Meldung

Kreiskirchenrat war in Klausur

Sonntag, 27. Februar 2022, 11:57 Uhr
Bislang war es üblich, dass der Kreiskirchenrat einmal jährlich gemeinsam für ein Wochenende in Klausur ging, um einander kennenzulernen und miteinander intensiv über verschiedenste kirchliche Themen ins Gespräch zu kommen. Die Pandemie hat das für den "neuen" Kreiskirchenrat bislang verhindert. Doch an diesem Wochenende war es wenigstens für 1,5 Tage so weit. Das Thema war recht schnell gefunden.
Angesichts des für 2025 anstehenden neuen Stellenplans für unseren Kirchenkreis liegt das Thema auch bei den Mitgliedern des Kreiskirchenrates ganz oben auf. Da es viele neue Gesichter im neuen KKR gibt und natürlich auch nicht alle in den derzeit aktiven Stellenplan-Ausschuss eingebunden sind, war das eine gute Gelegenheit auf einen einheitlicheren Kenntnisstand und miteinander ins Gespräch zu kommen.
Zu Besuch bei OKR Lehmann im Landeskirchenamt in Erfurt (Foto: R. Englert) Zu Besuch bei OKR Lehmann im Landeskirchenamt in Erfurt (Foto: R. Englert)

Im Landeskirchenamt mit OKR Lehmann im Gespräch
Der erste Tag begann am Freitag mit einem spätnachmittäglichen Besuch im Landeskirchenamt. Personaldezernent OKR Michael Lehmann hatte sich dazu extra für uns Zeit genommen. Nach einer kurzen, interessanten Führung durch das Amt ging es in den großen Sitzungssaal. (Die Luft wird dort übrigens alle 30 Minuten komplett ausgetauscht - ein großer Vorteil in diesen Zeiten.)
Herr Lehmann erläuterte die aktuelle Situation der Pfarrstellenbewerber in der EKM und diskutierte mit uns grundlegende Fragen zum Pfarrdienst. Ein Schaubild aus "Person-Stelle-Geld" mit seinen vielen Variablen entstand. Bei der "Person" spielten beispielsweise: die Motivation, die Professionalität, die Interessen, die Begabungen, die Persönlichkeit, die Familie und das Pfarrhaus ein Rolle. Bei der "Stelle" wurden die Ausschreibung und die Dienstvereinbarung in Verbindung gebracht. Hier hapert es manchmal an der Übereinstimmung. Obwohl sich die Ausschreibungen bereits in ihrer Form verändert hätten, wie OKR Lehmann bestätigte. Ein Weniger an "wir haben an Kreisen, u.a. zu bieten" (sprich: schau was es alles zu tun gibt), "wir wollen aber zusätzlich auch gern, dass du noch neue Konzepte entwickelst" (oha, das klingt schon nach doppelt so viel Arbeit wie für den/die Vorgänger/-in), ein Mehr an "wir möchten schauen wer du bist und wie wir zusammenkommen können!" wäre manchmal hilfreich.
In diesem Zusammenhang erläuterte uns OKR Lehmann auch die derzeit gültige "44er-Regel" für den Pfarrdienst - 44 Wochen Arbeitszeit, 44 Stundenwoche, 44 Tage Urlaub. Wobei sogleich auffiel, dass vieles schwer zuzuordnen ist. Etliches rutscht in Grauzonen. Ein Beispiel: Der Pfarrer geht einkaufen, trifft ein Gemeindemitglied, erkundigt sich nach der Tochter, einer Konfirmandin, fragt nach der Oma, die nicht mehr zum Seniorennachmittag kommt und wie es der Enkelin geht. Fällt der Einkauf da unter Arbeit oder Freizeit? Und es gab verständlicherweise viele solcher Beispiele.
Schaubild von OKR Lehmann  (Foto: Regina Englert) Schaubild von OKR Lehmann (Foto: Regina Englert)

