Meldung
Bericht des Superintendenten auf der Frühjahrssynode
Montag, 29. März 2010, 11:34 Uhr
Gott sei Dank! Weil wir mit Christus verbunden sind, lässt er uns immer in seinem Triumphzug mitziehen und macht durch uns an jedem Ort bekannt, wer er ist, so dass sich diese Erkenntnis wie ein wohlriechender Duft überallhin ausbreitet.
(Lehrtext der Herrnhuter Losungen für den 26.März 2010)
Hohe Synode, wertes Präsidium, liebe Schwestern und Brüder,
der Lehrtext der Herrnhuter Losungen für unseren Synodentag heute schlägt schon einmal österliche Töne an. Der Apostel Paulus schreibt da an die Christen in Korinth:
Gott sei Dank! Weil wir mit Christus verbunden sind, lässt er uns immer in seinem Triumphzug mitziehen und macht durch uns an jedem Ort bekannt, wer er ist, so dass sich diese Erkenntnis wie ein wohlriechender Duft überallhin ausbreitet.
Paulus erinnert hieran die Praxis römischer Heerführer, nach gewonnener Schlacht in einem großen Triumphzug und mit großem Gefolge durch Rom zu ziehen. Die frohe Botschaft des Sieges sollten alle erfahren. Und dabei wurde immer auch wohlriechendes Räucherwerk verbrannt. Der Sieg sollte und wollte eben mit allen Sinnen genossen und ausgekostet werden.
Dieses Bild des römischen Triumphzuges durch die Straßen Roms überträgt Paulus nun auf den Sieg, den unser HERR Jesus Christus am Ostermorgen über den Tod errungen hat. Der Tod in seiner Macht uns von Gott trennen zu können, ist besiegt! Gott sei Dank! Alles was diesem Sieg am Ostermorgen folgte, die Ausbreitung dieser frohen Botschaft, ist der Triumphzug Christi durch die Welt.
Wohlgemerkt! Es ist der Triumphzug Christi, nicht der der Kirche! Denn wir haben diesen Sieg nicht errungen. Wir sind aber die, die hinterher ziehen in seinem Gefolge, damit er durch uns diese frohe Botschaft vom Sieg des Lebens über den Tod an jedem Ort dieser Welt und an jedem Ort unseres Kirchenkreises bekannt mache und sich das Evangelium ausbreite wie ein angenehmer und wohlriechender Duft.
Gerüche sind der stärkste Erinnerungsspeicher. Mit bestimmten Gerüchen verbinden wir sofort bestimmte Erinnerungen. Auch noch im 20.Jahr der deutschen Einheit wissen wir wie DDR roch. Einmal heute wieder den Abgasgeruch einer Kohlefeuerung in der Nase, einmal ein ungefilterter Zweitakter vor einem auf der Straße und alles ist wieder lebendig.
Gerüche speichern Erinnerungen mehr als alles andere.
Und ich habe mich gefragt: Wie riecht es wohl in unserer Kirche? Welcher Duft verbreitet sich durch uns als Christen in unseren Dörfern und Städten, in unserem Land? Welche Erinnerungen werden wachgerufen, wenn Menschen Kirche riechen?
Ist es wohlriechender und anziehender Duft, der wohltuende Erinnerung lebendig werden lässt? Oder....?
Missbrauchsvorwürfe
Angesichts der massiven und schlimmen Missbrauchsvorwürfe vor allem gegen katholische Priester und Einrichtungen, die gar kein Ende zu nehmen scheinen, könnte man wohl beinahe sagen: Der österliche Wohlregruch ist in der öffentlichen Wahrnehmung von Kirche in diesen Tagen und Wochen überlagert. Und es gibt nicht wenige die sagen: Es stinkt zum Himmel in der Kirche!
Und da hilft uns als Evangelische Kirche der Hinweis herzlich wenig, dass dies vor allem die katholische Kirche betrifft. Denn zum einen machen Menschen, je weiter sie innerlich von der Kirche entfernt sind, kaum noch einen Unterschied zwischen katholisch oder evangelisch. Es ist die Kirche, die versagt. Es ist die Kirche, die etwas anderes lebt als sie predigt. Zum anderen ist auch Vorsicht geboten. Die ersten Missbrauchsvorwürfe gegen evangelische Pfarrer im Bereich der EKD sind schon erhoben worden und man weiß nie was noch alles ans Licht kommt, was Jahre und Jahrzehnte im Verborgenen geschlummert hat.
