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Zauberspruch oder Segen?
Sonntag, 07. Mai 2017, 07:05 Uhr
Zauberspruch oder Segen?
Zu Ostern war es der Zeit geschuldet, dass ich meiner Familie statt eigener handgemachter Klöße Fertigklöße aus dem Supermarkt zumuten musste. In der Kochanleitung las ich am Ende noch folgenden Satz: …Dann noch einen Zauberspruch aufsagen, und die Klöße gelingen. – Sollte ich darüber nun lachen oder weinen?
Sicher war das Ganze spaßig gemeint. Sollten die Klöße Matsch geworden sein, war wenigstens der Zauberspruch schuld. Mich hat das eher genervt. Nichts gegen Zauberkunststückchen oder die hohe Kunst der Sinnestäuschung in den großen Zaubershows. Hier war es mir zu kindisch, Kochanweisungen mit albernen Zaubersprüchen zu vermischen.
Horoskope und anderer Aberglaube haben in unserer sogenannten aufgeklärten Welt nach wie vor Hochkonjunktur. Medien und Werbung bedienen die Bedürfnisse der Menschen geschickt.
Ich erkenne hieran, dass die Menschen nach wie vor eine große Sehnsucht nach Dingen jenseits unserer erfahrbaren Welt in sich tragen. Sie sind auf der Suche nach einem Sinn in ihrem Leben. Auch wenn das Leben Tag für Tag, Woche für Woche dahinfließt und alles normalerweise seinen Platz und seine Ordnung hat – eines Tages kommt die Frage: Wozu eigentlich das Ganze? Trotz allem Fortschritt durch moderne Wissenschaften – eine Antwort auf diese Frage nach dem Sinn des Lebens können sie nicht geben. Darin bleibt die Wissenschaft orientierungslos.
Das Christentum kann meines Erachtens eine gute Orientierung geben. Als Christ fühle ich mich getragen in einer höheren und umfassenderen Wirklichkeit. Hier kann ich mich geborgen fühlen. Ich bin froh, dass mit Gott für mich alles einen Sinn hat. Ich verdanke mich nicht einem Zufall, sondern einem guten Gott. So kann man auch sagen, dass es nicht nur Zufall und Bauernkunst ist, dass das Korn wächst und Früchte bringt. Deshalb sage ich über den Klößen keinen Zauberspruch, sondern bin dankbar, dass ich Gott um den Segen dieser Speise bitten kann.
Gisela Zeh
Domgemeinde
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