Meldung

Bericht des Superintendenten

Sonnabend, 26. März 2011, 18:06 Uhr
Wertes Präsidium, Hohe Synode, liebe Schwestern und Brüder,

der Lehrtext der Herrnhuter Losungen für den Tag unserer Frühjahrssynode heute ist ein uns wohl vertrautes Wort aus dem Matthäusevangelium. Dort wo „Matthäi am Letzten“ ist, dort wo der auferstandene Christus seinen Jüngern, seinen Schülern, sagt: Gehet hin in alle Welt und machet zu Jüngern alle Völker! Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich Euch gesagt habe!
Dort folgt dann dieses uns so vertraute und schöne Wort! Und seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!

Es ist wohl so, dass bei diesem Wort vor allem die ersten Worte klingen: Ich bin bei Euch alle Tage“ Unbegrenzter Zuspruch von Nähe und liebender Zuwendung für alle, die mit dem Auftrag ausgesandt werden, die frohe Botschaft zu verkündigen, also für uns alle.
Davon leben wir, davon lebt die Kirche, von diesem Zuspruch unseres HERRN. Ich bin bei Euch alle Tage!
„Bis an der Welt Ende.“ Ich weiß wohl, auch diese Worte gehören zum Zuspruch und heißen: Nicht nur heute und morgen. Nicht auf absehbare Zeit. Sondern eben: Bis an der Welt Ende.

Und doch hat dieser letzte Zuspruch etwas leicht Beklemmendes. Wer nimmt schon gern das Ende von etwas äußerst Schönem in den Blick. Wer redet schon gern vom Ende, so fern es auch sein mag. Angefangen von der Endlichkeit persönlicher Lebenserfahrungen und Lebensgeschichten bis hin zur Endlichkeit dieser Erde und des Lebens auf ihr. Einmal wird alles nicht mehr sein.

Nun wissen wir „bis an der Welt Ende“ ist eine theologische und keine erdgeschichtliche oder gar astronomische Aussage. Wir wissen heute von der wahrscheinlichen „Restlaufzeit“ der Sonne von 4,5 Mrd. Jahren, plus/minus. Wir wissen von der stetigen Ausdehnung der Sonne, die uns dadurch immer näher kommt und um den Mond, der sich langsam von uns entfernt und die Erde in ihrer Drehgeschwindigkeit immer weiter bremst. Die Tage werden länger, jedes Jahr ein paar Millisekunden. Wir wissen um Asteroiden, die durchs All rasen und eines Tages – gar nicht so unwahrscheinlich - auch uns treffen könnten.
(In einem Synodenbericht gehalten in der Aula eines Gymnasiums, noch dazu in einem mit einem kleinen Planetarium, darf man doch einmal einen kleinen Ausflug in die Astronomie unternehmen)
Und wir wissen aus der Schrift, dass unser HERR wiederkommt. Ohne dass wir berechnen oder beobachten könnten, wann das Ende der Welt mit seiner Wiederkunft gekommen sein wird.
Naturwissenschaftliche und theologische Aussagen stehen nebeneinander, wenn wir bedenken, was das für uns heißt „bis an der Welt Ende“. Und ich finde, dies ist ein hoch spannendes Thema im Gespräch zwischen Theologie und Naturwissenschaft: Wie verhalten sich theologische und astronomische Aussagen über das Ende der Welt zueinander und wie korrespondieren beide möglicherweise miteinander.
Nun mag dies ein merkwürdiger Einstieg sein für den Bericht des Superintendenten auf einer Synode, die sich das Thema der Bewahrung der Schöpfung zum Ziel gesetzt hat. Nachzudenken über das Ende der Welt.
Die riesigen Entladungsenergien tektonischer Reibungskräfte, die wir Erdbeben nennen, erschüttern den Erdball nicht nur seismographisch.
Das Beben der Erde in Japan am 11. März erschütterte nicht nur das Meer und die Menschen dort, sondern wieder einmal auch das Gefühl unserer unbeschwerten und beherrschbaren Sicherheit, auch wenn wir „weit genug weg“ und relativ erdbebensicher leben. Die ungeheuren Halbwertszeiten z.B. von Plutonium 239 von 24.110 Jahren lassen die Folgen unseres menschlichen Tun`s gefühlt „bis an der Welt Ende“ spürbar sein. Uns beschleicht das Gefühl des Zauberlehrlings in Goethes Faust, der die Geister rief und nun nicht wieder loswird. Der Besen fliegt ihm um die Ohren. Und alles aufgeregte: „In die Ecke, Besen, Besen, seid`s gewesen!“ verfliegt ungehört im Raum.
Das ist für mich mit Blick auf die Kernenergie schon die Frage: Wie kann man bei einer Technologie wie der Kernspaltung ein - wenn auch noch so kleines - Restrisiko einkalkulieren, die von ihren ungeheuren Langzeitgefährdungen her gesehen überhaupt kein Restrisiko in sich bergen dürfte.

