Denn Du, Herodes, führst Ungutes im Schilde. So machten sie sich auf und gingen in das stallähnliche Haus und fanden das Kindlein mit Maria, beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm: Einen Besen, mit dem der Sohn Gottes auf Erden den Unrat aus seiner Kirche hinwegfegen könne, eine Geißel, mit der er die Wucherer und Händler aus dem Tempel vertreiben könne. Das dritte Geschenk aber war …
Nein, das stimmt alles nicht. Es entspricht frommen Legenden, daß dies die Geschenke gewesen sein sollen. In Wahrheit waren es echt weibliche Gaben, die die schönen Frauen dem Christuskind übergaben: Es war eine Goldene Kreditkarte für die Geltung von einigen Jahren im Ägyptischen Lande. Sei war schon ausgestellt auf den Namen Joseph aus Nazareth. Dann war es ein wunderbarer reinigender und wohlriechender Weihrauch, der alle Ruß- und Feinstaubpartikel vertreibt, egal ob im judäischen Dorf-Muff oder im ägyptischen Smog. Und bekanntlich und in Wahrheit war das dritte Geschenk ein desinfizierendes und Schnellheilung verschaffendes Salböl gegen alle Hautbelastungen, egal ob sie von äußeren Verletzungen herrühren oder von Neurodermitis.
Die schönen und Weisen Frauen fielen nicht noch einmal vor dem Kinde nieder wie es Männer getan hätten, sondern küßten das Kind Gottes, das daraufhin aufjauchzte. Sie wünschten dem Elternpaar eine Gute Reise in der ahnungsvollen Erwartung, daß diese sich nicht mehr lange in Judäa würden aufhalten können (wegen Herodes) – und zogen wieder von dannen. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren. Das hatten sie ohnehin nicht vor. Ihr Sinnen und Trachten war es nun, den Osten, von Syrien über Persien und Indien bis China, für die Botschaft des Evangeliums vorzubereiten.
Tatsächlich ist dort in den nächsten sechs- bis achthundert Jahren die größte Weltkirche gewachsen. Nämlich die Orientalische Kirche. Wo aber ist diese geblieben? Heute? Sie ist untergegangen. Diese Untergangsgeschichte ist eine schmerzvolle. Zugleich auch ein Rätsel. So nahmen die Königinnen nicht nur die Freuden der messianischen Hoheit, sondern auch seine Leiden mit in ihre Heimat.
Pfarrer Dr. Bodo Seidel
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