Donnerstag, 29. Juni 2023, 18:17 Uhr
(re) 2010 war Christoph Schulz erstmals in Elende, um den Ton der "alten" Glocke von 1817 zu bestimmen. Ziel damals, eine zweite Glocke hinzuzugießen. Keine einfache Sache, ist doch der Ton der alten Dame eher bescheiden, denn schön.
Doch viel wichtiger war, dass eine Lücke seit dem 2. Weltkrieg im Glockenstuhl der Rosenkirche klaffte.
Der Moment der Ankunft in Elende (Foto: R. Englert)
An diesem Mittwoch war es dann so weit - die Glocke konnte eingeholt werden. Bereits am Morgen war sie auf einem Hänger von der Firma Glocken & Turmuhren Christian Beck gebracht worden. Bis zur Einholung um 14 Uhr war noch viel vorzubereiten. Inklusive Kranzflechten zur Verzierung der Glocke mit Buchsbaum und kleinen Rosen.
Ein Kranz für die Glocke (Foto: R. Englert)
Die Einholung
Dann DER Termin, auf den die kleine Gemeinde so lange gewartet hat. Zimmerei Steve Keßler aus Obergebra rückte mit schwerem Gefährt an und hob die Glocke auf Augenhöhe, die Andacht konnte beginnen. Rund 50 Menschen aus nah und fern hatten sich einladen lassen, diesem besonderen Moment beizuwohnen. Unter ihnen auch Pfarrer Bernhard Halver, der seinerzeit den Anstoß zur Glocke gegeben hatte, dann jedoch nach Merseburg wechselte.
Blick aus dem Kirchturm (Foto: R. Englert)
Unter den Klängen des Posaunenchores Niedergebra, verstärkt durch Superintendent Andreas Schwarze und Pfarrer Michael Steinke, begleitet von den Gebeten von Pfarrerin Annegret Steinke wurde sie erstmals angeschlagen.....und lange hallte sie nach.
Ergriffenheit machte sich breit und alle, die gern wollten, durften die Glocke selbst anschlagen. Dann griff das große Gefährt zu und hob die Pilger-Glocke in den Turm. Oben wartete bereits Rigo Rudel und ein weiterer Mitarbeiter der Firma Beck. Mit viel Ruhe und großer Konzentration lenkten sie die "Kleine" durch die Schallluke in den Turm.
Zuhause (Foto: R. Englert)
Blitzlichtgewitter begleitete sie.
Schnell wurde das Joch montiert, die Anbringung der neuen Regenschirm-Klöppel dauerte länger und war mühselige Feinarbeit. Doch letztlich konnten am Abend beide Glocken mit Muskelkraft in Schwung gesetzt werden und erstmals erklingen. Der Test gelang.
Die Lücke ist wieder gefüllt (Foto: R. Englert)
Tag 2
Am nächsten Tag stand die Montage des Läutewerks an - wer es sieht, ahnt die Arbeit, die dahintersteckt.
Jetzt ruhen die beiden Glocken im Turm und warten geduldig auf die Glockenweihe am 20. August um 15 Uhr. Dann wird es noch einmal laut, bei diesem großen Fest, und auch ganz leise, wenn alle gebannt "ihrem" ersten Läuten lauschen.
Ab dann wird auch die Turmuhr wieder schlagen. Ein langer Weg, geht zu Ende und läutet ein neues Stück der Geschichte der Rosenkirche, der ehemaligen mittelalterlichen Wallfahrtskirche, ein.
Mir wurde nachgesagt, dass ich am Tag der Einholung der Glocke in den Turm, beinahe über die Kirchwiese geschwebt bin. Das nennt man wohl Glückseligkeit, gepaart mit unendlicher Dankbarkeit.
Regina Englert