So viel an euch liegt…Christusdorn von Pastor Friedemann Heinrich

In den letzten Tagen wurde nach vielen Diskussionen beschlossen, dass Deutschland nun doch Kampfpanzer in die Ukraine liefert.
Ich hatte als Christ in der DDR den Wehrdienst mit der Waffe verweigert und die Benachteiligungen als Bausoldat in Kauf genommen. In Zeiten des Kalten Krieges waren „Frieden schaffen ohne Waffen“ und „Schwerter zu Pflugscharen“ Themen meiner Jugend. Dass das geeinte Deutschland einer der größten Waffenexporteure der Welt ist, empfand ich bisher immer als eine Schande.
Aber nun haben wir einen heißen Krieg in Europa, und ich fühle mich hin und her gerissen. Auf einmal kann ich es richtig finden, Waffen zu liefern, damit der Aggressor gestoppt wird – da Verhandlungslösungen kaum denkbar scheinen – und weiß doch nicht, ob es richtig ist.
Ich bin froh, dass ich diese Entscheidungen nicht treffen muss. Ich will für die verantwortlichen Politiker beten, dass sie weise Entscheidungen treffen. Ich will denen widersprechen, die ihnen mit Spott, unsachlicher Kritik und Hasskommentaren zusätzlich das Leben schwer machen.
Und ich will, so gut ich kann, in meinem Umfeld nach der Maxime leben, die der Apostel Paulus einst den Christen in Rom empfahl (die wegen ihres Glaubens von allen Seiten angefeindet und verfolgt wurden!): „Soweit es irgend möglich ist und so viel an euch liegt, lebt mit allen Menschen in Frieden“. Ich bin dankbar, dass wir in diesem Sinne mit Russen, Rußland-Deutschen und Ukrainern (und anderen Nationen) im Frieden Gottesdienste feiern können.

Pastor Friedemann Heinrich, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (Christuskirche), Nordhausen