Darum, was jetzt vor allem die katholische Kirche betrifft, muss auch uns betroffen und hellhörig machen. Und ich finde es gut, dass auf unsrer Landessynode in der letzten Woche in Bad Sulza zum Umgang mit Missbrauch von Schutzbefohlenen auch klare Wort gefunden worden sind.
Missbrauch an Schutzbefohlenen ist kein Kavaliersdelikt, weder vor menschlicher Gesetzgebung noch in der Verantwortung vor Gott. Darum darf es um Gottes und der Menschen willen keine Versuche geben, solche Missbrauchsfälle unter dem innerkirchlichen Teppich halten zu wollen, um vermeintlich Schaden vom Ruf der Kirche abwenden zu wollen. Der Schaden ist dann nur – wie wir jetzt sehen – umso größer.
Der fahle Geruch verlorener Glaubwürdigkeit wird uns noch lange anhaften, so wie er uns als Kirche schon immer auch angehaftet hat. Wo wir eigene Triumphzüge veranstaltet haben, Christus vor uns hertragend. Wo wir als Kirche triumphierend Siege gefeiert haben über Christen anderer Kirchen, über Menschen anderer Religionen, über die Ungläubigen und meinten es wäre der Triumphzug Christi. Aber es war unserer, nicht der Triumphzug des Lebens über den Tod.
Wohlriechende Düfte haben wir, weiß Gott, oft nicht verbreitet.
Aber und das ist in all dem eine für mich sehr tröstliche Erkenntnis. Gerüche können sich zwar überlagern. Was zum Himmel stinkt kann Wohlgeruch überlagern. Aber er wird dadurch nicht zerstört. Der Wohlgeruch der frohen Botschaft von Ostern bleibt trotz allem und es riecht in der Kirche auch nach Ostern. Ostern liegt in der Luft. In allem, was wir einatmen durch Nase, Herz und Mund. Nicht nur in unseren Gottesdiensten, sondern über all dort, wo wir als Christen im Kleinen wie im großen unserem Auftrag gerecht werden, Botschafter der Versöhnung zu sein.
Aufruf zur Versöhnung
Ich persönlich bin unserer Landesbischöfin sehr dankbar, dass sie in ihrem Bericht auf der letzten Herbstsynode dieses Thema der Versöhnung speziell zwischen Stasiopfern und Tätern angesprochen hat. Was ihr auch von innerkirchlichen Kritikern im Nachgang vorgeworfen wurde, sie wolle Versöhnung von oben verordnen, das war nicht mehr und nicht weniger als eine Einladung an beide Seiten zu ehrlicher Aufarbeitung und zur Versöhnung. Und genau das ist unser christlicher Auftrag Menschen zur Versöhnung einzuladen und zu begleiten, die in Schuld verstrickt und tief verletzt sind. Um dazu einzuladen muss man keine ostdeutsche Biographie haben, das kann und muss man auch tun, wenn man aus Baden-Württemberg kommt und die Geschichte selber nicht miterlebt und erlitten hat.
Man könne den Tätern nicht kollektiv und allgemein vergeben, wurde gesagt. Das ist vollkommen richtig und dies hat auch unsere Landesbischöfin nicht getan. Schuld kann nur ganz konkret vergeben werden und nur gewährt und empfangen werden zwischen denen, die es konkret betrifft. Aber gleichzeitig wurde Schwester Junkermann in unserer Kirchenzeitung aufgefordert, sich für die Kirche bei den Opfern zu entschuldigen. Wie soll das gehen? Auch die Bitte um Vergebung kann nur von Menschen ausgesprochen werden, die ganz konkret schuldig geworden sind.
Wir sind und bleiben Botschafter der Versöhnung. Und überall, wo wir dieser Aufgabe gerecht werden, verbreiten wir den Wohlgeruch des Evangeliums. Dort tritt die Liebe Gottes zu allen Menschen ihren Triumphzug an. Dort feiert die Versöhnung ihren Sieg über die Verdrängung von Schuld und über die Behaftung in der Schuld.