Das theologische und naturwissenschaftliche Wissen um die Endlichkeit der Erde führt aus biblischer Perspektive nun aber gerade nicht zu der Einsicht, dass es ja dann nicht mehr darauf ankommen kann, übermäßig viel Geld und Zeit zu investieren in die nachhaltige Bewahrung des Ökologischen Gleichgewichtes dieser Erde.
Von den Zeugen Jehovas wird gern dieses Gleichnis verwendet: Wer wäre denn so dumm, auf einem untergehenden Schiff noch die Planken putzen zu wollen. Jeder vernünftige würde versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Es kann also für Kirche nur darum gehen – um im Bild zu bleiben, Rettungsringe und Boote zu verteilen, die Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen, damit alle gerettet werden. Stattdessen würden wir in den Großkirchen unsere Zeit damit verbringen, das sinkende Schiff zu putzen.

Das kann es natürlich nicht sein, solche falschen Alternativen zu postulieren. Aber es bleibt schon die Frage immer wieder zu bedenken: Wie bettet sich unser gesellschaftliches Engagement als Kirche ein in unseren Auftrag, die befreiende Botschaft von Jesus Christus weiterzuerzählen. Wo gibt es Vorrangiges und Nachrangiges? Wo sind wir als Kirche unvertretbar und wo sind wir es? Wo sollten wir uns als Kirche einmischen und wo nicht?

Was also tun wir als Kirche „...bis an der Welt Ende“?

Natürlich fällt mir da Luther ein, dem das schöne Wort zugeschrieben wird: „Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen.“ Keine Ahnung, ob es von Luther ist, schön ist es allemal. Und es könnte wohl von ihm sein, denn Luther und seine Zeitgenossen lebten wohl mitten in einer verbreiteten Weltuntergangsstimmung, auch theologisch. Die Türken standen vor Wien, in der Kirche war der Teufel los, die Pest wütete auch in Wittenberg. Das Ende der Welt und die Wiederkunft Christi sei nicht mehr fern. Dieses Credo war unter den Menschen der Reformationszeit weit verbreitet auch im Denken von Martin Luther.

Und dennoch hat er im Garten seiner Kirche so viele kleine Apfelbäumchen gepflanzt. Den kleinen Katechismus, so viele seelsorgerliche Schriften, Kirchenordnungen und Visitationen, Schul- und Bildungsreformen.“... und wenn morgen die Welt unterginge!“
Wohl ist mir von Luthers ökologischem Bewusstsein nicht so viel bekannt – das wäre mal ein interessanter Forschungsauftrag - , aber das Thema stand damals natürlich längst nicht so, wie heute im 21.Jahrhundert.
(Die Biber in den Elbauen von Wittenberg tummelten sich noch ganz selbstverständlich dort, ohne, dass sie Schutzgebiete brauchten und Wiederansiedlungsprogramme.)

So leben wir als Kirche in dieser Zeit. Wir leben im Wissen darum und in der Erwartung, dass Christus wiederkommt. Wir planen „...bis an der Welt Ende“ wohl wissend, dass dies morgen kommen könnte und pflanzen dennoch fröhlich und getrost unsere kirchlichen Apfelbäumchen.
Wir feiern Gottesdienste, halten Bibelwochen, gestalten Strukturen und entwickeln Finanzsysteme, wir renovieren Kirchen, wir denken nach über Jugendkirche in unserem Kirchenkreis, wir versuchen nachhaltig und verantwortlich zu wirtschaften. Wir pflanzen viele Apelbäumchen in eine Welt, die morgen schon untergehen könnte.

