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Unerwartete Begegnungen - Christusdorn von Pfr. Hauke Meinhold

Sonntag, 16. April 2023, 04:27 Uhr
Wir brauchten eine Pause. Es war mehr als heiß, die Rucksäcke drückten. In einer engen Seitenstraße fanden wir im Schatten ein Mäuerchen, auf das wir uns setzen konnten. Wir stellten die Rucksäcke ab. Brot, Obst und Wasser hatten wir dabei.
Da öffnete sich gegenüber ein Hoftor und ein Palästinenser mittleren Alters sprach uns an. Es dauerte ein wenig, bis wir ihn verstanden. Er lud uns ein in seinen Hof. Und es dauerte eine weitere Minute, bis wir es wagten, sein Angebot anzunehmen. Im Hof wurden uns Campingstühle angeboten. Wie bequem wir darin saßen! Die Mutter brachte uns große Gläser mit frischem Wasser. Auf dem Grill glühten noch die Kohlen. Einige Reste wurden für uns noch einmal heiß gemacht. Dann stand das Kännchen mit dem türkischen Kaffee auf der Glut. Ein erwachsener Sohn der Familie und ein Neffe saßen mit dem Vater bei uns und unterhielten sich mit uns Fremden.
Schnell waren zwei Stunden vergangen. Wir wollten doch die Ruinen des arabischen Palastes besichtigen! Unsere Gastgeber bestanden darauf, uns mit dem Auto hinzufahren.
Arabische Gastfreundschaft, wie wir sie an diesem Tag erleben durften, gibt es leider bei uns kaum. Sind wir dafür zu misstrauisch? Schade eigentlich. Wir verpassen so wichtige Begegnungen und merken es nicht einmal.
Die beiden Jünger von Jesus gingen nach Hause. Jesus war am Kreuz gestorben und sie waren tief traurig. Auf der Wanderung gesellte sich ein Fremder zu ihnen, sie kamen ins Gespräch. Am Ende des Weges luden die beiden den Fremden ein. „Es ist schon Abend. Bleib doch bei uns!“ Als die Weggefährten am Tisch beim improvisierten Essen saßen, war es der Fremde, der das Brot nahm, das Dankgebet sprach und das Brot für die anderen teilte. Da erinnerten sich die Jünger an das letzte Abendmahl mit Jesus. „Das muss Jesus gewesen sein, den wir eingeladen haben!“, sagten sie zueinander. Fragen konnten sie den Fremden nicht mehr, er war plötzlich verschwunden. Die beiden Jünger machten sich auf den Rückweg nach Jerusalem zu den anderen Jüngern und erzählten: „Wir sind Jesus begegnet. Er lebt! Wir haben ihn erkannt, als er für uns das Brot brach.“
Spontane Gastfreundschaft macht in dieser Geschichte den großen Unterschied. Unerkannt im Fremden laden die Jünger Jesus selbst ein. Als sie ihn erkennen, ändert sich für sie die ganze Welt: Jesus, der gestorben war, lebt! Wir haben ihn erlebt. Die Trauer ist wie weggeblasen. Die Jünger sind begeistert und tragen die Freude über das Erlebte in die Welt.
Pfarrer Hauke Meinhold, Nordhausen und Heringen
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