Meldung

Gespräche zu Kirchenkreisfusion beschlossen

Montag, 07. November 2022, 04:36 Uhr
Superintendent Andreas Schwarze, Mühlhäuser Präses Jens Ritter, Superintendentin Bad Frankenhausen-Sondershausen Steffi Wiegleb, Präses Dr. Uwe Krieger (Foto: R. Englert) Superintendent Andreas Schwarze, Mühlhäuser Präses Jens Ritter, Superintendentin Bad Frankenhausen-Sondershausen Steffi Wiegleb, Präses Dr. Uwe Krieger (Foto: R. Englert)
(re) Am Samstagmorgen (5.11.) versammelt sich die Synode des Kirchenkreises Südharz, das Kirchenparlament, in der Herzschlag Jugendkirche. Das mit Spannung erwartete Thema des Tages ist ein allererster Schritt zu einem potenziellen Zusammenschluss dreier Kirchenkreise. Bis 2027, so die auszulotende Option, könnte ein Kirchenkreis Nordthüringen aus den Kirchenkreisen Südharz, Mühlhausen und Bad Frankenhausen-Sondershausen entstehen. Am Ende wird der Beschluss im Südharz mit großer Mehrheit gefasst. Zu Beginn ist die Stimmung im Raum gereizt, da ein Zeitungsinterview der Mühlhäuser bei den Südharzern für Unmut gesorgt hat. Mitarbeitende beklagen, auf diesem Wege über eine mögliche Fusion informiert worden zu sein, alles habe bereits sehr endgültig geklungen. Eine intensive Diskussion schließt sich an. Der Präses der Mühlhäuser Synode, Jens Ritter, muss oft Rede und Antwort stehen.
Irritiert zeigt sich auch Ralf Rüdiger, der Leiter des Südharzer Kreiskirchenamtes. Er findet es befremdlich, dass man über eine Fusion spreche und Mühlhausen gleichzeitig die Stelle des Superintendenten für 10 Jahre neu ausschreibe und die Amtsleiterstelle gerade frisch besetzt habe. Beide Male wären Kooperationen möglich gewesen, aber nicht angestrebt worden. Jens Ritter gibt zu bedenken, dass es über 2027 hinaus Übergangszeiten geben werde mit vielleicht 2 Superintendenten. Eine Nicht-Besetzung der Stelle sei auch für die anstehenden Gespräche keine Option gewesen.
Lenkungsgruppe
Nun ist eine Lenkungsgruppe aus den drei Superintendenten und Präsides ermächtigt, Beratungen aufzunehmen. Diese Gruppe habe jedoch keine Entscheidungsbefugnis, unterstreicht Ralf Rüdiger beschwichtigend. Es gehe nur um die Aufnahme von Gesprächen. Die Entscheidungshoheit liegt bei den Synoden als höchstem Gremium eines Kirchenkreises. Allen drei Synoden wird auf ihren kommenden Tagungen ein gleichlautender Beschluss vorgelegt, der Südharz tagte als erster. „Der Koffer ist noch nicht gepackt, nur das Aufbruchsignal soll gegeben werden“, bekräftigt Superintendent Andreas Schwarze. Im Beschlusstext steht entsprechend, dass man die Bildung eines Kirchenkreises Nordthüringen „in Aussicht nehme“.
Warum wird diese Fusion überhaupt diskutiert? Zum einen erwartet ein Beschluss des Landeskirchenrates von den Kirchenkreisen bis November einen Bericht, wie ihre Zukunft aussehen könnte. Das erzeugt einen gewissen Handlungsdruck. Maßgeblich sind jedoch demografische Faktoren, die die Mitgliederzahlen der Kirchenkreise deutlich haben schrumpfen lassen. Vorteil einer Fusion wären höhere finanzielle Zuweisungen und bessere Förderbedingungen, beispielsweise in Baufragen, vor allem aber auch eine deutlich gestiegene Sicherheit in Personalfragen. „Die derzeitigen personellen Strukturen sind im Südharz voraussichtlich ab 2035 nicht mehr zu halten“, erläutert der Präses der Südharzer Synode, Dr. Uwe Krieger. Wenn man sich bis dahin nicht entschieden habe, die Zukunft selbst zu gestalten, dann übernehme das die Landeskirche.
Gespräche der Kreiskirchenräte
Im Vorfeld der Synode sind die drei Kreiskirchenräte bisher zweimal bei Arbeitstreffen miteinander ins Gespräch gekommen. „Wir sind uns dabei auf Augenhöhe begegnet, das hatte ich so nicht erwartet“, berichtet Gerda Leidel aus Sollstedt. Man habe gemerkt, dass alle, trotz ihrer Unterschiedlichkeit, in einem Boot säßen. Bei den Mitarbeitenden, die traurig sind, aus der Presse von dieser möglichen Fusion erfahren zu haben, warb Leidel um Verständnis: „Irgendwo muss ein Anfang gemacht werden und das waren die allerersten Vorgespräche, ein Kennenlernen, ein Test, ob da was möglich ist.“ Dass etwas möglich scheint, zeigt ein starkes Ja zu weiteren Gesprächen aller beteiligten 28 Kreiskirchenräte, davon 10 aus dem Südharz, als Ergebnis des letzten Arbeitstreffens.
Der aktuelle Synodenbeschluss macht deutlich, dass der Wille und die Lust zu gestalten im Kirchenkreis Südharz überwiegen. Man möchte sich den Handlungsspielraum bewahren und nicht abwarten, bis von der Landeskirche über die Zukunft der Kirche vor Ort entschieden wird. Die Bedenken sind da, aber von ihnen will man sich nicht leiten lassen.

Beschlusstext
Der Kreiskirchenrat bittet die Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Südharz um folgenden Beschluss: "Die Kreisynode des Evangelischen Kirchenkreises Südharz nimmt in Aussicht, bis 2027 mit den Kirchenkreisen Bad Frankenhausen-Sondershausen und Mühlhausen einen Kirchenkreis Nordthüringen zu bilden. Zur Klärung offener Fragen wird eine Lenkungsgruppe gebildet. Sie besteht aus den drei Präsides und den jeweiligen Superintendenten der drei Kirchenkreise."
Der Beschluss wurde mit 2 Gegenstimmen und 6 Enthaltungen angenommen.

Fakten
Mitgliederzahlen der Kirchenkreise:
Mühlhausen ~ 32.000
Südharz ~ 19.500
Bad Frankenhausen-Sondershausen ~ 13.000

Zitat aus dem aktuellen Bericht des Superintendenten zur Herbstsynode
"Sorge bereitet uns der anhaltende Mitgliederschwund. Im Zuge des Stellenplans haben wir einen Rückgang von 2 bis 2,5% angenommen. Tatsächlich gibt es bis zu 4% Rückgang in einzelnen Bereichen. Die Prognose wurde im negativen Sinne übertroffen."
zum Überblick
Wir verwenden Cookies um die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren und geben hierzu Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website an Partner weiter. Mehr Informationen hierzu finden Sie im Impressum und der Datenschutzerklärung.