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Ellrich schreibt Geschichte - Festakt mit großer Beteiligung

Montag, 11. März 2024, 22:37 Uhr
Bodo Ramelow versenkt die Bodenhülse (Foto: R. Englert) Bodo Ramelow versenkt die Bodenhülse (Foto: R. Englert)

(re) Ellrich. Montagnachmittag - die Feierstunde in St. Johannis zum Baubeginn des Kirchturmes ist von historischer Bedeutung. Seit dem Abriss des baufälligen Turmes 1990 fehlt der Stadt die Silhouette und der Klang der Glocken. Zu DDR-Zeiten hatte man den Turm verfallen lassen. Die Idee eines Wiederaufbaus sei anfangs nur belächelt worden, erzählt Martin Bischoff, Vorsitzender des Kirchbauvereins. „Doch heute geht in meinem Herzen ein Licht auf“, freut sich Ministerpräsident Bodo Ramelow, der bereits etliche Jahre in den Prozess involviert ist. Er steuert für die Bodenhülse einen Brief an eine imaginäre Zukunft bei. Landtagspräsidentin Birgit Pommer überreicht dazu eine handliche Ausgabe der Thüringer Verfassung. Mit Bauplänen wird beides abschließend in der Fundamentplatte des Turmes versenkt, die von 17 Pfählen, jeder 11 m tief, getragen wird.
Birgit Pommer mit der Thüringer Verfassung (Foto: R. Englert) Birgit Pommer mit der Thüringer Verfassung (Foto: R. Englert)

Die beiden Landespolitiker und der 2. Beigeordnete des Landrats, Dirk Schimm, nehmen aus großer Verbundenheit mit dem Projekt und den Ellrichern am Festakt teil. Der Ministerpräsident war allein in der „Mission Türme“, wie er sagt, bereits fünfmal vor Ort. Karl-Heinz Kindervater hatte ihn seinerzeit auf die Hoffnung der Ellricher hinsichtlich der Kirchensanierung und des Wiederaufbaus des Turms aufmerksam gemacht. „Wenn ein CDU-Mann einen Linken auffordert, sich um eine Kirche zu kümmern, dann muss Gott im Spiel sein“, schmunzelt Bodo Ramelow, selbst überzeugter Christ. „Liebe Ellricher, Sie haben gekämpft, Sie haben gemeinsam an Ihre Stadt geglaubt, das hat mich überzeugt“ erklärt er. Martin Bischoff erzählt später, dass im letzten Jahr 4.000 Gäste die Netzwerkkirche besucht hätten, unabhängig davon, ob sie zur Kirche gehörten oder nicht.
Herr Hartmann (Foto: R. Englert) Herr Hartmann (Foto: R. Englert)

Dankbar, dass dies wieder möglich ist, ist auch der damalige kirchliche Baureferent. Herr Hartmann ist Zeitzeuge. Er hat zu DDR-Zeiten den vom Staat geplanten Abriss der Kirche miterlebt. Der Abriss sei jedoch mutig vom Gemeindekirchenrat abgelehnt worden. Beim Festakt steht nun ein bewegter Herr Hartmann am Pult und fragt sich, ob er den ersten Glockenschlag noch miterlebe. „Wenn es so weitergeht wie bisher, dann dürfen wir uns vielleicht noch diesen Sommer darüber freuen“, macht ihm der Architekt Peter Tandler Hoffnung. Von Hoffnung, Glauben und gegenseitigem Vertrauen ist an diesem Tag viel die Rede. Sie sind das Fundament des Erfolges, der heute gefeiert wird.
Karl-Heinz Kindervater (Foto: R. Englert) Karl-Heinz Kindervater (Foto: R. Englert)

„Das Land hat den Ausbau der Netzwerkkirche mit 1,1 Millionen und den Wiederaufbau des Turmes mit 3,6 Millionen Euro gefördert“, erzählt Birgit Pommer. Über 3 Millionen davon seien aus Mitteln der ehemaligen Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO), ergänzt Bodo Ramelow. Regionale Firmen arbeiten an diesem Projekt. Immer wieder werde sie gefragt, erzählt Birgit Pommer, ob es denn das sei, was die Menschen jetzt brauchten. Geld für Steine? Ihre Antwort: „Dieses Geld ist für die Menschen, die Leben in diese Steine bringen und die diesen Bau erst möglich machen.“ In sie investiere man diesen Betrag.
Für alles, was Bodo Ramelow und Birgit Pommer für die St.-Johannis-Kirche getan hätten, sei man ihnen dankbar, jetzt und immer wieder, betont Martin Bischoff mit gebrochener Stimme. Neben der finanziellen sei vor allem die moralische Unterstützung wichtig gewesen. Aus einem Traum ist am Montag ein bewegender Baubeginn geworden.
1. Reihe (Foto: R. Englert) 1. Reihe (Foto: R. Englert)

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