Sonntag, 15. November 2020, 04:34 Uhr
Alexander Schönlein (Foto: privat)
So sagte einst Otto Julius Bierbaum. Aber Humor am Volkstrauertag? In den letzten Wochen habe ich gemerkt, dass ich Ereignisse, vor denen ich mich fürchte, veralbere. Alsbald habe ich das Gefühl, dass diese Ereignisse nur halb so furchtbar sind. Das Lied für diese Woche ist EG 149: Es ist gewisslich an der Zeit. Dort heißt es in der zweiten Strophe:
Ach, soll nicht dieser große Tag, der Welt Verfall und der Posaunen Schall, der unerhörte letzte Schlag, des Richters ausgesprochne Worte, des Höllenrachens offne Pforte, in meinem Sinn viel Zweifel, Furcht und Schrecken, der ich ein Kind der Sünden bin, erwecken?
Hui, da geht’s rund! Barock – eine lustvolle Inszenierung des Weltuntergangs. Das Kirchenjahr neigt sich seinem Ende. In dieser Zeit geht es darum, wer die Macht über Leben & Tod hat und ob es überhaupt ein Danach gibt. Glaube & Zweifel wohnen nie so eng beieinander wie im November. Dieses Lied begleitet häufig Krisenzeiten und die Entbehrungen, die diese mit sich bringen. Ich will glauben können, dass Gott das letzte Wort hat und nicht die Herren dieser Welt, die sich so mächtig wähnen. Der christliche Glaube spricht von Erlösung. Für mich ist dabei die Erlösung von Angst mitgemeint und dazu brauche ich Hilfe!
Damit müsste doch alles klar sein: Unser HERR kommt, die anderen Herren können einpacken. Der Tod hat nicht das letzte Wort, wir werden leben! Aber wir wären keine Menschen, wenn wir nicht auch hier ein Haar in der Suppe fänden.
Alexander Schönlein, Gemeindepädagoge und Religionslehrer