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Christusdorn von unterwegs - R. Englert
Freitag, 06. Oktober 2023, 19:40 Uhr
(re) Ich bin unterwegs, als mich die Nachricht erreicht, dass es für dieses Wochenende keinen Christusdorn in der Thüringer Allgemeinen geben wird. Die Schreiber haben ihn wohl vergessen. Wer hat noch nichts im Leben vergessen? Ich würde ohne meinen Handy-Kalender ziemlich viel vergessen. Die Termine häufen sich, einer wichtiger als der andere, niemand will vergessen werden.
Doch jetzt bin ich unterwegs und darf mal in Ruhe Dinge vergessen und schauen, was in dieser Ruhe so alles nach oben kommt, sich in den Kopf drängelt.
Zunächst nichts, ich bin müde, da mag das Hirn nicht aktiv sein. Zu viel war los in letzter Zeit, zu oft das Handy in der Hand gehabt, um noch schnell Nachrichten anzuhören, zu lesen oder zu versenden.
Doch mit zunehmender Ruhe öffnet sich der Blick für die schönen Dinge um mich herum - die Sonne am Morgen, das knusprige Croissant, die prächtigen Weinberge durch die ich wandern darf, die fleißigen Erntehelfer, den köstlichen Wein, den sie produzieren und den man überall probieren darf. Niemals wird dieser Wein mehr so köstlich sein wie hier, wo alles um mich herum nach Trauben und keltern duftet.
Und zu Hause? Der Wein wird Erinnerungen wecken.
Schöne, zweifelsfrei.
Zu Hause bin ich gerade für ganz anderes dankbar - für die Menschen, die Gesicht gezeigt haben. Menschen, die sich anlässlich der Stichwahl zum Nordhäuser Oberbürgermeister positioniert haben, obwohl sie wussten, dass das nicht überall auf Gegenliebe stoßen würde. Menschen, die jetzt nach der Wahl Frieden stiften möchten und anbieten, diesen Frieden aktiv mitzugestalten. Dafür bin ich dankbar und nicht nur an diesem Sonntag.
Und wenn Sie mich fragen, was sich nach den letzten Sätzen jedoch vermutlich erübrigt, ob Kirche "neutral" sein sollte, dann frage ich Sie, ob Sie wirklich glauben, dass Jesus einer war, der sich nicht eingemischt hat.
Regina Englert von unterwegs
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