SONNTAG - Abschied von Kantor Goos

(re) Michael Goos – ein Kantor, der es gern einmal krachen und funkeln lässt beim Orgelfeuerwerk, auch schon einmal ein Weihnachtsoratorium im Sommer aufführt, Bach & Bier und Orgel & Rock verbindet, Liedtafeln selbst baut und seine „Orgelschuhe“ in Ehren hält. Doch bald nicht mehr im Südharz. Nach ziemlich genau 15 Jahren endet der Dienst von Kantor Michael Goos im Kirchenkreis. Am 4.2. wird er um 16 Uhr in der Nordhäuser Blasiikirche in Richtung Bayern verabschiedet. Man munkelt bereits, dass beim Gottesdienst selbst ein gewisser Bond winken wird.
Warum Michael Goos nach Bamberg wechselt, beantwortet er mit einem Satz: „Es war dran.“ Der 40. Geburtstag war ein Punkt für ihn, das berufliche Leben zu überdenken. Warum er sich damals für Nordhausen entschied: „Es gibt hier viele Möglichkeiten, sich künstlerisch zu betätigen. Die Stadt ist angenehm überschaubar. Die Gemeinde hat ein eigenes Orchester.“ Heute würde er noch auf die Habenseite setzen, dass die Gemeinde Neuem gegenüber aufgeschlossen ist. So fügt Goos beispielsweise monatlich neue Gesänge in die traditionelle Liturgie ein.

15 Jahre hinterlassen Spuren, wie die Tango-Messe. Mit dem Ziel eines Cross-overs gab Goos „Tango-Messe“ in die Suchmaschine ein und öffnete damit die Tür zur Carnegie Hall. Nach der zweiten Aufführung des Werkes in Nordhausen durfte die Kantorei bei einer Uraufführung des Komponisten Palmeri in New York mitsingen. Und als zu Corona-Zeiten in den Kirchen nichts mehr ging, kam er mit der Idee des Radio-Gottesdienstes daher. „Fern-Chor-Singen“ per Handy inklusive.

Immer wieder hören wird man das Glaubenslied „Ich steh dazu“, das mit Cornelia Georg zusammen entstanden ist, sowie Melodien aus seinen drei Chorbüchern mit den selbst geschriebenen Sätzen. „Austauschbar im Ringhefter“, beruhigt er Nachfolger. Bleiben werden in St. Blasii auch die selbstgebaute Liedtafel sowie der zusätzliche hölzerne Bodenaufbau an der Orgelempore. „Ich bin ein Selbermacher“, lächelt er und erzählt von Möbelbau und Drechselmaschine. Wenn er im Keller werkelt, hört Goos nicht nur Klassiksender. Filmmusiken, Jazz, Pop, aber auch gern einmal Deep Purple oder Metallica laufen dann und inspirieren ihn. Das merkt man auch dem Repertoire seines Orchesters an. „Wie ein Krake sammle ich Ideen und Wissen“, schmunzelt er. Sein Superstar ist übrigens trotzdem Johann Sebastian Bach. „An Bach kommt man nicht vorbei“, erzählt Michael Goos fasziniert. Und gibt, wie so oft, noch ein Wissenshäppchen mit auf den Weg. Hätten Sie gewusst, dass ein Passions-Choral in dem bekannten Song „Bridge over troubled water“ zu finden ist?

Die Liebe zu seiner Orgel in St. Blasii hingegen sei nur langsam gewachsen. „Erst als ich Orgelsachverständiger wurde und bei der Orgelreinigung nahezu jede Pfeife einmal in der Hand hatte, war es „meine“ Orgel“, erklärt er. Seither spiele er wochentags bis zu 3 Stunden. Mit Schuhen, die er nunmehr 28 Jahren trägt. Inklusive Loch werden sie mit nach Bamberg umziehen. Ob Kantor oder Kantorin, was sollten beide außer eigenen Schuhen mitbringen? „Eine Posaune“, kommt ganz spontan. Der Bass fehle derzeit im Posaunenchor. „Und Neugier und Kreativität“, unterstreicht Goos abschließend.
Als er selbst, 26-jährig, in Nordhausen ankam, habe er lernen müssen, mit Traditionen umzugehen. Mittlerweile hat er selbst welche geschaffen – Orgelfeuerwerk und aufwendig gestaltete Reformationstage sind nur zwei davon. Das ist übrigens ein kleines „Ach“ am Wechsel nach Bayern – der Reformationstag ist dort kein Feiertag. Aber ob das Michael Goos bremsen wird?