Von solchen Apfelbäumchen in unserem Kirchenkreis möchte ich in einigen Punkten kurz berichten. Manches davon ist schon länger gepflanzt und muss noch wachsen und Frucht bringen. Für manches ist zumindest das Pflanzloch schon ausgehoben und der Setzling gekauft.

1. Jugendkirche
Die Synode im Herbst hatte mit großer Einmütigkeit einen Grundsatzbeschluss zum Projekt Jugendkirche im Kirchenkreis Südharz gefasst und den Leitungskreis und das Pädagogisch-theologische Leitungsteam mit der Erarbeitung eines Konzeptes beauftragt.
Erste Prüfaufträge, die Rahmenbedingungen betreffend, sind im Leitungskreis verteilt und in Arbeit. Berufen ist auch eine Arbeitsgruppe, in der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus allen Regionen unseres Kirchenkreises vertreten sind, um ein inhaltliches Konzept zu erarbeiten und der Synode – ich hoffe spätestens im Frühjahr des kommenden Jahres - vorzulegen.
Guter Hoffnung sind wir, die Stelle des Jugendreferenten, bzw. der Referentin bald besetzen zu können. Wir haben jemanden, der großes Interesse an dieser Stelle hat und gute Gaben dafür mitbringt. Einen Namen kann ich allerdings hier noch nicht nennen, weil zuvor noch einige dienstrechtliche und berufliche Dinge zu klären sind.
Ich bin sehr froh, dass dennoch aber schon manches Schöne auf dem Weg zu einer Jugendkirche wächst. Z.B. das Apfelbäumchen des ökumenischen Jugendgottesdienstes in Nordhausen, der zuletzt von 70 Jugendlichen besucht war, die nicht nur aus Nordhausen kamen!
Im Sommer wird es eine Jugendfreizeit geben mit Tina Bäske, Jochen Lenz und Wolf-Johannes von Biela, die bereits ausgebucht ist. Also das sind alles nicht oder noch nicht die großen Apfelplantagen, aber doch auch mehr als nur zarte Setzlinge im Stadium des Keimens.
Und sicher könnte man noch manches Jugendliche Apfelbäumchen im Kirchenkreis hinzufügen.
Nach dem Erfolg des ersten Konfirmandentages des Kirchenkreises im Jahr 2010 wird es in diesem Jahr eine Neuauflage zum Jahresthema der EKD geben „Taufe-Fest der Freiheit“. Der 2.Konfirmandentag wird am 17.September in Neustadt stattfinden. Im vergangenen Jahr gab es noch einige Pfarrbereiche, die durch keine Konfirmanden vertreten waren. Das war für die betreffenden eine verpasste Gelegenheit, erlebbarer Gemeinschaft. Der 17.September sollte fest in die Planung der Arbeit mit den Konfirmanden und in die Gemeindearbeit einbezogen sein. Vielleicht auch so, dass die Konfirmanden in einem der nächsten Gottesdienste der Gemeinde von diesem Tag berichten.

2. Kirchenmusik
Im bunten und schönen Garten der Kirchenmusik gibt es ein neues kleines Apfelbäumchen, das zu wachsen begonnen hat und schon Früchte trägt: Ein neuer Gospelchor in Ilfeld unter Leitung von Mirijam Leha hat sich gefunden, zunächst als Projekt bis zum 3.April. Aber mal sehen was noch Schönes draus wird. Schon gestandene Bäumchen im Garten der Kirchenmusik sind die Kindermusical-Projekte, die es auch in diesem Jahr wieder im Kirchenkreis geben wird.