Botschafter der Versöhnung, wenn wir von Schuld verletzte Menschen in ihren oft tief sitzenden Kränkungen in der Seele begleiten und bei ihnen sind. Botschafter der Versöhnung sind wir auch dann, wenn wir mit der gleichen Liebe Gottes auf die zugehen, die schuldig geworden sind, um ihnen zu helfen, zu ihrer Schuld stehen und auf die zuzugehen, an denen sie schuldig geworden sind. So mit dieser Haltung auch auf die Täter zuzugehen, ist kein Verrat an den Opfern, im Gegenteil, es ist ein Dienst auch an ihnen.
Leider Gottes, gab es in den letzten 20 Jahren viel zu wenige Beispiele gelungener Versöhnung zwischen Tätern und Opfern. Viel zu wenige, die sich am Ende Reue und Vergebung zusprechen konnten, wie Jakob und Esau am Ende ihrer Schuldgeschichte. Aber immerhin, es gibt diese Geschichten, nicht nur in Südafrika. Da ist nicht nur Nelson Mandela, da ist auch der evangelische Pfarrer, der nicht gewartet hat, sondern auf alle IM, die auf ihn angesetzt waren zugegangen ist. Immerhin zwei davon haben dadurch gelernt, zu ihrer Schuld zu stehen. Weil da einer kam, nicht mit einem bitteren Herzen, sondern in wahrhaftiger Liebe. Das mag sentimental klingen ist aber nicht mehr als das, was unser Herrn mein: Ihr dürft und sollt auch eure Feinde lieben.
Ich rede hier so ausführlich davon, weil der Umgang mit Schuld und Vergebung kein Spezialthema christlicher Theologie und Ethik ist, sondern ihr Herzstück.
Wo Versöhnung gelingt, da duftet es nach Ostern, nach Evangelium.
Veränderungen in unserer Kirche
Nun sind wir wieder ganz bei uns. Auch die Geschichte der Fusion unserer Kirchenprovinz und der Thüringer Landeskirchen war und ist in weiten Teilen kein Triumphzug gelingender Erfahrungen und auch nicht nur mit Wohlgerüchen verbunden.
Auch da gab es fest sitzende Vorurteile über den anderen, Machtkämpfe, die manchmal nur vordergründig um die Sache geführt wurden und damit verbunden Kränkungen und Verletzungen, die längst nicht alle behoben sind.
Dies war und ist für mich auch zu spüren in den bereits getroffenen und noch anstehenden Entscheidungen im Zusammenhang mit der Umsetzung des Propsteisprengelgesetzes, das ja gerade für unsere Propstei erhebliche Veränderungen mit sich bringen wird.
Es gab die Entscheidung im Landeskirchenrat, die Berufungszeiträume der jetzigen Pröpste und unserer Pröpstin grundsätzlich nicht zu verlängern. Nun läuft der Berufungszeitrum unserer Pröpstin am 31.08.2010 in diesem Jahr ab, die Neubildung der Propstei Eisenach-Erfurt erfolgt aber erst zum 1.1.2013. Dadurch entstehen nun zweieinhalb Jahre Vakanz, die man hätte fast vollständig vermeiden können, wenn die Berufung unserer Pröpstin bis zu ihrem Ruhestand 2012 verlängert hätte. Eine Einzelfalllösung wäre hier mehr als sinnvoll gewesen, aber soweit sind wir in unserer Kirche leider noch nicht. Noch viel zu stark ist der Blick darauf, dass die jeweils andere Seite nur ja keinen vermeintlichen Vorteil bekommt. Was der eine nicht darf, soll auch der, oder in diesem Fall, die andere nicht dürfen. Das klingt gerecht und konsequent, aber ich empfinde dies als ein doch schmerzlichen Zeichen dafür, dass unserer Kirche, besonders in den leitenden Gremien, noch die Freiheit fehlt, nicht mehr in Kategorien von Sieger und Verlierern zu denken und zu entschieden. Ich war bei der Entscheidung nicht dabei und will deshalb auch vorsichtig sein in meinem Urteil, aber so empfinde ich das, was jetzt entschieden ist.
