Glockenweihe mit Pfarrerin Annegret Steinke (Foto: R. Englert)
(re) Der Morgen danach - still liegt die Kirche da, noch ein bisschen im Nebeldunst. Es brennen bereits vier Kerzen. Nur der prächtige Blumenschmuck, der neue Bienenbaum auf der Kirchwiese und die bunten Wimpel, die im Wind flattern, erinnern noch an den großen Festtag am Sonntag. Die kleine Gemeinde Elende feierte die Glockenweihe ihrer Pilgerglocke. Ein schöner Grund für gleich vier Pilgergruppen sich auf den Weg nach Elende zu machen, unter ihnen auch Pilger der Via Romea, aus Nordhausen, Ilfeld und Bleicherode. Beim feierlichen Einzug in die Kirche zu Beginn des Gottesdienstes, waren die Vertreter der Gruppen deutlich an ihren Pilgerstöcken zu erkennen. In der Rosenkirche (St. Marien) wurden sie bereits von gut 200 Gottesdienstbesuchern erwartet. Damit hat sich die Einwohnerzahl des kleinen Elende mehr als verdoppelt. Selbst draußen vor der Kirche hatte man sich noch Bänke vor die offene Tür gestellt.
Pilgergruppe aus Bleicherode (Foto: Chr. Maletz)
Glockenweihe im Turm
Auch von dort hörte man den großen Posaunenchor Niedergebra mit vielen befreundeten Bläserinnen und Bläsern aus dem Kirchenkreis, einen Projektchor, den Pfarrer Michael Steinke eigens dazu ins Leben gerufen hatte, die Organistin Martina Lübbecke und ein besonderes Pilgerlied. Der aber wohl am meisten erwartete Ton, war der Klang der Pilgerglocke nach ihrer Weihe. Dazu war Pfarrerin Annegret Steinke samt Talar und Mikrofon auf den mehr als warmen Turm gestiegen. Per Funk hörte die Gemeinde in der Kirche mit - es herrschte absolute Stille.
Unhörbar lief eine Kamera des MDR im Hintergrund, so dass die Gemeinde diesen besonderen Moment dann später im Thüringen Journal noch einmal miterleben konnte. Auch die Kamerafrau war tapfer mit ihrem gesamten Equipment aufgestiegen.
Nach der Weihe dann das große Geläut. Erstmals läuteten die alte Glocke von 1817 und die Pilgerglocke gemeinsam im Gottesdienst. "Wir haben schon den Glockenguss erleben dürfen, das war jetzt die feierliche Vollendung des Projekts", erzählt Anett Bastubbe vom Gemeindekirchenrat. So manch einer angelte verstohlen nach einem Taschentuch. Später dann auch, um die Schweißperlen abzuwischen, die Temperatur in der Kirche stieg mit jeder Minute. Doch die abwechslungsreiche Gestaltung des Gottesdienstes durch das Pfarrehepaar sorgte für aufmerksame Zuhörerschaft.
Stephan Domann, Kathrin Schwarze, Superintendent Andreas Schwarze (Foto: R. Englert)
Bienenbaum als Erinnerung
Im Anschluss überreichten Superintendent Andreas Schwarze und der Vorsitzende des Bau- und Finanzausschusses Stephan Domann einen Bienenbaum als Erinnerung an die Glockenweihe und als Dankeschön für ehrenamtliches Engagement. Er wurde noch am Nachmittag von den Beiden gemeinsam mit Kathrin Schwarze eingepflanzt und wird zukünftig die Bienen im Sommer mit seinen Blüten erfreuen. "Das war eine wunderbare Überraschung und eine tolle Idee zur Freude unserer Natur", strahlt Regina Englert begeistert. Die Gemeinde wird jetzt umso nachhaltiger an diesen Tag erinnert - mit Baum und nun auch erstmals wieder regelmäßigem Mittags- und Abendläuten. Dank der Elektrifizierung beider Glocken ist dies nun möglich. Und auch die über 300-jährige handaufgezogene Turmuhr schlägt wieder. "Sie ist der Herzschlag unserer Kirche und beruhigt mit ihrem Ticken, das im Gotteshaus gut zu hören ist", erzählt Regina Englert.
Es gab also viel zu sehen an diesem besonderen Tag in dem kleinen Dorf - Interessierte stiegen zur neuen Glocke und alten Turmuhr auf, sahen sich den Film vom Glockenguss an oder genossen die leckere Erbsensuppe der FFW Obergebra mit Blick auf die Kinder, die sich in der SpielWerkstatt mit Hammer, Brennkolben und Straßenkreide oder an der Murmelbahn amüsierten.
Die SpielWerkstatt mit Alexander Ibe war dabei (Foto: A. Ibe)
Neuer Pilgerweg
Der große Festtag ist vorüber und wirft gleich einen Blick auf das nächste Ereignis in Elende. Am 16. September wird der neue Pilgerweg von der Rosenkirche über die mittelalterliche Wegekapelle Elende hoch zur Basilika Münchenlohra eröffnet. Start ist um 13 Uhr mit einem Imbiss an der Rosenkirche. Der kleine Pilgerweg rund um das Dorf, der zu Coronazeiten installiert wurde, wird gut angenommen. Bald kann man ein Stück weiter gehen und unterwegs gleich zwei Kirchen und eine Kapelle entdecken. Beide Kirchen sind offen. Elende jetzt seit 20 Jahren und das ständig. Die vier Kerzen am frühen Morgen erzählen von der Bedeutung der offenen Kirchentür für die Besucher.
Wir verwenden Cookies um die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren und geben hierzu Informationen zu Ihrer Nutzung unserer Website an Partner weiter. Mehr Informationen hierzu finden Sie im Impressum und der Datenschutzerklärung.✖