Glauben Sie? - Christusdorn von Katharina Schmolke

An einem Tag beschlossen alle Dorfbewohner für Regen zu beten. Am Tag des Gebetes versammelten sie sich, aber nur einer kam mit einem Schirm. Das ist Glaube. Eine Anekdote, die zum Nachdenken anregt. Auf den ersten Blick wird der Glaube der größeren Mehrheit infrage gestellt. Einer hat lediglich einen Schirm dabei. Dies macht den Glauben der anderen in meinen Augen nicht kleiner. Vielleicht tragen sie Kapuzen oder warten schon lange auf den Regen, dass sie ihn auf der Haut spüren möchten. Die Geschichte lässt offen, ob der Mann mit Schirm sich über die Mitnahme Gedanken gemacht hat oder ob er sich sogar über die anderen erheben wollte und ihnen sagte, ihr glaubt nicht genug. Es ist sogar möglich, dass er den Schirm gegen die stechende Sonne mitnahm, weil er als einziger nicht glaubte, dass das Gebet auf dem Dorfplatz hilft. Unter den Dorfbewohnern gab es bestimmt Zweifelnde, Glaubende, Zögerliche, Neugierige, bedingungslos Vertrauende, die alle keinen Schirm dabei hatten. Wichtig ist, dass sie sich auf den Weg gemacht haben. Sie haben sich getroffen, um gemeinsam zu beten. Ob das Gebetstreffen den ersehnten Regen brachte, bleibt ebenso offen, doch eines brachte es bestimmt. Den Austausch untereinander. Vielleicht sogar neue Ideen, Verbindungen oder einfach das gemeinsame Beklagen der Situation. Das mag in manchen Augen wenig Glaube sein, aber im Neuen Testament steht: Wir brauchen nur einen Glauben so klein wie ein Senfkorn zu haben, um ins Himmelreich zu kommen.
Katharina Schmolke, Referentin für die Arbeit mit Kindern und Familien