Meldung
Digitale Landessynode der EKM beendet - hier eine Zusammenfassung
Sonntag, 18. April 2021, 15:39 Uhr
Beschlüsse zu sexualisierter Gewalt, Propstsprengeln und Friedens-Kirche
Mit Beschlüssen zu Kirchengesetzen und verschiedenen Anträgen ist am heutigen Sonntagmittag (18.4.) die digitale Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) zu Ende gegangen.
Beschlossen hat die Synode ein Gesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt. Damit besteht in der EKM ein verbindlicher Rechtsrahmen für die Prävention, Intervention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. Eingeführt wird eine Meldepflicht. Kommt bereits der Verdacht auf, es könnte sich um sexualisierte Gewalt handeln, sind Mitarbeitende und Ehrenamtliche verpflichtet, die Beobachtungen an eine unabhängige Meldestelle zu geben. Die Meldestelle hat dann zu prüfen, ob der Verdacht begründet und was zu tun ist. Diese Meldestelle wird von der EKM, der Anhaltischen Landeskirche und der Diakonie Mitteldeutschland finanziert, aber bei einer externen, nichtkirchlichen Organisation angesiedelt sein. Vorgespräche laufen bereits.
Eingerichtet wird eine neue Arbeitsstelle, die Betroffene beraten und Fortbildungen für ehren- und hauptamtliche Mitarbeitende anbieten soll. Eine Fortbildungspflicht für Hauptamtliche besteht bereits seit 2015. Die Pfarrstelle in Vollzeit wird ab 1. Juni dieses Jahres als Stabsstelle bei Landesbischof Friedrich Kramer angesiedelt sein.
Mit dem Gesetz sollen zudem sämtliche kirchlichen Stellen Handlungs- und Notfallpläne entwickeln, so dass im Verdachtsfall sofort reagiert werden kann.
Reduktion der Propstsprengel
Außerdem hat das Kirchenparlament bei seiner digitalen Zusammenkunft beschlossen, die Anzahl der Propstsprengel von aktuell fünf auf zwei zu reduzieren. So wird es ab Januar 2022 nur noch den Sprengel Erfurt und den Sprengel Magdeburg geben. Für jeden Sprengel können bis zu zwei Regionalbischöfinnen beziehungsweise Regionalbischöfe gewählt werden, die sich in ihren Aufgaben eng abstimmen. Die Dienstsitze der Regionalbischöfinnen beziehungsweise Regionalbischöfe sind Erfurt und Magdeburg.
Der Sprengel Magdeburg wird gebildet aus den Kirchenkreisen Bad Liebenwerda, Egeln, Eisleben-Sömmerda, Elbe-Fläming, Halberstadt, Haldensleben-Wolmirstedt, Halle-Saalkreis, Magdeburg, Merseburg, Naumburg-Zeitz, Salzwedel, Stendal, Torgau-Delitzsch und Wittenberg.
Der Sprengel Erfurt setzt sich zusammen aus den Kirchenkreisen Altenburger Land, Apolda-Buttstädt, Arnstadt-Ilmenau, Bad Frankenhausen-Sondershausen, Bad Salzungen-Dermbach, Eisenach-Gerstungen, Eisenberg, Erfurt, Gera, Gotha, Greiz, Henneberger Land, Hildburghausen-Eisfeld, Jena, Meiningen, Mühlhausen, Rudolstadt-Saalfeld, Südharz, Schleiz, Sonneberg, Waltershausen-Ohrdruf und Weimar.
In Bezug auf die aktuelle Corona-Pandemie distanzierte sich die Landessynode von jeglicher Corona-Leugnung und stellt fest: Christinnen und Christen in Mitteldeutschland nehmen Anteil an Schmerz und Trauer der Menschen, deren Angehörige seit dem Frühjahr 2020 an einer Corona-Erkrankung verstorben sind, die sich von Sterbenden nicht verabschieden und angemessen trauern konnten oder die unter Folgeschäden der Corona-Pandemie leiden.
Die derzeitige Situation stelle eine extreme Herausforderung dar und erfordere neue Herangehensweisen, die nicht nur den Gottesdienst, sondern auch die kirchliche Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen massiv betreffen würden. Dazu gehörten neben verantwortungsvollen Präsenzangeboten unbedingt auch alternative Formate.
Die Landessynode drückt zudem ihr Vertrauen in die Gemeindekirchenräte aus und äußert Verständnis für die Schwere der Entscheidungen in den Kirchengemeinden unter anderem über das Für und Wider des Feierns von Präsenzgottesdiensten. Die Landessynode bittet alle Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger zusammen zu bleiben und verantwortungsvoll zu agieren – auch in mancher Zerreißprobe.
Auf der Tagesordnung standen auch Berichte aus Propstsprengeln. Christoph Hackbeil, Regionalbischof von Stendal-Magdeburg, betonte die Schwierigkeit, in der EKM mit Ungleichzeitigkeiten zu leben. Die Lebendigkeit in einem Dorf steht neben der Müdigkeit im nächsten. Volkskirchliche Strukturen leben wenige Kilometer neben stark säkularisierten Regionen, so Hackbeil. Deshalb komme es darauf an, die Unterschiede in den Kirchenkreisen zu integrieren. Statt zentralistischer Steuerung werde im Propstsprengel an einem offenen und vertrauensvollen Miteinander gearbeitet. Christian Stawenow, Regionalbischof von Eisenach-Erfurt, machte auf die Mitarbeitenden aufmerksam. Die Kirche habe angesichts der Aufgabenfülle darauf zu achten, dass sie mit überbordenden Lasten nicht ohne aussichtsreiche Perspektive bleiben und Rückzugsräume haben sowie Zahlen nicht zum Maßstab ihres Erfolges gerechnet werden. Eine wichtige Aufgabe von Kirche sieht Stawenow in der Aufarbeitung ihrer Geschichte. Zudem braucht es laut Stawenow für den aktuellen politischen Diskurs viel Demut und Sanftmut, um miteinander auf dem Weg zu bleiben. Er warb für das Üben von Kritikfähigkeit, Konfliktmanagement und großmütiges Vergeben.
Mit einem weiteren Beschluss wirbt die Landessynode für einen umfassenden Diskurs in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen zum Thema Kirche des Gerechten Friedens werden. Als Ziel sollen der Synode im kommenden Jahr konkrete Empfehlungen sowie Verantwortlichkeiten für das Handeln in den Gemeinden, Einrichtungen und Werken vorgelegt werden.
Wahlen
Am Mittwoch wählten die Landessynodalen auf der konstituierenden Tagung zunächst ein vierköpfiges Präsidium unter dem Vorsitz von Präses Dieter Lomberg. Zudem wurden acht Synodale gewählt, die dem 21-köpfigen Landeskirchenrat angehören.
Den Juristen Jan Lemke aus Magdeburg wählte das Kirchenparlament am Freitag zum neuen Präsidenten des Landeskirchenamtes in Erfurt. Er folgt in diesem Amt auf Brigitte Andrae, die ab 1. Juli 2021 in den Ruhestand geht.
Die nächste Tagung der III. Landessynode ist vom 17. bis 20. November 2021 in Erfurt geplant.
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