Geht der Glaube an Gott den Bach runter?

Verschlossene Kirchen, die mein Mann und ich kürzlich bei einer Wanderung durch einige Ortschaften rund um Nordhausen vorfanden, könnten diesen Schluss zulassen. Kirchenaustritte, wenige Gottesdienstbesucher an den Sonntagen und Verfehlungen kirchlicher Amtsträger verstärken den Eindruck. Aber ist das alles, woran der Glaube an Gott festmacht werden kann? Ich meine- nein, jedenfalls meiner nicht!
Es gibt in Thüringen einen Ort, an dem ich jedes Jahr von neuem erstaunt bin, wieviel Glaube es doch gibt, besonders unter jungen Menschen. Und das ist auf der Saalfelder Höhe im Handwerkercamp, wenn 8-12-jährige Kinder unter dem Dach des Nordhäuser Kinder Kirchen Ladens der evangelischen Kirchengemeinde St. Blasii dort ihre Ferien verbringen. Das Konzept des Camps ist ein wenig dem der Gemeinschaft von Taize´ angelehnt, wo nach dem Vorbild der Urchristengemeinde eine Geschwisterlichkeit gelebt wird, die sich unter anderem auch im gemeinschaftlichen Verrichten aller anfallenden Arbeiten ausdrückt. So wird also im Camp nicht nur eine Woche gemeinsam gespielt, gehandwerkert, Sport getrieben, Theater gespielt, gesungen und gebetet, sondern auch reihum Klo geputzt, abgewaschen und Küchendienst verrichtet. Abschluss des Camps ist der Gottesdienst am Ende der Woche gemeinsam mit den Eltern, die ihre Kinder abholen. Sie gestalten ihn mit teilweise selbst formulierten Fürbitten und Gebeten. Und die vielen Helfer und Betreuer, oft nicht viel älter als die Kinder selbst, beten, singen und musizieren mit einer Hingabe, die von einer, würde ich meinen, tiefen Gläubigkeit herzurühren scheint. Ich bin davon jedes Jahr sehr ergriffen. Und ich bin überzeugt, hier geht Gottes Wirken weiter, trotz verschlossener Kirchen und magerer Besucherzahlen in den Gottesdiensten. Und ich werde erinnert an Gottes Wort, das er durch Jesaja im Alten Testament 43,19 sagen lässt: „Denn siehe, Ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr es denn nicht?“
Gisela Zeh
Domgemeinde