3. Begleitung und Ausbildung von ehrenamtlich tätigen Gemeindegliedern
Ein für mich sehr wichtiges Thema ist die Frage, wie wir unsere ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Kirchengemeinden fachlich begleiten und fördern. Es gibt dazu in unserem Kirchenkreis Angebote, gemeindepädagogisch und kirchenmusikalisch, die zum Teil noch besser genutzt werden könnten. Es gibt z.B. in unserem Kirchenkreis ca. 70 Männer und Frauen, die als Chorleiterinnen und Organisten ehrenamtlich tätig sind. An der letzten Weiterbildung im Februar haben 10 von ihnen teilgenommen. Das ist schön, aber es ist noch Luft nach oben. Wir bitten Sie in den Gemeindenkirchenräten Ihre Ehrenamtlichen auf diese Weiterbildungsangebote im Kirchenkreis hinzuweisen und zur Teilnahme zu ermutigen. Die Termine stehen alle auf unserer Kirchenkreis-Homepage. Es geht dabei ja nicht nur um die fachliche Weiterbildung an sich, sondern auch um den Erfahrungsaustausch untereinander. Und nicht zuletzt sind solche Weiterbildungsangebote eine, wenn nicht sogar die wichtigste Form der Wertschätzung ehrenamtlicher Mitarbeit.
Auch wenn nicht ganz zum Thema Ehrenamtlichkeit passend, so möchte ich an dieser Stelle einfügen, dass sich im Herbst des letzten Jahres der Verwaltungskonvent unseres Kirchenkreises neu gebildet und Frau Nora Engel zur Konventsleiterin gewählt hat. Zum neuen Verwaltungskonvent gehören neben Mitarbeiterinnen des Kreiskirchenamtes auch die Mitarbeiterinnen in den Gemeindebüros der Pfarrbereiche. Erfreulich, dass es nur noch ganz wenige Pfarrbereiche sind, die diese wunderbare Regelung in unserem Kirchenkreis noch nicht nutzen. Darum hat auch der Verwaltungskonvent schon eine stattliche Größe erreicht.

4. Lektorenausbildung
Das Pflanzloch für das Apfelbäumchen eines neuen Lektorenausbildungskurses ist schon ausgehoben. Allein es fehlen noch die Setzlinge. Will heißen, der Kirchenkreis ist vorbereitet, personell und finanziell, was uns fehlt allein sind genügend Anmeldungen, damit sich ein Kurs auch lohnt. Also, meine Bitte: Überlegen Sie, wenn Sie für diesen wichtigen Dienst in Ihren Gemeinden ansprechen und gewinnen könnten. Oder fragen Sie sich einmal selber, ob das nicht ein Dienst wäre, der Ihren Gaben entspricht?! Interessenten können sich jederzeit über die Suptur oder direkt bei unserem Lektorenbeauftragten Werner Heizmann melden. Man kann auch erstmal schnuppern, bevor man sich mit „einpflanzen“ lässt.

5. Evangelische Grundschule
Auch dieses Apfelbäumchen wächst weiter, nachdem es zwischenzeitlich einzugehen drohte, wachsen daran wieder Früchte, äußere und innere. Weithin sichtbare und einige die erst sichtbar werden, wenn man sich hinein begibt. Zu den äußeren Früchten zählt das renovierte Schulgebäude in Krimderode, das am 7. Mai festlich eingeweiht werden wird. Die Vorfreude darauf ist groß, auch wenn sich die Schülerinnen und Schüler und das Kollegium im Ausweichquartier in Niedersachswerfen ganz wohl gefühlt haben. Ich bin überzeugt, dass sich mit dem neuen Schulgebäude auch die Anmeldezahlen noch einmal deutlich nach oben bewegen werden. Was mich freut ist, dass unsere Grundschule eben keine Eliteschule im negativen Sinn ist, sondern für mache Kinder aus Krimderode z.B. ihre Dorfschule ist, in der früher schon Ihre Eltern und Großeltern gingen. Eine bleibende Aufgabe ist, dass christliche Profil dieser Schule zu gestalten und zu stärken, aber auch da ist die Schule nach meinem Eindruck auf einem guten Weg.
Der Kreiskirchenrat hat mich im November als Vertreter des Kirchenkreises in das neue Schulkuratorium entsandt und Pfarrer Büttner als meinen Stellvertreter. Das Schulkuratorium hat mich auf seiner 1. Sitzung zu seinem Vorsitzenden gewählt.

6. Personelle Besetzung im Kirchenkreis
Die Pfarrstelle in Ilfeld ist leider noch immer unbesetzt. Die derzeitige Ausschreibung läuft noch bis zum 31.März. Dann werden wir verbindlich wissen, ob es Bewerberinnen und Bewerber um diese Pfarrstelle gibt.
In diesem Jahr werden wir noch zwei weitere Pfarrstellen zu besetzen haben. Das ist zum einen die Pfarrstelle in Bleicherode, da Pfarrer Schulz die Stelle wechselt und am 1. August seinen Dienst in der Pfarrstelle Kemberg im Kirchenkreis Wittenberg antreten wird. Ausgeschrieben ist bereits die Pfarrstelle in Großbodungen, die zum 1. September neu zu besetzen ist, da Pfarrerin Christine-Austel Haas zum 31.8. in den verdienten Ruhestand eintreten wird. Der Kreiskirchenrat hat in beiden Fällen die Freigabe zur Wiederbesetzung auf Antrag hin erteilt.
Wir sind gespannt und hoffen mit den Kirchengemeinden, diese Stellen schnell und gut wiederbesetzen können. Die allgemeine Situation mit Blick auf die Besetzung von freien Pfarrstellen in unserer Landeskirche bremst die Euphorie etwas, dass sich solche „guten“ Pfarrstellen wie Bleicherode und Großbodungen natürlich ganz schnell wiederbesetzen lassen. Wir werden sehen.

