Donnerstag, 01. Dezember 2022, 16:54 Uhr
Prosit - es möge gelingen - die Netzwerkkirche Ellrich ist eröffnet - freuen sich Martin Bischoff vom Kirchbauverein und Pfarrer Jochen Lenz (Foto: R. Englert)
Ideen und Dankbarkeit tanzen miteinander
(re) Neben dem 1. Adventskalendertürchen öffneten sich am 1. Dezember dieses Jahres auch erstmalig die Türen der Netzwerkkirche Ellrich. Ein relativ kurzer, aber umso intensiverer Weg dorthin liegt hinter der Gemeinde. 2019 gewann das Team der St.-Johannis-Kirche bei der Fernsehshow "Mach dich ran". Als Ministerpräsident Bodo Ramelow damals von diesem Sieg im Radio hörte, ließ er seinen Fahrer umdrehen. "Gott, sei Dank, war ich nur 6 km entfernt, als ich die Meldung hörte und ich wollte mitfeiern", erzählt er noch heute begeistert in seinem Grußwort. Er war zuvor bereits häufiger zu Gast in Ellrich, die fehlenden Kirchtürme und die Idee der Netzwerkkirche in der ehemaligen Grenzregion, weckten sein Interesse. Ende 2020 konnte die Gemeinde einen Förderbescheid aus den Händen des Thüringer Ministerpräsidenten entgegen genehmen.
Rasante Entwicklung
Als alles Geld beisammen war, ging es rasant schnell. Am 9. September 2021 stellte die Gemeinde den Bauantrag und am 22.02.2022 wurde die Genehmigung erteilt. Am 28. Februar begannen die Bauarbeiten und am 1. Dezember feiert man gemeinsam die Eröffnung in einem vollkommen umgestalteten Gotteshaus. Nun soll es für alle ein Ort der Begegnung sein. Das darf sich Tempo nennen, betont auch der Vorsitzende des Fördervereins, Martin Bischoff.
Der Architekt Herr Tandler erläutert dem Ministerpräsidenten die Details des Umbaus (Foto: R. Englert)
Glockenklang bewegt
Bewegt erzählt er weiter, dass man im Mai erstmals wieder die Ellricher Glocken gehört habe. 60 Jahre haben sie in der Kirche gestanden und geschwiegen. Mit einem Hebegerät wurde die kleinste, 14 Zentner schwere Glocke angehoben. Christoph Schulz schlug sie an. Was im Moment des Klangs in den vielen versammelten Ellrichern vor sich ging, muss unvorstellbar gewesen sein. Martin Bischoff erstickt es jetzt noch kurz die Stimme, wenn er davon erzählt. Tatsächlich sind alle vier Glocken funktionstüchtig und in zwei Jahren könnten sie wieder läuten. Was für ein unerwartetes Geschenk.
Einladung zum Ball
Mit dem Umbau zur Netzwerkkirche ist das große Gotteshaus nun zukunftsfähig und kann den nächsten Generationen übergeben werden. Offen und nutzbar für alle Ellricher und Gäste, die sich einladen lassen. Pfarrer Jochen Lenz träumte bereits in seiner Predigt von einem großen alljährlichen Ball - mit dem Lohorchester im Altarraum und tanzenden Menschen überall in der Kirche. Bodo Ramelow bat bereits um Terminmitteilung. Er könne ein plötzliches Auftauchen, wie beim Showgewinn, nicht ausschließen, schmunzelte er. Tanzen sollen auch die Ideen für die zukünftige Nutzung von St. Johannis. Freude und Dankbarkeit tanzten bereits heute Hand in Hand durch die Kirche.
Die Baugenehmigung für die Türme strahlend in Händen - Martin Bischoff (Foto: R. Englert)
Türme weithin sichtbar
Die größte Überraschung des Tages hatte aber wohl der zweite Beigeordnete des Landkreises Nordhausen, Dirk Schimm, im Gepäck. Er brachte die Baugenehmigung für die beiden Türme der Kirche als Geschenk mit. Sie sind die große Wunde, die die Ellricher besonders schmerzt, wegen derer sie mit Ramelow damals Kontakt aufnahmen. In der einstigen Grenzregion hatte man die weithin sichtbaren Türme zu DDR-Zeiten abgerissen. Doch die Ellricher haben eine ungeahnte Zähigkeit bewiesen und Menschen für den Wiederaufbau begeistern können - unter ihnen auch den Ministerpräsidenten des Freistaates. Im Juni 2021 überbrachte er den Förderbescheid über 3,1 Millionen aus dem Sondervermögen der Parteien und Massenorganisationen der DDR - welch eine Ironie der Geschichte.
Turmplanung von Smits&Tandler (Foto: Smits&Tandler)
Turmplanung von Smits&Tandler
Pressestimmen:
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Danke, Jessica Piper, für die Ergänzung der Fotogalerie. Jessica Piper ist Pressesprecherin im Landratsamt Nordhausen.