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21.10. - Die „Nordhäusischen Tadeler und Räuber" - heftiger Streit um ein Gesangbuch

Mittwoch, 16. Oktober 2024, 08:40 Uhr
Plakat (Foto: R. Englert) Plakat (Foto: R. Englert)
(re) Nordhausen. Wer sich wann und warum und vor allem wie in Nordhausen um den Inhalt eines Gesangbuches gestritten hat, dieser Geschichte kann man am Montag, dem 21. Oktober um 18 Uhr in der Frauenbergkirche auf den Grund gehen. Für diesen Abend ist es gelungen Prof. Dr. Johannes Schilling aus Kiel, einen Experten für Gesangbuchfragen in der Kirchengeschichte, zu gewinnen. Es geht um Friedrich Christian Lesser, die „Nordhäusischen Tadeler und Räuber der bewährtesten Lieder“ und den Nordhäuser Gesangbuchstreit 1735-37. Alles begann, als Friedrich Christian Lesser, Pfarrer an der Frauenbergkirche, 1735 vom Bürgermeister der Stadt den Auftrag bekam ein neues Gesangbuch zusammenzustellen. Lesser veröffentlichte mit zwei Kollegen das „Neue Nordhäusische Gesangbuch“. Mehr als 350 Lieder wurden „ausgemustert“, darunter auch Lieder von Martin Luther, die durch neue, aktuelle Lieder ersetzt worden waren. Der Rat der Stadt beschloss, dass dieses neue Buch in Nordhausen zu verwenden sei. Der Nordhäuser Gesangbuchstreit war eröffnet und füllte mit den Jahren viele hundert Seiten.
Ganz aktuell
Beim Vortragsabend wird der Kirchenchor der Frauenbergkirche unter Leitung von Viola Kremzow Lieder vortragen, um die gestritten wurde. „Gemeindegesang gibt es natürlich auch“, verrät Pfarrer Meinhold, einer der Initiatoren des Abends. Im Anschluss lädt die Gemeinde zu Getränken und einem kleinen Imbiss ein. Der Eintritt ist frei.
Das Thema ist sehr aktuell, denn gerade erarbeitet die Evangelische Kirche in Deutschland ein neues Gesangbuch. Es soll das Evangelische Gesangbuch von 1993 ersetzen. „Auf die Auswahl dürfen wir gespannt sein“, sagt Pfarrer Hauke Meinhold. „Dass der Gemeindegesang im evangelischen Gottesdienst etwas Wichtiges ist, merkt man am Streit, der sich immer wieder an der Liedauswahl entzündet. Das passiert bereits bei einzelnen Gottesdiensten“, erzählt er. Was für den einen eine lahme Melodie mit unverständlichem Text sei, gehöre für den anderen einfach dazu, könne eben nicht weg. Modernere Jugendlieder seien teils in englischer Sprache, wobei sich Ältere manchmal ausgeschlossen fühlten. Die Liedauswahl für Gottesdienste ist nach wie vor ein teils emotionales Thema. Beim Nordhäuser Gesangbuchstreit hat man darüber viele hundert Seiten lang gestritten.
Dieser Vortragsabend findet im Rahmen des Jubiläums 500 Jahre evangelisches Gesangbuch statt. „Wir danken der Lesser-Stiftung für die finanzielle Unterstützung“, fügt Hauke Meinhold hinzu.
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