7. Die Auswirkungen des neuen Finanzsystems auf unseren Kirchenkreis
Ein Garten, in dem Apfelbäumchen wachsen und gedeihen sollen, braucht auch gute äußere Rahmenbedingungen. Dazu gehört ganz wesentlich die Ausstattung der Kirchengemeinden mit Finanzen und Mitarbeiterstellen. Dazu hat ja die Landessynode vor einer Woche ein neues gemeinsames Finanzgesetz für die EKM beschlossen.

Grundsätzlich lässt sich sagen: - was ich schon im letzten Synodenbericht ausgeführt habe - Die Veränderungen für die Kirchenkreise der ehemaligen Kirchenprovinz Sachsen sind eher geringfügig im Vergleich zu den Veränderungen, die auf die Kirchengemeinden und Kirchenkreise in der ehemaligen Thüringer Landeskirche zukommen. Dies liegt an dem grundsätzlich anderen Finanzsystem, das es vorher in der Thüringer Landeskirche gab, während das neue Finanzgesetz in weiten Teilen dem entspricht, das uns schon seit vielen Jahren vertraut ist. Ich will nur ein Beispiel nennen: Einen gemeinsamen Baulastfond, der sich auch aus den Pachteinnahmen der Kirchengemeinden speist, kannten die Kirchengemeinden im Nachbarkirchenkreis Bad Frankenhausen –Sondershausen bisher überhaupt nicht.

Bevor Frau Kruse uns jetzt erläutern wird, was sich für uns ab dem 1.1.2012 konkret verändern wird, möchte ich die Veränderungen erläutern, die sich für uns mit Blick auf die Stellenzuweisungen im Verkündigungssystem ergeben werden.
Grundsätzlich gilt auch hier, dass im neuen Finanzgesetz die 3 Kriterien übernommen worden sind, die in der KPS schon seit einigen Jahren galt. Neu dazu gekommen ist ein 4. Kriterium, welches das Verhältnis von Gemeindegliedern zu Einwohnern in einem Kirchenkreis nochmals in die Stellenzuweisung einfließen lässt.
Pro Stelle im Verkündigungsdienst gibt es nun ab dem 1.1.2012 folgende Kriterien mit den dazugehörigen Gewichtungen:
1.200 Gemeindeglieder
36.000 Einwohner
22 Kirchengemeinden (Definition Landkirchengemeinden:bis zu 5.000 Einwohner zum Stichtag 31.12.93)
Anteil von 4,6 % Gemeindeglieder an der Gesamteinwohnerzahl
Die große Herausforderung bei der Kriterienfindung und Gewichtung bestand darin, die sehr unterschiedlichen kirchlichen Situationen in den Kirchenkreisen möglichst gerecht abzubilden. Als Kontraste nenne ich hier einmal den Kirchenkreis Hildburghausen, der noch sehr volkskirchlich strukturiert ist und auf der anderen Seite den Kirchenkreis Naumburg-Zeit mit teilweise extrem entkirchlichten Gebieten. Diese beiden Pole mussten quasi „unter einen Hut“ gebracht werden. Aus meiner Sicht ist uns das gut gelungen. Ich sage hier „uns“, weil ich in dieser landeskirchlichen Arbeitsgruppe „Stellenplanung“ mitgearbeitet habe.

