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Christusdorn: Das Kino nicht zu früh verlassen…
Sonntag, 12. Juli 2020, 04:42 Uhr
Alle Jahre wieder folgende Feststellung in den Kirchen: Die Austrittswelle hält an. Die Mitgliederzahlen sinken. Wir schrumpfen! Warum also auf diesem sinkenden Schiff bleiben? Warum sich für die eigene Kirchenmitgliedschaft rechtfertigen und sich schiefen Blicken stellen? Warum nicht einfach mit den vielen anderen weggehen?
Ich habe für mich eine Antwort gefunden. Hape Kerkeling macht in seinem Buch Ich bin dann mal weg einen mich zutiefst faszinierenden Vergleich eines Dorfkinos mit der Institution Kirche. Die Leinwand hängt schief, ist verknittert. Die Lautsprecher knistern, manchmal fallen sie ganz aus. Man sitzt auf unbequemen, quietschenden Holzsitzen und es wurde nicht mal sauber gemacht. Die Vorführung ist mies, doch das ändert nichts an der Größe des Films. Leinwand und Lautsprecher geben nur das wieder, wozu sie in der Lage sind. Ich bin nicht um der Kirche willen eines ihrer Mitglieder, sondern aufgrund des in ihr gespielten Filmes. Ein richtiger Blockbuster. Eine Liebesschnulze zwischen Gott und uns Menschen. Nun ja, die Qualität der Darstellung lässt manchmal zu wünschen übrig und in vielen unserer 104 Kinos im Kirchenkreis kommt es zu immer weniger Vorstellungen. Aber dem Film Gottes tut dies keinen Abbruch. Im sechsten Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir Von da an wandten sich viele seiner Jünger ab und gingen hinfort nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens. Oder mit Worten von Hape Kerkeling gesprochen: Irgendwann können wir uns den Film in bester 3-D- und Stereo-Qualität unverfälscht und in voller Länge ansehen. Und vielleicht spielen wir dann ja sogar mit. Also auf zur nächsten Vorstellung!
Christopher Bischoff
Lektor der Kirchengemeinde Bielen und Student
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