Nun haben wir ab dem 1.9.2010 eine Vakanzzeit vor uns bis dann ein neu gewählter Propst oder eine Pröpstin ab dem 1.1.2013 die jetzt noch virtuelle, dann aber reale Propstei Eisenach-Erfurt leiten wird. Die Vakanzvertretung in dieser Zeit wird voraussichtlich Propst Werneburg aus Gotha übernehmen.
Die Verabschiedung unserer Pröpstin aus ihrem Dienst wird am 22.August um 14.00 Uhr in einem Gottesdienst in der Augustinerkirche in Erfurt stattfinden. Dazu sind Sie und wir alle herzlich eingeladen!
Ich bin darüber ein ganzes Stück traurig, dass der Abschied jetzt so schnell kommt, weil uns Superintendenten der Propstei Erfurt-Nordhausen die Gemeinschaft mit unserer Pröpstin gut getan hat. Unsere Kirche wird mit ihr eine wohltuende Seelsorgerin und eine streitbare Frau verlieren.
Die demografischen und kirchenmitgliedschaftlichen Veränderungen in unserem Kirchenkreis.
Im 20.Jahr der deutschen Einheit dürfen wir als Kirchen auf vieles dankbar zurückblicken und von Herzen sagen: Danke Gott, dass es so gekommen ist! Dass die unser Volk trennende Mauer überwunden ist und seitdem vieles möglich geworden ist, was vorher nicht denkbar gewesen wäre.
Wenn man nur einmal bedenkt, wie viele unserer Kirchen auch im Kirchenkreis Südharz heute nicht mehr stehen würden, ohne die finanziellen Möglichkeiten, die wir nach der Wende
hatten und grundsätzlich noch immer haben. Wenn man bedenkt, wie viele Kirchengemeinden und Kirchbauvereine seither aktiv geworden oder aktiv geblieben sind, ihre Kirchen zu erhalten oder wieder aufzubauen. Dann kann man bei allen Schwierigkeiten im Einzelnen schon von einer großen Erfolgsgesichte sprechen, ohne dabei zu vergessen, dass es oft großes Engagement unter weit schwierigeren Bedingungen auch zu DDR Zeiten gab.
Unsere schönen Kirchen stehen für vieles, was seitdem und dadurch gewachsen und heute selbstverständlich möglich ist.
Und manchmal nutzen wir nach meinem Eindruck unsere Möglichkeiten heute noch zu wenig. Ich will hier nur eines nennen. Ich sehe eine große Chance darin – und dafür gibt es genügend gelingende Beispiele – dass wir als Kirchengemeinden in Stadt und Land die Zusammenarbeit mit Kommunen und Vereinen suchen und dadurch auf Menschen zugehen, die den äußeren und vor allem inneren Kontakt zur Kirche und dem Evangelium verloren und noch nie gefunden haben. Wir dürfen und sollen bei Vereinsfesten mitwirken und einladen, dass andere bei uns mitwirken, ohne dass wir dabei unseren Anspruch vom Evangelium her aufgeben und in dem, was uns trägt und beflügelt nicht mehr erkennbar sind. Wir müssen auch nicht alles mitmachen. Eine Kirche und Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die außer Atem sind, tun am Ende keinem mehr gut. Es bleibt am Ende immer das Prüfen und Setzen von Prioritäten. Was können und wollen wir tun und was wollen und müssen wir dafür lassen. Was ist unaufgebbar wichtig und was muss notgedrungen liegen bleiben? Vor diesen Entscheidungen scheuen wir uns oft, weil sie mit Enttäuschungen verbunden sind und kommen dadurch aber außer Atem.
Es ist kein Geheimnis, dass die negative demografische Entwicklung besonders im Osten unseres Landes unsere Kirche und auch unseren Kirchenkreis besonders schmerzlich trifft.
