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Warum gibt es die Menschen? - Christusdorn von Gisela Zeh
Sonntag, 21. August 2022, 04:01 Uhr
Meine Enkel sind immer für eine coole Frage gut. Im Handwerkercamp des evangelischen Kirchenkreises fragte mich letzte Woche der Zweitälteste: Oma, warum gibt es die Menschen? Für das Gleichgewicht auf der Erde blühen die Pflanzen und verrotten wieder, die Vögel fressen die Insekten, der Wolf die Kaninchen, aber die Menschen…? Ich musste zugeben: Der Naturkreislauf braucht ihn nicht. Und der Mensch macht mit seinen selbst verursachten Krisen (Klima, Hunger, Krieg) zurzeit keine gute Figur auf dieser Welt. Ich sagte ihm, dass ich es trotzdem gut fände, dass es die Menschen gibt. Denn erst in der Gesamtschau mit dem Menschen erfährt alles einen Sinn.
In der Bibel steht, dass Gott uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat. Das heißt, er hat uns mit Einmaligkeit, seinem Schöpfergeist, seiner Liebe, seiner Ewigkeit und Freiheit ausgestattet. Wir tragen das alles in unserer Seele und sollen so Anteil an der Gemeinschaft mit Gott haben. Das ist etwas Wunderbares. Erfüllt es uns denn nicht mit Größe und Erhabenheit, kein Serienroboter oder instinktgesteuertes Tier zu sein? Sind wir nicht stolz, aus dem, was die Erde bietet, mit unserem Erfindergeist Maschinen und Computer zu bauen, die uns das Leben erleichtern? Ist es nicht ein Glückshochgefühl, von einem Mitmenschen Liebe zu erfahren und im Moment höchsten Glücks, höchster Geborgenheit und Liebe selbst menschliches Leben weiterzugeben? Erfüllt es uns nicht mit großer Zuversicht, nach unserem Tod nicht nur im kühlen Grab zu landen, sondern mit unserer unsterblichen Seele bei Gott und seiner umfassenden Liebe und Gerechtigkeit? Mit der Freiheit, die Gott uns gegeben hat, können wir entscheiden, wie, wo und wann wir diese Gottesebenbildlichkeit in unserem Leben umsetzen. Leider haben wir auch die Freiheit, alles ins Gegenteil zu verkehren. Dann entstehen Klimakrisen, Hunger und Krieg. Lassen wir das nicht zu. Wir haben es in der Hand.
Gisela Zeh
Domgemeinde
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