Vielfalt
Wichtig auch die Erkenntnis, dass die Vielfalt des Pfarrberufs als sehr positiv bewertet werden, aber auch zu einer vollkommenen Überlastung der Pfarrpersonen führen kann, bis hin zur Erkrankung. Es liegt in unseren Händen als Gemeinden und Kirchenälteste die Vielfalt den individuellen Möglichkeiten der Pfarrperson anzupassen. Was muss der Pfarrer/die Pfarrerin wirklich selbst tun? Wo liegen ihre/seine Gaben?
Beim Thema "Geld" spielten der Stellenplan, Gerechtigkeit der Verteilung der Stellen innerhalb eines Kirchenkreises, die Professionen, die Personalkostenrücklage und die lokalen Belange eine Rolle.
Beim anschließenden Abendessen nahmen die Gespräche all diese Themen noch einmal auf. OKR Lehmann hat uns dazu freundlicherweise begleitet.
Zu Gast bei den Ursulinen
Übernachtet haben wir im Ursulinenkloster in Erfurt. Ein wunderbares Haus für Klausuren, bestens ausgestattet und zugleich mitten in der Stadt.
Dort erwarteten uns nach einer guten Nacht und reichem Frühstück noch mehrere Arbeitseinheiten + Kreiskirchenratssitzung.
Der Pfarrdienst
In Kleingruppen erstellten wir unsere Argumente, die eine gute Pfarrstelle ausmachen und die ihr hinderlich im Wege stehen. Positiv waren beispielsweise sanierte Pfarrhäuser, gut ausgestattete Pfarrbüros und das stimmen der Chemie der Menschen untereinander in den Gemeinden und Gemeindekirchenräten. Das A und O aber ist eine gelingende Kommunikation! Doch auch die Verbindung von Aufgaben und Gaben, Glaubwürdigkeit und Spiritualität auf beiden Seiten wurden immer wieder genannt.
Hinderlich für eine gute Pfarrstelle sind die Zersplitterung von Gemeinde in viele einzelne Aktionsbereiche und Wünsche. Fehlende Kompromissbereitschaft und Streit zwischen den Aktiven. Zu hohe Erwartungen an den "einen Menschen", der da neu in die Gemeinde kommt. Die Hoffnung auf die "eierlegende Woll-Milch-Sau", die oftmals noch Erinnerungen an Kirche aus der Kindheit im hier und jetzt befriedigen soll. So niedergeschrieben schüttelt man schnell den Kopf, kann doch gar nicht sein... Aber hinterfragen wir uns ruhig an dieser Stelle einmal selbst und lassen uns von dem Ergebnis überraschen.
Amtsleiter Ralf Rüdiger am Info-Point für das Planspiel (Foto: R. Englert) Amtsleiter Ralf Rüdiger am Info-Point für das Planspiel (Foto: R. Englert)

Planspiel
Was dann kam hat alle überrascht - ein Planspiel, das uns die Chance gab, das Ergebnis des kommenden Stellenplans ohne große Vorgaben in Kleingruppen vorwegzunehmen. Die Zahl der zur Verfügung stehenden Stellen war das Einzige, was durch die finanziellen Bedingungen festgelegt war. Es stand uns frei, damit auch 50- oder 75%-Stellen zu schaffen.
An vier Tischen wurde gegrübelt und die Spielfiguren hin und her geschoben. Die Ergebnisse waren an manchen Stellen überraschend ähnlich. Neu waren mögliche Regionengrenzen (bislang gibt es 4 Regionen), wie beispielsweise die Zweiteilung des Kirchenkreises anhand der A 38. Es wurden Pfarrbereichszusammenlegungen diskutiert, 2 Coach-Stellen zur Regulierung entstehender Konflikte eingerichtet, die Verringerung von Referentenstellen, ebenso wie die Idee die Superintendentenstelle mit 50% Gemeinde zu kombinieren überlegt. Auch Projektstellen fest zu errichten war eine Idee, die regelmäßig auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft und entsprechend, nach beispielsweise 6 Jahren, inhaltlich verändert werden können. Teams aus Pfarrpersonen, gemeindepädagogisch Mitarbeitenden und Kirchenmusikerinnen und -musikern entstanden, während andere mehr in der Fläche blieben und auf regionale Zusammenarbeit und Vertretung setzten. Am Ende war allen klar, das es keine leichte Aufgabe sein wird, den neuen Stellenplan zu bauen. Wie immer sind es viele Variablen, die beachtet werden müssen.
Pfarrerin Annegret Steinke erläutert das Modell ihrer Gruppe (Foto: R. Englert) Pfarrerin Annegret Steinke erläutert das Modell ihrer Gruppe (Foto: R. Englert)

Dies sind nur ein paar Bespiele der Aktivitäten der Kreiskirchenratsklausur 2022 - die von allen Anwesende wirklich positiv bewertet wurde. Dankbar für die gemeinsame Zeit ging man am Samstagnachmittag mit Gebet und Segen auseinander.
Ein großes Dankeschön ging an Superintendent Andreas Schwarze für die tolle Vorbereitung.

Regina Englert
(Mitglied des Kreiskirchenrates)
Kreiskirchenrat in Klausur (Foto: R. Englert) Kreiskirchenrat in Klausur (Foto: R. Englert)


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