Wir haben in den letzten 10 Jahren von 1998 bis 2008 über 6000 Gemeindeglieder verloren, 1500 davon durch Kirchenaustritt, die meisten aber durch Abwanderung vor allem nach Süddeutschland und dadurch, dass wir jährlich in etwa durch 300 Gemeindeglieder mehr verlieren, als wir durch Taufen dazu gewinnen. Wir hatten 1998 über 32.000 Gemeindeglieder und hatten 2008 noch 26.000. Wir liegen damit ziemlich genau im landeskirchenlichen Trend und Durchschnitt. Das macht es nun auch nicht besser, aber verdeutlicht noch einmal, dass es nicht an unserem konkreten Versagen liegt oder wir besonders schlimm dran wären.
Aufs Ganze gesehen kann man damit noch ganz gut leben, aber herunter gebrochen auf die Gemeindeebene ist diese Entwicklung besonders aber für unsere kleinen Kirchengemeinden etwas, was mit Existenzängsten und Resignationserfahrungen verbunden ist. Das müssen wir erst nehmen und auch aussprechen dürfen, denn vom Verschweigen wird es nicht besser. Besser wird es aber natürlich auch nicht vom Beklagen und Bedauern, sondern nur dadurch, dass wir diese Entwicklung als eine Herausforderung annehmen und wo nötig Veränderungen gestalten. Manchmal kommen wir dadurch auch der evangeliumsgemäßen Gestalt der Kirche wieder näher.
Das Ehrenamt in unseren Gemeinden
Wir haben uns auf der Klausurtagung des Kreiskirchenrates vor 2 Wochen mit dem Thema Das Ehrenamt in unseren Gemeinden beschäftigt. Wir haben uns ausgetauscht und erzählt von gelingenden und schmerzlichen Erfahrungen, die wir gemacht haben und machen. Ich will hier nur eine Erfahrung benennen, die immer wieder zu hören ist: Hochaktive Gemeindeglieder, die manchmal schon viele Ehrenämter ausüben, klagen nicht selten darüber: Was sollen wir denn noch alles machen? Da ist mein Beruf, der mich fordert, die Familie, die eh schon zu kurz kommt, und dann auch noch die Kirche. Dort wo ich Ruhe Suche, werde ich auch noch mehr gefordert. Ich erlebe Gemeindekirchenräte und Kirchenälteste, die irgendwie selbstverständlich davon ausgehen: Wenn ich dieses Ehrenamt der Gemeindeleitung übernommen habe, bin ich für alles ehrenamtlich Mögliche selbst verantwortlich. Und so kommt es zu eben diesen Überlastungserfahrungen, die, wie gesagt, keinem gut tun. Nicht wenige sollen alles machen. Auch müssen und sollen nicht alle etwas machen um sich gute Christen nennen zu dürfen. Ich glaube, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Wir haben in unseren Gemeinden gewiss noch viele, die gern bereit sind, das eine oder andere je nach Begabungen und zeitlichen Möglichkeiten ehrenamtlich mit zu tun. Wer hätte z.B. vor 3 Jahren schon gedacht, dass wir heute 11 neu ausgebildete und berufene Lektorinnen und Lektoren haben.
Bei allen Grenzen, die es gibt und an die wir stoßen. Wir trauen uns noch oft zu wenig auf Menschen zuzugehen, sie zu fragen hast du nicht Lust? Wir hätten da etwas zu tun! Wir trauen ihnen oft zu wenig zu und haben manchmal auch Angst uns einen Korb geben zu lassen.
Auch wir als hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, haben zu oft nur die üblichen Verdächtigen im Blick.
Wenn es dann trotz allem nicht gelingt, Gemeindeglieder neu für eine ehrenamtliche Aufgabe zu gewinnen, dann müssen wir uns deshalb nicht schlecht fühlen, auch dann nicht wenn es in einer Kirchengemeinde gelingt und in der anderen nicht. Aber mit fröhlichem Herzen versucht haben, sollten wir es schon und dafür beten, dass der HERR Herzen und Hände dafür öffnet.
Wie wäre es z.B., so haben wir im Kreiskirchenrat überlegt, auch ehrenamtliche Stellen in unseren Gemeindebriefen und Zeitungen oder auf unserer Kirchenkreishomepage auszuschreiben. Es könnte doch sein, dass sich Menschen dadurch angesprochen fühlen, die wir von uns gar nicht im Blick gehabt haben. Und es könnte auch sein, dass sich jemand aus einer anderen Kirchengemeinde meldet, um in meinem Dorf im Besuchsdienst mitzuarbeiten oder umgekehrt. Und das wäre doch o.k?!
