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Handwerkercamp - Das Theaterstück

Sonnabend, 24. Juli 2010, 12:55 Uhr
Mit diesem Artikel wollen wir dem Leser einen Einblick in das diesjährige Theaterstück geben. Wer könnte uns darüber besser Auskunft geben, als die Akteure selbst, die uns im Folgenden Rede und Antwort stehen.
HWC (Foto: HWC 2010) HWC (Foto: HWC 2010)
Sehr geehrter Herr General Superintendent. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Ihr Verhältnis zu dem Grafen Nikolaus Ludwig von Zinzendorf in letzter Zeit stark gelitten hat.
Wie kam es zu diesen schrecklichen Zerwürfnissen?
Sup.: Nun, an allem ist Zinzendorf schuld. Er ganz allein. Ich bin noch immer der Meinung, dass Zinzendorf eine Ausgeburt der Hölle ist [Die rechte Augenbraue hebt sich]. Zinzendorf hat das Verhältnis zwischen den Kurfürsten und mir nachhaltig geschädigt. Ihm ist ausdrücklich Missbrauch des Wortes Gottes vorzuwerfen! Des Weiteren treibt Zinzendorf Spott mit der rechtgläubigen (evangelischen) Kirche. Die mir unterstehenden Pfarrer haben keine Arbeit mehr und den umliegenden Fürsten und Grafen werden die Untertanen streitig gemacht. Das ist nur ein Bruchteil der Vorwürfe gegen ihn.

Missbrauch des Wortes Gottes, wie ist das zu verstehen?
Sup.: Nun, dazu ist zuerst zu sagen, dass nur ausgebildete, langstudierte Menschen das Wort Gottes überhaupt aufnehmen und begreifen können. Die Losungen, eine weitere barbarische Erfindung Zinzendorfs, tun ihr übriges zum Missbrauch des Wortes. Denn einfache Handwerksgesellen und erst recht das niedere Fußvolk können mit Bibelsprüchen jeden Tag ohne Auslegung eines Pfarrers oder Generalsuperintendenten nichts anfangen!!!

Der Graf Zinzendorf ist also ein Laie?
Sup.: Nun, ich habe andere Bezeichnungen für ihn, die harmloseste ist noch Stümper.

Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?
Sup.: Nun, es liegt auf der Hand, dass Zinzendorf das Handwerk gelegt werden muss und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Ich gedenke die Verbannung Zinzendorfs zu erreichen. Ich sehe darin die einzige Möglichkeit diesem Sektenoberhaupt den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Gibt es konkrete Pläne?
Sup.: Nun, schon in der Bibel steht, wenn dich jemand auf die rechte Wange schlägt (was hier im übertragenen Sinne zu sehen ist), dann sollst du ihn mit intriganten Plänen in die Verbannung schicken. Ich bin davon überzeugt, dass auch der Kurfürst nur ein Mensch ist, der nach Macht strebt. Ich werde also mit ihm gemeinsam beraten, wie wir Zinzendorf, nun sagen wir, beseitigen und somit die Chancen des Kurfürsten auf den Thron des Kaisers erhalten und die meinigen auf das Amt eines evangelischen Bischofs erhöhen. Mehr möchte ich dazu nicht sagen.

Wir bedanken uns für dieses unangenehme Gespräch.
Sup.: Mein Schreiber hätte schneller geschrieben. Darf ich noch jemanden grüßen?
Ja gerne
Sup.: Ich möchte an dieser Stelle meine Großmutter grüßen, sie soll Gott ausrichten, dass ich das einzig richtige tue.

Vielen Dank.

