Verpasst - Christusdorn von Christiane Neitzke

(re) Da waren wir einmal NICHT auf einer Party und ausgerechnet dann passiert etwas. Eine spektakuläre Trennung, mit allem was dazu gehört. Oder ein Heiratsantrag, so richtig romantisch, mit Geigen und Rosenblättern.
Jetzt sind wir auf die Erzählungen der dabei gewesenen Gäste angewiesen, brauchen Informationen aus erster Hand.
Thomas, ein Jünger Jesu, von dem morgen im Gottesdienst erzählt werden wird, scheint auch dieses Problem zu haben. Er war nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Als die Jünger sich am ersten Tag der Woche versammeln und Jesus zu ihnen tritt, war er nicht dabei. Thomas erfährt alles was er verpasst hat erst aus dem Mund der Jünger. „Wir haben den Herr gesehen.“
Wahrscheinlich hätte ich ähnlich reagiert wie Thomas, der trotzig antwortet: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“
Thomas will sich nicht mit einem Glauben „aus zweiter Hand“ zufriedengeben, er will selbst sehen und fühlen, denn schließlich soll sein Glaube eben sein eigener Glaube sein und nicht der Glaube der anderen.
Zum Glück ergibt sich eine Woche später eine weiter Chance für Thomas. Jesus geht bei dieser Begegnung direkt auf Thomas zu und fordert ihn auf, sich selbst zu überzeugen.
Auf Jesu Aufforderung, nicht ungläubig, sondern gläubig zu sein, fasst Thomas seinen Glauben in fünf einfachen Worten zusammen: „Mein Herr und mein Gott“. Jesus antwortet Thomas mit dem Satz: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben“.
Wir alle waren auf der Party damals nicht dabei. Dieses Evangelium ist für uns geschrieben. Die Antwort Jesu gilt uns allen und auch Thomas Bekenntnis darf unser Bekenntnis sein: „Mein Herr und mein Gott“.

Christiane Neitzke, Domgemeinde