Meldung
Gesunder Zweifel - Christusdorn von Pfr. Riechelmann
Sonntag, 07. April 2024, 03:28 Uhr
(re) Zweifel im Glauben galt lange als Mangel. Wie schön wäre es doch, alles ohne den geringsten Zweifel glauben zu können. Zweifeln an sich steht gerade hoch im Kurs. Querdenker und Verschwörungsgläubige stehen für ein Extrem des Zweifelns. Alles wird in Frage gestellt und nur die eigene Meinung bleibt übrig. Diese Zweifler kann niemand überzeugen.
In der katholischen Leseordnung wird am kommenden Sonntag vom ungläubigen Thomas berichtet. Thomas kann die Berichte über die Auferstehung nicht einfach so glauben, weil er nicht dabei war und gibt seinen eigenen Standpunkt nicht so leicht auf. Er hat eine Meinung. Bis Jesus auch ihm gegenübertritt. Jesus tadelt ihn nicht. Er geht vielmehr besonders auf ihn ein, fast liebevoll, könnte man sagen. Die Einladung zur Berührung der Wunden ist schon ein besonderer Erweis von Nähe. Und das heißt für mich: Er nimmt uns ernst. Der Apostel Thomas ist der andere Zweifler, der für die Erlaubtheit und manchmal Notwendigkeit des Zweifelns im Glauben steht. Er ist einer, der nicht einfach Ja und Amen sagt. Und so erweist sich der Zweifel des Thomas als ein Weg zum tieferen Glauben. Glaube darf nicht blind und unvernünftig sein, das führt letztlich zum Unglauben, oft auch zu Leid und Gewalt. Zweifel können zum Ort der Kommunikation werden, sagt Josef Ratzinger in seiner Einführung in das Christentum. Zweifel ist ein Zeichen dafür, dass uns etwas nicht gleichgültig ist und dass wir uns mit einer Frage auseinandersetzen. Thomas wird für sein Beharren auf einem eigenen Zugang zum Glauben die Begegnung mit dem Auferstandenen geschenkt. Das wünsche ich auch uns. Stellen wir Fragen an den Glauben. Dem Zweifelnden und Suchenden schenkt der Herr am Ende eine tiefere Begegnung mit ihm. Und er lässt uns im Fragen und Suchen wachsen und unseren Glauben reifen.
Einen gesegneten Sonntag
Pfarrer Steffen Riechelmann, Katholische Pfarrgemeinde Dom zum Heiligen Kreuz
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