Das ist aber nicht der Grund für die kleine frohe Botschaft, die ich an dieser Stelle jetzt verkündigen kann. Als ein so genannter „Mittelkirchenkreis“, der zwar ländlich strukturiert, aber doch noch volkskirchlich geprägt ist, gehören wir zu den Kirchenkreisen, die von den neuen Stellenplankriterien sogar profitieren.
Legt man die Gemeindegliederzahlen aus dem Jahr 2008 zu Grunde, wie bei den Berechnungen geschehen, ergeben sich für unseren Kirchenkreis für das Jahr 2010 nicht 30,32 Stellen, sondern 34,27, das ist also ein Zuwachs von fast 4 Stellen im Verkündigungsdienst.
Wer jetzt in Jubel ausbrechen mag und sofort Ideen für neue Stellen im Kirchenkreis schmiedet, den muss ich allerdings mit Blick auf die künftigen und schon eingetretenen Entwicklungen erst einmal enttäuschen.
Die Gemeindegliederzahl auch in unserem Kirchenkreis sinkt stetig. Die Zahlen für 2010 liegen noch nicht genau vor, wir müssen aber mit einer Zahl von knapp unter 25.000 Gemeindegliedern rechnen. Damit wären die 34,27 Stellen schon wieder auf ca. 32,80 Stellen zusammengeschrumpft.
Neue Stellen zu schaffen wird uns dadurch nicht möglich sein, aber, und das ist die wirklich frohe Botschaft, der beschlossene Stellenplan von 2006 kann noch länger Bestand haben, als wir damals annehmen konnten. Ohne diese neuen Kriterien müssten wir jetzt schon wieder im Kreiskirchenrat und in der Kreissynode über einen neuen Stellenplan nachdenken und über Stellenkürzungen entscheiden. So aber verlängert sich diese „Atempause“ für uns alle wohltuend. Auf die allzu lange Bank können wir dieses Thema dennoch nicht schieben. Denn Langfristigkeit und Verlässlichkeit sind gerade bei diesem schmerzlichen Thema Grundelemente verantwortlichen Handelns.
Nach dieser kleinen frohen Botschaft bitte ich nun Frau Kruse nach vorn und wir sind gespannt, ob es vielleicht noch andere von diesen kleinen Botschaften gibt.

8. Zukunft unseres Kreiskirchenamtes
Zu den schönen gut gewachsenen Apfelbäumen im Garten des Kirchenkreises Südharz gehört bekanntermaßen unser Kreiskirchenamt mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aber auch das Kreiskirchenamt Nordhausen hat natürlich Anteil an der allgemeinen Entwicklung in unserer Kirche. Der Mitgliederverlust wird natürlich auch in der Verwaltung spürbar. Seit einigen Jahren arbeitet unser Kreiskirchenamt kostendeckend nur durch den Rückgriff auf früher gebildete Rücklagen. Es ist aber absehbar, wann diese Rücklagen aufgebraucht sein werden. Die Frage steht also, ob und in welcher Form das Kreiskirchenamt Nordhausen zukünftig noch seine Dienstleistungen für unsere Kirchengemeinden in gewohnter Form erbringen kann. Natürlich könnte der Kirchenkreis als Gemeinschaft aller Kirchengemeinden beschießen, das Kreiskirchenamt mit Zuschüssen in der jetzigen Form und gewohntem Umfang solange es irgend geht weiter zu unterhalten. Dies würde aber auf Dauer die Finanzkraft unserer Kirchengemeinden überfordern und wäre damit nicht zu verantworten.
Weil dies keine besondere Südharzer Situation ist, sondern mehr oder weniger alle Kreiskirchenämter betrifft, auch bedingt zum Teil auch durch das neue Finanzgesetz, haben wir als Superintendenten der neuen Propstei Erfurt-Eisenach zusammen mit unserem Propst einen Gesprächsprozess ins Leben gerufen, mit dem wir die Frage der künftigen Struktur der Kreiskirchenämter in der Propstei als gemeinsame Gestaltungsaufgabe erörtern wollen, um dann den jeweiligen Kreissynoden einen Beschlussvorschlag zu unterbreiten.
Der Kreiskirchenrat unseres Kirchenkreises hat in diesen Gesprächsprozess: Mathias Hartung vom Verwaltungsrat, unsere Amtsleiterin Frau Kruse, Michael Görk als Ihren Stellvertreter und mich als Superintendent entsandt. Wir werden in dieser Gruppe die Interessen unseres Kirchenkreises in gesamtkirchlicher Verantwortung vertreten und dabei besonders auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unseres Kreiskirchenamtes im Blick haben. Zu dieser Verantwortung gehört, dass wir die dafür verantwortlichen Gremien unseres Kirchenkreises zu gegebener Zeit über Vorschläge und Modelle informieren und Überlegungen rückkoppeln. Transparenz und Vertraulichkeit sind auch in diesem Prozess keine Gegensätze, sondern bedingen sich gegenseitig. Dass wir diese Frage für uns nicht auf die ganz lange Bank schieben können, hat seinen Grund auch in der traurigen Tatsache, dass die Dienstzeit unserer Amtsleiterin sich so langsam Ihrem Ende zu neigt. Am 1.März 2012 wird Frau Kruse in den Ruhestand gehen. Auf der anderen Seite zwingt uns die Finanzsituation unseres Kreiskirchenamtes aber auch nicht zu ganz schnellen Entscheidungen, so dass wir mit der nötigen Gelassenheit in diesen Gesprächsprozess gehen können.