Nach diesem Gespräch ging der schmutzige Plan des Superintendenten auf und er konnte August den Starken, Kurfürst von Sachsen, überzeugen, gegen Graf von Zinzendorf vorzugehen. Dieser wurde aus Sachsen verbannt und musste von seiner Herrnhuter Gemeine Abschied nehmen. Wir treffen auf die schwer erschütterte Erdmuthe.
HWC (Foto: HWC 2010) HWC (Foto: HWC 2010)
Allerliebste sonnengleiche Erdmuthe von Zinzendorf. Wie geht es Ihnen in dieser schweren Stunde?
E.: Natürlich bin ich sehr bedrückt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ludwig, mein geliebter Mann, so lange fort sein wird. Wer weiß, was noch mit ihm passiert. Ich hoffe, dass das Werk, was wir hier in Herrnhut aufgebaut haben nicht untergeht, sondern dass wir eine gute Alternative finden. Ganz Herrnhut braucht ihn.

Wie geht es der Herrnhuter Gemeine?
E.: Sie sind sehr bedrückt und erschrocken. Sie haben noch nicht begriffen, dass er weg ist.

Gibt es Hoffnung in dieser auswegslosen Situation?
E.: Mein liebster Mann hat sehr schnell wieder Hoffnung geschöpft. Er hat ein tiefes Vertrauen, dass die Situation zu etwas gut sein kann. Wir hoffen, dass Gott unsere Wege zum Guten lenkt.

Was ist das besondere an ihrem Mann?
E.: Er ist zum einen immer und überall für mich da. Für die Herrnhuter Gemeinschaft tut er alles, was er kann. Er stellt sich nicht über die anderen, sondern die Gleichheit der Menschen ist ihm wichtig. Sehr beeindruckend für uns alle ist, dass er es versteht sein Vertrauen und seine Liebe zu den Menschen in Liedern auszudrücken. Auch mit Losungen gibt er den Menschen jeden Tag neue Hoffnung.

Sie sind frisch vermählt mit dem hochverehrten Grafen, man munkelt, es habe sogar einen Kuss gegeben. Ist die Liebe immer noch wie am ersten Tag?
E.: Natürlich bin ich immer noch sehr verliebt. Auch in Zukunft werden wir unzertrennlich sein.

Ein Wort zum Generalsuperintendenten?
E.: Unmöglich.


Einige Wochen nach diesen Ereignissen ist der Graf noch immer verbannt. Wir treffen auf Christian David, einem der ersten Siedler in Herrnhut, und wollen wissen, was aus Gemeine und dem Grafen geworden ist.
HWC (Foto: HWC 2010) HWC (Foto: HWC 2010)
Christian, wie geht es Ihnen?
Ch.: Dem Umständen entsprechend gut. Ich bin eigentlich noch ziemlich bedrückt den Grafen als guten Freund nicht mehr hier zu haben. Aber, die Gräfin wird die Gemeine gut führen durch diese Zeit. Ich vertraue ihr.

Wie steht es denn in der Herrnhuter Gemeine?
Ch.: Die Verzweiflung ist gewichen, seitdem Erdmuthe den Besitz des Grafen übernommen hat und klar war, dass wir alle hier bleiben können.

Die Gemeine ist nicht am Boden zerstört?
Ch.: Nein, stattdessen hat der Graf alle ledigen Schwestern und Brüder zur Mission aufgerufen. Er hat viele Kontakte in ganz Europa geknüpft. Ich selbst bin schon auf Mission in Neudietendorf gewesen. Eine neue Gemeine kam ziemlich schnell zusammen. Ein Betsaal ist schon gebaut.

Und wie geht es dem Grafen?
Ch.: Er versucht uns so oft wie möglich zu schreiben. Es geht ihm eigentlich sehr gut, auch wenn er getrennt von seiner Familie leben muss. Er ist nach Amsterdam, London und Berlin gereist und begeistert die Menschen dort.

Wie wird es in Herrnhut weitergehen?
Ch.: Wir sind voller Hoffnung. Entschuldigen Sie, ich muss jetzt meine Kinder wecken.

Wir danken für diese hoffnungsvollen Worte und wünschen weiter alles Gute.



Uli Tuschy, wie fühlen Sie sich? Nass.
Vielen Dank für das Interview
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