Fröhlich oder skeptisch? - Sup. Andreas Schwarze

„O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit, verbanne Trug und Schein.“ Diese Liedzeile aus dem Evangelischen Gesangbuch stammt aus der Feder von Philipp Spitta und ist fast 200 Jahre alt. Sie nimmt Bezug auf den Bericht aus der Heiligen Schrift zum ersten Pfingstfest 50 Tage nach Ostern. Der Heilige Geist ergreift die Herzen der Jünger Jesu. Er bewegt sie, bewegt ihnen Herz und Mund und Hände. Sie erzählen, berichten weiter, was sie mit Jesus Christus erlebt haben. Sie können nicht anders, als von der lebenspendenden Kraft Gottes und seiner annehmenden Liebe zu erzählen. „Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an“, so geht es weiter im Gesangbuchlied.
Schon damals stößt diese erfrischende Botschaft auf unterschiedliche Ohren. Viele hören und werden fröhlich. Andere bleiben skeptisch. Manch einer dreht sich um und will es nicht hören. Wer es aber hört und danach tut, entdeckt die Kraft der Seligkeit Gottes.
Die unterschiedliche Resonanz auf die gute Botschaft des Evangeliums haben die Jünger ebenso erfahren, wie die Zeitgenossen von Philipp Spitta.

Bis heute wirkt die Erfahrung, dass um den Geist der Wahrheit immer wieder neu gerungen werden muss. Vermeintliche schnelle Antworten auf komplexe Lebensfragen verführen zum Schwarz-Weiß-Denken, bunte Bilder aus dem flimmernden Smartphone verlocken zu eigenwilligen Wahrheiten.
Es bleibt die Herausforderung der ersten Stunde: die Dinge der Welt im guten Geist zu bewegen und im Lichte der Wahrheit sein Tagwerk zu verrichten. „Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien von aller Menschenscheu“, so Spitta weiter. Dazu möge uns der Heilige Geist bewegen: Geduld, Vertrauen und Gemeinschaft. Das zeichnet nicht nur eine Kirche mit der Kirchengemeinde aus, sondern bereichert und ermöglicht ein Zusammenleben in der Gesellschaft. In diesem Sinne: Gesegnete Pfingsten!
Superintendent Andreas Schwarze