Das Ziel unseres Nachdenkens im Kreiskirchenrat über das Ehrenamt, den Gemeindekirchenräten in unserem Kirchenkreis eine Handreichung mit Ideen und Hinweisen für die Begleitung und Gewinnung von Ehrenamtlichen in unseren Gemeinden an die Hand zu geben. Dies soll und wird noch in diesem Jahr geschehen.
Da wird es auch um Aufgabenfelder gehen, die wir oft noch viel zu wenig im Blick haben. Auch hierfür nur ein Beispiel. Wir sind es gewohnt, dass wird auch von uns erwartet, dass wir ältere Gemeindeglieder zu runden Geburtstagen besuchen. Das soll auch so sein. Aber andere haben wir viel zu wenig im Blick: Warum nicht Menschen besuchen, die erst 40 Jahre alt werden?
Haben wir die im Blick, die neu in unsere Gemeinden gezogen sind? Auch die gibt es, Gott sei Dank! Nicht warten, ob und wann sie bei uns auftauchen, sondern ihnen einen lieben Gruß schreiben: Schön dass Sie da sind! Am besten ohne Zahlungsbeleg und ohne Liste zum Eintragen, wo man ehrenamtlich mitarbeiten möchte. Einfach: Schön, dass Sie da sind. Oder, warum nicht denen einen liebevollen Brief schreiben, die aus der Kirche ausgetreten sind. Dass sie merken, dass wir es bemerkt haben. Nicht verbittert sind, wohl aber traurig und offen zum Gespräch und für eine Rückkehr in die Gemeinde. Auch das ist eine Form von Aufmerksamkeit. Vielleicht denken ja wirklich manche von Ihnen: Warum interessiert das eigentlich keinen, dass ich gegangen bin? Ich habe neulich einen Brief von einem Verlag bekommen: Wir bedauern, dass Sie ihr ABO bei uns gekündigt haben, das Guthaben wird umgehend erstattet. Wir würden uns freuen, sie einmal wieder begrüßen zu dürfen. Natürlich, ich weiß warum. Aber trotzdem. Es war aufmerksam.
Aus der Arbeit des Kreiskirchenrates
Zu den Entscheidungen im Kreiskirchenrat seit der letzten Synode brauche ich hier nicht sehr viel ausführen. Über die monatlich auf der Kirchenkreishomepage veröffentlichten Beschlüsse sind Sie darüber gut informiert und für Rückfragen und kritische Anmerkungen zu einzelnen Beschlüssen bin ich immer offen.
Hier will ich nur auf zwei Dinge eingehen.
Stellenbestzungen
Für die Gemeindepädagogenstelle in der Region Mitte gibt es leider noch immer keine Bewerber. Uns ist dadurch noch deutlicher geworden, dass Teilstellen sich schwerer eben viel besetzen lassen als volle Stellen.
Wir haben im Leitungskreis lange überlegt, was wir tun können, um diese Situation zu verbessern ohne den Stellenplanbeschluss der Kreissynode zu verletzen.
Da kam uns eine Sonderzahlung aus Zinserträgen der ehemaligen KPS an die Kirchenkreise gerade recht. Dadurch ist es uns möglich geworden, die 15% Anstellung der Gemeindepädagogin Annegret Krause in Hainrode als geringfügige Beschäftigung aus dem Stellenplan herauszunehmen und außerhalb weiterzuführen und auch dauerhaft zu finanzieren. Dadurch konnte die freie GP-Stelle durch Kreiskirchenratsbeschluss von 75% auf 90% erweitert werden. Das hat die Zahl der Bewerber derzeit noch nicht erhöht, auch nicht von 0 auf 1. Aber mit der nächsten Ausschreibung sind wir guter Hoffnung, dass wir die Stelle dann besetzen können!
