Dieses Wochenende werden die Nordhäuser so schnell nicht vergessen - Himmel und Menschen trafen sich zum Glockenguss. Die Spender sind überglücklich, dass alles so wunderbar funktioniert hat und so viele Menschen am Geschehen Teil haben wollten. Ein großes Ereignis für die Rolandstadt.
(re) Als am 24. September das Abendläuten der Blasiikirche in Nordhausen zu hören war, trat der Glockengießer Christoph Schmitt aus Brockscheid in Aktion. Ganz in der Nähe der Kirche hat er unter den gespannten Blicken des Publikums, mitten in der Stadt, eine Glocke gegossen. Sie wird mit ihren 150 kg (133 kg waren es nach dem Guss tatsächlich) und 66 Zentimetern Durchmesser die neue bronzene Uhrschlagglocke. Der Guss ist gelungen, kurz nach der Reinigung hörte man bereits am Sonntagnachmittag beim Gemeindefest einen ersten Ton. Viele, viele Hände, alte und junge waren hier gemeinschaftlich im Einsatz. Nordhausen hat bei seiner neuen Glocke wahrlich selbst Hand angelegt und wurde mit reichlich schwarzem Schmutz beim Bürsten belohnt. Das tat dem Elan jedoch in keiner Weise Abbruch.
Glockenweihe wird nach der Aufhängung im Turm dann am Reformationstag gefeiert. Was nach einem einmaligen Erlebnis für die Zuschauer klingt, ist für die Spender der notwendigen 18.000 Euro, das Ehepaar Ute und Klaus Drechsler sowie Barbara Losche, viel mehr. An den beiden Tagen waren sie ständig präsent und haben jeden Handgriff mit eigenen Augen mitverfolgt. Die Rührung, als das gute Stück dann endlich sichtbar wurde, war unbeschreiblich. Alle Drei verspüren eine tiefe Freude, denn es ist ihnen gelungen, eine bleibende Erinnerung zu schaffen. Eine Erinnerung mit diesem Gusserlebnis für ganz Nordhausen und mit der Glocke an geliebte Menschen, von denen sie jeweils Abschied nehmen mussten – Zwillingsschwester sowie Mann und Sohn. Wer diesen Hintergrund kennt, wird die Inschrift der neuen Glocke Meine Zeit steht in deinen Händen! noch einmal ganz anders betrachten. Und ihr vielleicht auch anders lauschen, wenn sie künftig alle Viertelstunde erklingt. Die Glocke erinnert uns daran, dass all unsere Zeit, Gutes und Schweres, in Gottes Hand steht, bekräftigt Pfarrerin Elisabeth Alpers-von Biela mit Blick auf die Lebensgeschichten der Drei.
Mit dem Neuguss ändert sich auch die Anordnung im Glockenstuhl hoch oben im Turm – die Lücke wird geschlossen. Eigentlich sei die derzeitige Uhrschlagglocke eine Läuteglocke, sagt Christoph Schulz, Glockensachverständiger der EKM. Ihre Machart ist für eine Uhrschlagglocke sehr aufwendig. So freihängend im Turmhelm ist sie Wind und Wetter stark ausgesetzt, im Glockenstuhl hängt sie geschützter. Mehr dazu wird sicherlich bei seinem Vortrag am 26. September zu hören sein.
Bei der letzten Glockenstuhlsanierung konnte zwar viel Geld in kurzer Zeit gesammelt werden, doch es reichte nicht, um eben diese Glocke aus dem Helm, in den Glockenstuhl zu den anderen zu transportieren und eine neue Uhrschlagglocke als Ersatz zu gießen. Umso schöner sei es, dass es jetzt so weit sei und dieser Abschnitt abgeschlossen werden könne, freut sich die Pfarrerin. Die derzeitige Uhrschlagglocke ist sehr wertvoll, erzählt Barbara Losche begeistert und ist froh, dass sie ins Geläut aufgenommen wird. Auf ihr finden sich acht Pilgerzeichen, so, wie es sie aus der Wallfahrtszeit der Rosenkirche in Elende auch gibt. Für uns als Gemeinde hat der Glockenguss eine große Bedeutung. Mit dieser Glocke und der Umhängung der anderen ist wieder eine lange Geschichte zu Ende gebracht worden, erklärt die Pfarrerin und lädt herzlich zu den letztlich drei besonderen Tagen ein.
Regina Englert
Wir verwenden Cookies um die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren und geben hierzu Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website an Partner weiter. Mehr Informationen hierzu finden Sie im Impressum und der Datenschutzerklärung.✖