Abstand halten oder zusammenrücken - Christusdorn von Gerda Leidel

Seit nun über einem Jahr heisst es Abstand halten, das gilt auch in unseren Kirchen, jede zweite Bankreihe ist gesperrt.
Vor vielen, vielen Jahren wurden bei einem Gemeindeabend Dias aus einer Gemeinde irgendwo in Afrika gezeigt. Ich glaube sie nannte sich Brüdergemeinde. In dieser Gemeinde war es üblich, dass man zum Gottesdienstbesuch die Bänke von vorn nach hinten füllte. Man setzte sich neben den schon anwesenden Besucher, kein Platz blieb frei. Jeden Sonntag saß man neben einer anderen Person auf einem anderen Platz. In unseren Kirchen haben die meisten der Gottesdienstbesucher einen Lieblingsplatz, in manchen Orten werden die Plätze schon seit Generationen sogar «weiter vererbt». Oft sind wir nur wenige Gottesdienstteilnehmer und wenn der Pfarrer oder die Pfarrerin die Leute auffordert bitte nach vorn aufzurücken, stösst das meist auf wenig Gegenliebe. Oft konnte ich die Sturheit nicht verstehen und habe mich geärgert. Seit das Corona -Virus in unser Leben eingedrungen ist , heisst eine der wichtigsten Regeln, Abstand halten. Da ist mir aufgefallen, dass wir ja vereinzelt in unseren Kirchenbänken sitzen und in unserem Verhalten gar nicht so viel verändern mussten und da kam mir dieser Gemeindeabend wieder in Erinnerung . Inzwischen habe ich in meiner Kirche aber auch meinen Lieblingsplatz, auf den schon vorher meine Mutter gesessen hatte. Da fühle ich mich wohl und er ist mir sehr vertraut. Inzwischen finde ich es in Ordnung, wenn wir vereinzelt und oft weit auseinander im Gottesdienst in unseren Bänken sitzen, Hauptsache, die Menschen kommen zum Gottesdienst, ein Jeder mit seinem «Gepäck».
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende und einen gesegneten Sonntag.
Gerda Leidel, Sollstedt