Meldung

Morgenandacht des NDR von Marco Voigt

Freitag, 21. Februar 2020, 08:06 Uhr
NDR (Foto: NDR) NDR (Foto: NDR)
Wut, Trauer, Verzweiflung und ein Gefühl der Ohnmacht. All diese Gefühle sind an diesem Morgen in mir. Wut darüber, dass in Hanau schon wieder ein Attentäter mit wirren rassistischen Ansichten unschuldige Menschen in den Tod gerissen hat. Trauer und Mitgefühl, wenn ich an die Angehörigen der Opfer denke. Verzweiflung, wenn ich höre und sehe, dass im Internet, im Fernsehen und bei politischen Reden immer mehr eine Sprache der Gewalt um sich greift, die der Nährboden für solch schreckliches Blutvergießen ist. Und schließlich das scheinbar übermächtige Gefühl der Ohnmacht. Weil ich mich hilflos und klein fühle und gar nicht weiß, was ich tun soll bei so viel blindem Hass.

Gelassenheit, Freude, Hoffnung und ein Gefühl der Stärke.
Diese Gefühle sind an diesem Morgen ebenso in mir.
Weil ich gestern bei einem freudigen Ereignis dabei sein konnte, das der schrecklichen Tat von Hanau genau entgegengesetzt ist: Gestern wurde in Kiel die „Sea Watch 4“ getauft. Schon am Montag macht sich das Schiff nach Spanien auf, und ab April wird es auf dem Mittelmeer unterwegs sein, um Menschen in Seenot zu retten.

In atemberaubend kurzer Zeit haben viele tausend Menschen so viel Geld gespendet, dass die Kirche ein Schiff kaufen konnte. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm segnete die Mannschaft und alle, die von nun an ganz praktisch eine Selbst-verständlichkeit in die Tat umsetzen: „Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.“ Das gibt mir Hoffnung.

Neben der Sprache der Gewalt gibt es nämlich, Gott sei Dank, auch noch die Taten der Liebe. Neben Menschen, die blind sind vor lauter Hass auf alle, die nicht in ihr Weltbild passen, gibt es, Gott sei Dank, auch die Menschen, die sich einsetzen.

Die nicht viel Aufhebens um sich machen, sondern die einfach freiwillig ihre Zeit opfern, um Menschen in Not beizustehen. Die der Ohnmacht widerstehen.

Ich bin davon überzeugt, dass Gott ein Freund des Lebens ist und dass er immer auf der Seite der Schwachen steht, egal, an was sie glauben oder welche Hautfarbe sie haben. Und ich wünsche mir, dass diese Taten der Liebe lauter sind und besser gehört werden als die Sprache der Gewalt.

/ Marco Voigt in der "Morgenandacht" auf NDR Kultur & NDR Info
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