9. Aus der diakonischen Arbeit
Wir werden uns ja auf der Herbstsynode dem Thema „Diakonisches Handeln in unseren Kirchengemeinden und im Kirchenkreis“ ausführlich widmen. Darum heute dazu nur eine kurze Bemerkung. Die Suchthilfe der Diakonie feiert in diesen Tagen ihr 20 jähriges Bestehen. Sie gehört ohne Zweifel zu den diakonischen Erfolgsgeschichten in unserem Kirchenkreis. Das gilt sowohl für den Standort „Schackenhof“ in Nordhausen als auch für den
„anderen Bahnhof“ in Sollstedt. Das haupt- und ehrenamtliche Engagement in diesen Einrichtungen ist erstaunlich und die fachliche Kompetenz der Suchthilfe ist im Landkreis Nordhausen mehr als anerkannt. Es lohnt sich z.B. einmal die „Go-Spezial“ Gottesdienste am ersten Samstag im Monat um 18.30 Uhr im anderen Bahnhof zu besuchen, um etwas von der besonderen Prägung und Atmosphäre dort mitzubekommen.

Schluss
Nachdem ich aus kreiskirchlicher Perspektive manches gepflanzte oder noch zu pflanzendes Apfelbäumchen im Garten des Kirchenkreises in den Blick genommen habe, nun noch einmal abschließend zurück zum „...bis an der Welt Ende!“
Das Ende mit bedenken in all unserem Pflanzen und Planen, in unser Tun und Lassen, das hat für uns aus christlicher Perspektive nichts wirklich Bedrohliches, auch nicht in vielen schmerzlichen Veränderungsprozessen, die wir als Kirche in dieser Zeit durchleben. Denn der „Welt Ende“ ist nicht das Ende der Hoffnung, sondern deren Vollendung.
Die Bibelwoche zum Epheserbrief in diesem Jahr bestärkt uns in dieser Welt-Anschauung. Ohne den Dingen dieser Welt einfach Ihren Lauf zu lassen, ohne die Hände in den Schoß zu legen, ohne vor den schlimmen Zeiten zu resignieren, doch um die Vorläufigkeit unseres Tun zu wissen. Nicht, weil die Welt sowieso den Bach runter geht! Nicht weil alles vergebliche Liebesmüh` wäre. Sondern weil wir mit einer Verheißung leben, die am Ende auch kein Asteroid und keine kosmisch bedrohlichen Entwicklungen und schon gar nicht wir Menschen mit unserem oft fahrlässigen Umgang mit Gottes Schöpfung zerstören können. Gott sei Dank!
Gottes Plan für diese Welt und seine Kirche steht und er wird sich erfüllen. Am Ende wird alles gut! Wie es war im Anfang. Wie viel sich in unserem Leben auch wandeln mag, im Leben der Kirche und im Leben dieser Welt „bis an der Welt Ende“. Unwandelbar sind Gottes Verheißungen.
So wie es unser Altbischof Axel Noack in seiner ganzen eigenen Art mit Blick auf die Kirche immer mal wieder gesagt hat: „An uns kann es jedenfalls nicht liegen, dass es die Kirche immer noch gibt!“ Das gilt wohl auch mit Blick auf die gute Schöpfung Gottes in ähnlicher Weise: „An uns jedenfalls kann es nicht liegen, dass es diese Erde noch immer gibt!“ Wahrlich nicht! Es liegt an IHM. Und da liegt es gut.


Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!

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