Sonntag, 09. Oktober 2022, 07:48 Uhr
Dank an die Referentin der EFiM Kristin Daum von Kathrin Schwarze (Foto: R. Englert)
Oasentag 2022 - Kraftprobe Dialog (Foto: R. Englert)
Anspiel - Kathrin Schwarze und Präses Dr. Uwe Krieger (Foto: R. Englert)
(re) In der Nordhäuser Frauenbergkirche trafen sich am Freitagabend Frauen aus dem Kirchenkreis zum Oasentag. Das Frauenteam rund um Kathrin Schwarze hat ihn, wie immer, sorgfältig vorbereitet und ein sehr aktuelles Thema gewählt - Kraftprobe Dialog. Wer kennt diese Situation nicht? Man steht jemandem gegenüber, der eine vollkommen andere, für einen selbst, provokante Meinung vertritt. Zunehmend, so erzählen auch die Frauen, sind das gar keine Fremden, die einem teils schon fast aggressiv mit "neuen" Einstellungen gegenüberstehen, sondern wohl vertraute Gesichter aus dem Freundes- oder Familienkreis. Wie reagiert man da?
Hier kommt die Referentin des Abends Kristin Daum von der EFiM (Evangelische Frauen in Mitteldeutschland) ins Spiel - sie ist kurzfristig für, die angekündigte, aber er leider erkrankte, Eva Lange eingesprungen.
Kristin Daum lässt uns aus vier Themenbereichen auswählen, die immer wieder zu Diskussionen führen - mit deutlicher Mehrheit gewinnt als Thema des Abends der Bereich mit dem Schlagwort "Sozial-Tourismus", der durch die Medien geistert. (Die gelben Karten auf den Fotos zeigen die einzelnen Unterbereiche.)
Sechs Frauen erklären sich bereit aktiv an der Gestaltung des Themas mitzuwirken. Es braucht Zwei, die gegensätzliche Meinungen vertreten (auch, wenn es nicht die ihren sind!), es braucht Zwei, die mit dem Rücken an den Dialogpartnerinnen stehen und die Emotionen heraushören und weitere Zwei, die mit Abstand je einer der Rednerinnen lauschen und die Sachebene, die Argumente, herausfiltern.
Diese drei Ebenen waren hochinteressant, da wurden Veränderungen in den Stimmungen, wechselnde Tonlagen, und sich entwickelnde Argumente deutlich.
Gemeinsam wurde dann nach einem oder mehreren Punkten gesucht, die die beiden Rednerinnen, trotz aller Gegensätzlichkeit, verbindet. Punkte, die einen weiteren Dialog ermöglicht hätten, ein Aufeinander-zu-gehen.
Was zunächst vollkommen unmöglich schien, hätte nach der Analyse der verschiedenen Ebenen tatsächlich möglich sein können.
Das war für die Teilnehmerinnen sehr beeindruckend zu erleben und ein echter Erkenntnisgewinn.
Abschließend hat das Frauenteam dazu noch einen kleinen Flyer ausgegeben, der ein paar
Dialogprinzipien enthält.
Hier für Sie:
- 1. Wir sind im Dialog miteinander Lernende.
- 2. Wir bringen uns gegenseitig "radikalen Respekt" entgegen, nicht im Sinne einer laschen, undefinierten Toleranz, sondern im Sinne einer aktiven Anerkennung.
- 3. Wir versetzen und fühlen und in die Gesprächspartnerin hinein, im Sinne eines empathischen Zuhörens.
- 4. Wir arbeiten heraus, wo Annahmen und eventuell Vorurteile unser eigenes Weltbild prägen. Wir machen uns während des Dialogs frei von dieser Annahme und arbeiten so gemeinsam am Abbau von Vorurteilen.
- 5. Wir sind bereit darzustellen, woher unsere Meinungen stammen, die Gegenseite zu hören und unsere eigenen Meinungen gegebenenfalls zu revidieren.
- 6. Wir wertschätzen unsere Dialogpartnerin in ihrer Tradition. Jede Tradition hat ihren eigenen Wert, keine ist besser als eine andere.
Das macht deutlich, dass es mit einem Mal durchlesen nicht getan ist. Das kann noch keine Veränderung bewirken. Daran muss jede Einzelne für sich arbeiten.
Der Abend wird umrahmt von einer Andacht mit den Gemeindepädagoginnen Cornelia Georg und Corina Sänger, einem sehr bildhaft umgesetzten Impuls mit Pfarrerin Annegret Steinke, samt einem erfrischenden Anspiel mit Präses Dr. Uwe Krieger (Abraham), Kathrin Schwarze (Sara) und Gemeindepädagogin Diana Blaszcyk-Wand (Hagar), schwungvoller musikalischer Umrahmung durch Martina Lübbecke am Keyboard und dem Bläserchor mit dem Präses und seiner Frau sowie dem Ehepaar Georg.
Geschlemmt und sich aufgewärmt wird mit einer kräftigen, heißen Suppe nach Weltgebetstagsrezept und einer köstlichen Apfel-Birnen-Kompott-Nachspeise. Der Weltladen und Kathrin Schwarze waren für die Frauen am Werk.
Ganz liebevoll umsorgt wurden wir übrigens von einem exklusiven Herrenteam - Superintendent Andreas Schwarze mit Sohn Max sowie unser Präses und Julian Steinke übernahmen diesen Part.
Kathrin Schwarze bedankte sich abschließend herzlich für den Einsatz ihres Frauenteams und beim Bläserchor mit frisch eingekochter Roter Beete. Einen besonderen Dank erhielt die Referentin, die doch sehr spontan für Eva Lange eingesprungen ist.
Schade war einzig, dass an diesem Abend so viele andere wichtige Veranstaltungen liefen, an denen Frauen im Kirchenkreis maßgeblich beteiligt waren und dadurch nicht zum Oasentag kommen konnten. Genau die Frauen, die hier Kraft hätten tanken können, waren mal wieder selbst überall im Kirchenkreis im Einsatz. Dieser Abend hätte ein weit größeres Publikum verdient gehabt.
Regina Englert
Erklärung zu den Fotos: Die gelben Karten zeigen die Einstellung, die die beiden Frauen im Dialog einnehmen sollten, ungeachtet ihrer eigenen Meinung.