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Ernte - Christusdorn von Christiane Neitzke

Sonntag, 26. September 2021, 04:10 Uhr

Ich bin stolze Besitzerin eines kleinen wunderbaren Gewächshauses. 5 bis 6 Tomatenpflanzen finden darin Platz. Im Frühling kaufe ich die Pflanzen bei der Gärtnerin meines Vertrauens. Dann hege und pflege ich sie, geize sie aus, binde sie an, gieße sie. Im Sommer ernte ich – kaum eine Hand voll.
Ein Teil der Tomaten bleibt klein, ein Teil verfault direkt an der Pflanze, ein Teil verkümmert scheinbar grundlos. Ich habe einfach keinen grünen Daumen.
Früher versuchte ich Zucchini in Töpfen zu ziehen – das Wort „Zucchinischwemme“ blieb immer ein Fremdwort für mich.
Den Schrebergarten habe ich schon vor Jahren abgegeben – von Nacktschnecken besiegt.
Heute und nächsten Sonntag feiern wir Erntedankfest. Wir danken Gott für die Ernte, egal wie reich sie ausfällt. Glücklicherweise muss ich mit meinen Tomaten nicht meine Familie ernähren. Und glücklicherweise muss sich eine Ernte nicht nur auf Gemüse und Früchte aus dem Garten beschränken.
Mein ganzes Leben kann ein Wechsel aus säen und ernten sein, oder moderner formuliert, aus investieren und Gewinn machen. Ich investiere in meine Bildung und kann einen Beruf wählen, der mich erfüllt. Ich investiere in Freundschaft und Nähe und genieße ein soziales Netzwerk, das mich auffängt, wenn es mir schlecht geht. Ich investiere in meine Gottesbeziehung und weiß mich von Gott getragen.
Auch diese Ernte fällt nicht immer so üppig aus, wie ich es manchmal erhoffe. Manches bleibt klein, manches verfault, manches verkümmert scheinbar grundlos.
Und trotzdem sollte ich immer wieder Grund zum Danken finden – nicht nur zum Erntedankfest.
Christiane Neitzke, Domgemeinde
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