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Ein offenes Ohr - Christusdorn von Jana Lenz

Sonntag, 29. August 2021, 04:27 Uhr
Jeder wünscht sich ein Ohr, in das er jammern kann, sagt ein portugiesisches Sprichwort. In meiner Arbeit in einer diakonischen Einrichtung kommen viele Menschen zu mir, weil sie solch ein Ohr suchen. Viele von ihnen haben große Sorgen und stehen vor Problemen, die sie für unlösbar halten. Oft tragen sie ihr Anliegen nicht zum ersten Mal vor, haben aber schon häufig den Satz gehört: „Dafür sind wir nicht zuständig.“ Ich bin dankbar, dass wir uns in Deutschland Berufe wie meinen leisten: Arbeitsplätze, die für die Sorgen und Nöte anderer da sind. An denen Sozialarbeiter*innen, Therapeut*innen oder Seelsorger*innen Zeit haben, den Menschen zuzuhören und gemeinsam mit ihnen neue Wege zu suchen. Unsere Arbeit lässt sich meist nicht in Erfolgszahlen messen und sie kennt keine Gewinnmaximierung. Aber sie kann dazu beitragen, dass Menschen (wieder) Mut fassen, ihr Leben in die Hand zu nehmen. Zum Glück gibt es nicht nur „professionelle Ohren“, sondern auch Familienangehörige, Freundinnen und Freunde, denen wir unser Herz ausschütten können. Dabei geht es nicht um vermeintlich kluge Ratschläge. Es hilft schon, Kummer und Sorgen aussprechen zu können, Trost zu erfahren, sich nicht allein zu fühlen. Und wenn ich das Gefühl habe, zu niemandem gehen zu können? In Gottes Ohren kann immer und überall gejammert werden, Gott hält das aus. Schon der Psalmbeter David wusste, „Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich und gibst meiner Seele große Kraft." (Psalm 138,3).
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