Für die Pfarrstelle Ilfeld gibt es mehrere Bewerbungen. Das Besetzungsverfahren haben wir gestern Abend eröffnet. Für die Stelle des Jugendreferenten liegen 3 Bewerbungen vor. Die Bewerbungsfrist dafür endet am 31.März, ebenso die Bewerbungsfrist für die Pfarrstelle in Wipperdorf.
Bündnis gegen Rechtsextremismus
Das 2. und letzte weitet noch einmal den Blick aus dem innerkirchlichen in den gesellschaftlichen Bereich!
Der Kreiskirchenrat hat Michael Görk und mich als Superintendenten als Vertreter des Kirchenkreises in das Bündnis gegen Rechtsextremismus entsandt. Wir nehmen diesen Auftrag so war, dass möglichst immer einer von uns beiden an den Sitzungen teilnimmt um so eine hohe Verbindlichkeit kirchlicher Präsenz zu gewährleisten.
Ausgehend vom letzten Extremismusbericht der Bundesregierung, der eine Erhöhung linksextremistischer Gewaltdelikte, wenn auch auf niedrigerem Niveau, festgestellt hat. Ist für mich die Grundsatzdebatte zu führen, wie wir Gewalt auch als Kirche von Links und Rechts beurteilen und wir uns in dieser Frage in die nötige Diskussion einbringen.
Tansania
Ich bin fröhlich dabei durch die Gemeinden unseres Kirchenkreises zu reisen, um in Wort und Bild von meiner Reise nach Tansania zu berichten. Mein Eindruck ist, dass dies gut ankommt und hilft den Blick zu weiten von unseren Sorgen zu ganz anderen Problemen und zu Schwestern und Brüdern, die trotz allem mit einer großen Fröhlichkeit ihren Glauben leben.
Ich war noch nicht überall. Laden Sie mich also ein. Ich habe schon den Plan, alle Pfarrbereiche unseres Kirchenkreises mit meinem Bericht zu besuchen, immer auch in der Hoffnung, Menschen für die Mitarbeit im Matema-Arbeitskreis unserer Propstei zu begeistern.
Schluss
Ich komme zum Schluss!
Gott sei Dank! Weil wir mit Christus verbunden sind, lässt er uns immer in seinem Triumphzug mitziehen und macht durch uns an jedem Ort bekannt, wer er ist, so dass sich diese Erkenntnis wie ein wohlriechender Duft überallhin ausbreitet.
Das soll nun wirklich das letzte sein, weil es das wichtigste ist. Weil wir mit Christus
verbunden sind.
Nicht, weil wir uns mit vielen Menschen in guter Weise verbunden fühlen, nicht weil wir uns mit der Kirche verbunden fühlen, sondern mit Christus, darum lässt er uns in seinem österlichen Triumphzug mitziehen! Weil wir mit Christus verbunden sind, durch die Taufe und im Glauben.
Darin liegt unsere Rettung, unsere Befreiung, unsere Zukunft und unser Leben. Die kirchlichen und menschlichen Bindungen können und sollen uns dazu helfen, aber sie können und dürfen die Bindung an Christus niemals ersetzen und an seine Stelle treten.
Diese Bindung an Christus allein mag uns im Glauben zu halten über alle Enttäuschungen und Verletzungen, die wir in unserer Kirche anderen zufügen und erleiden. Was mich in meiner Kirche hält ist Christus und der unsere schuldbeladene Kirche trägt ist Christus.
Wir brauchen keine eigenen Triumphzüge zu planen, die sind immer schief gegangen. Nur uns anschließen und mitziehen mit Christus in seinem Triumphzug des Lebens und der Liebe durch diese schuldbeladene Welt und seinen österlichen Duft verbreiten, der zu uns vom Himmel kommt und zum Himmel weht.
Dieser österliche Duft möge auch durch unsere Gemeinden ziehen, durch die ganz kleinen und die großen, durch alles, was uns gelingt und wo wir scheitern, auch dort wo ich meinem Amt und Auftrag als Superintendent bei euch und für euch in den letzten 5 Jahren nicht gerecht geworden bin und Menschen enttäuscht habe. Das tut mir leid und bitte alle herzlich um Vergebung, an denen ich schuldig geworden bin.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
zum Überblick